Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
ist, was ich wirklich machen möchte. Vielleicht wäre ich in fünfzehn Jahren eines Morgens aufgewacht und hätte mich gefragt, ob das jetzt alles war.“
„Aber du hast dich doch aus freien Stücken für diese Ausbildung und diesen Beruf entschieden oder nicht?“ Miri schien sie noch immer nicht ganz zu verstehen.
„Schon. Und ich mache meine Arbeit auch gerne. Das sagt aber noch nichts darüber aus, ob ich mein Leben ausschließlich mit Programmieren verbringen möchte. Angestellt. Bei einer großen Firma.“
„Was wären denn die Alternativen?“
„Mich weiterbilden, Computergames entwerfen, als Freelancer zu arbeiten, was weiß ich…“
„Duftkerzen herstellen, Kräuter ziehen…“
„Was?“ Perplex blieb Kaja abrupt stehen, so dass Miri fast in sie hinein gelaufen wäre.
„Passt doch auf“, grummelte der Drache. Zorro, der das Durcheinander spürte, kehrte besorgt von seinem Ausflug ins Unterholz zu der kleinen Gruppe zurück und bellte aufgeregt.
Von einem kleinen Seitenweg nahte in schnellem Trabtempo ein fuchsfarbenes, nicht allzu großes Pferd mit einer schlanken Reiterin. Die Reiterin parierte ihr Pferd in den Schritt durch, was diesem nicht allzu sehr gefiel. Es wurde zwar langsamer, begann aber dafür nervös auf der Stelle zu treten. Kaja zerrte Zorro, der zum Glück mit seiner Kläfferei aufgehört hatte, am Halsband an den Wegrand.
„Hier geht es nicht weiter. Das ist alles Privatbesitz“, herrschte die Reiterin die kleine Gruppe unfreundlich an. „Und ich wäre froh, wenn ihr euren Drachen zurückpfeifen könntet, der macht mir mein Pferd noch ganz verrückt!“ Mit diesen Worten wendete sie ihr Pferd elegant auf der Hinterhand und galoppierte davon. Miri konnte sich gerade noch ducken, als kleine Kieselsteine in ihre Richtung spritzten.
„Du meine Güte, die war ja vielleicht unfreundlich!“, regte Kaja sich auf. „Was denkt die eigentlich, wer sie ist?“
„Äh, Kaja“, unterbrach sie eine perplex dreinblickende Miri.
„Was denn?“ Kaja wollte sich lieber noch eine Weile über diese unerfreuliche Begegnung aufregen.
„Ich sage dir das jetzt nur ungern, aber…“
„Ja, was denn?“ Ungeduldig blickte sie zu Miri.
„Ich denke, wir haben soeben unsere andere Schwester kennengelernt.“
„Schwester? Ich habe doch gar keine… Du meinst?“
„Genau. Die dritte der Drachenschwestern.“ Für einen Moment herrschte Stille. Nur die Eichelhäher ließen sich nicht stören und stritten fröhlich weiter. Schließlich brachte Kaja heraus: „Das darf doch nicht wahr sein. Und ich hatte so gehofft, dass die dritte im Bunde genau so unkompliziert und nett ist wie du!“
„Vielleicht ist sie das ja auch.“
„Wie bitte? Warst du eben gerade nicht anwesend? Das war ja wohl kaum freundlich zu nennen.“
„Wer weiß, vielleicht hatte sie ja ihre Gründe. Und schließlich begegnet man ja nicht täglich einem Drachen. Eventuell hat sie das etwas aus dem Konzept gebracht.“
„Diesen Eindruck hatte ich allerdings nicht“, brummte Kaja verdriesslich.
Damit hatte Kaja nicht einmal so Unrecht. Die Frau regte sich nämlich so über die Eindringlinge in „ihrem“ Wald auf, dass ihr zuerst gar nicht auffiel, dass sie soeben einen leibhaftigen Drachen gesehen hatte. Genau genommen war es natürlich nicht ihr Wald, auch wenn sie das soeben behauptet hatte. Sie wusste gar nicht, wem dieses Waldstück gehörte. Es war ihr auch egal. Wichtig für sie war, dass sich meistens keine Menschenseele bis hierher verirrte.
„Findest du das nicht ungerecht, Fuks, dass wir nirgends unsere Ruhe haben?“
Das kleine Pferd zuckte mit seinem linken Ohr in ihre Richtung, behielt aber gleichzeitig einen gefährlich aussehenden Baumstrunk im Blick. Die Frau ahnte das Ausweichmanöver voraus und legte den äusseren Schenkel an, um ihn am wegspringen zu hindern und ihm Sicherheit zu vermitteln. Abwesend tätschelte sie seinen Hals. Sie wusste wirklich nicht, was diese beiden jungen Frauen mit dem neurotischen Hund und diesem unmöglichen blauschillernden Drachen hier in ihrem Wald machten. Hier gab es doch überhaupt nichts Spannendes zu sehen. Sie runzelte die Stirn. Irgendetwas stört sie, wenn sie an die Gruppe zurück dachte. Unvermittelt hielt sie das Pferd an. Fuks schnaubte unwillig. Ein Drache? Meine Güte, ich glaube ich sollte mal zum Arzt. Meine Paranoia scheint ja recht extreme Züge anzunehmen. Das kleine Pferd zuckte nochmals mit dem Ohr, diesmal mit dem andern und warf dann
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