Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Heute Abend passte schlecht. Wenn sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen wolle, musste sie das heute tun. Ausser, sie würde Miri mitnehmen, um… Ja, um was eigentlich? Um sie zu bitten, Schmiere zu stehen? Um ihr bei etwas halblegalen, oder, korrekter ausgedrückt, illegalen zu helfen? Wohl eher nicht. Sie kannte die Frau ja kaum. Wollte sie etwa schon wieder jemandem komplett Fremden vertrauen? Das ist es ja, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, sie ist dir nicht fremd. Im Gegenteil. Sogar beängstigend vertraut. Unsinn. Sie verdrängte die Stimme aus ihrem Kopf.
„Kaja bist du noch dran?“ Miris Stimme holte sie wieder in die Gegenwart zurück. „Es war nur so eine Idee, wenn du nicht willst, verstehe ich das gut.“ Ihre Stimme klang jetzt plötzlich unsicher und weniger lebhaft.
Kaja ging auf, dass sie offensichtlich zu lange gebraucht hatte, um zu antworten, weshalb sie sich beeilte zu sagen: „Ich finde es eine gute Idee Ich würde mich freuen. Nur, dieses Wochenende ist ganz schlecht, aber wie wäre es mit Montagabend?“
„Ja, toll, Montag geht auch. Meine Adresse hast du ja. Um sieben Uhr?“
„Passt mir gut. Kann ich meinen Hund mitbringen?“
„Solange er keine Angst vor meiner Katze hat“, scherzte Miri, „gerne.“
Als Kaja und ihr vierbeiniger Partner schließlich vom Rennen zurück waren, war es draußen schon stockdunkel. Nachdem sie sich geduscht und umgezogen hatte, setzte sie sich an den Küchentisch und versuchte, ihre Gedankenflut im Kopf zu ordnen. Den USB-Stick mit dem Programm-Teilstück, das sie einfügen wollte, hatte sie sicher in ihrer Hosentasche verstaut. Jetzt müsste sie sich nur ein Herz fassen und endlich losfahren, damit sie die Sache hinter sich bringen konnte. Doch sie zögerte noch. Wirklich zu dumm, dass Klein-Freddy in den anderen Gebäudekomplex versetzt wurde. Sie hatte einfach keine Ahnung, wer dort arbeitete und ihre Anwesenheit zu dieser Tageszeit zu rechtfertigen, wäre selbst bei Arbeitskollegen schwierig. Wenn doch bloß Lance hier wäre. Da wäre der Drache einmal zu etwas nütze und ausgerechnet dann ist er weg, schimpfte sie still vor sich hin. Er hätte vorausgehen können, um herauszufinden, ob noch irgendjemand am Arbeiten war. Sie seufzte. Immerhin war Freitag. Da bestand wenigstens eine kleine Chance, dass selbst die extremen Workaholics sich für kurze Zeit von ihrem Arbeitsplatz trennten, um sich ins Nachtleben zu stürzen. Was zum Teufel… Das Deckenlicht in der Küche barst mit einem lauten Knall und die Luft um sie herum summte und knisterte spannungsgeladen.
„Lance?” Staunend erkannte Kaja seine Umrisse auf dem Sofa, wenn auch nicht ganz so klar wie sonst.
„Was machst du denn hier? Ich dachte, du hättest wichtige Fragen zu klären?”
Lance starrte sie böse an. „Das ist richtig. Und ich hatte es eben geschafft, eine Audienz bei der ältesten Drachin zu kriegen, als du mich gerufen hast! Jetzt muss ich nochmals ganz hinten anstehen. Weißt du wie lange das dauert?“, fragte er aufgebracht.
„Offensichtlich ca. 24 Stunden, wenn du es jetzt gerade geschafft hättest“, antwortete Kaja leicht belustigt. „Aber ich habe dich gar nicht gerufen. Auch wenn ich zugeben muss, dass du mir wie gerufen kommst“, schloss sie augenzwinkernd.
„Klar hast du mich gerufen“, schnauzte er sie an. „Deine Worte waren: ‚wenn Lance bloß hier wäre’, was so viel heißt wie: Du brauchst mich.“
Verblüfft starrte Kaja ihn an. Schließlich klappte sie ihren Mund wieder zu und meinte versöhnlich: „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du dann auf der Stelle erscheinst, wie ein Flaschengeist.“
„Wenn du mir mehr über dich und Drachen im allgemeinen erklärt hättest, wäre das nicht passiert“, konnte sie sich nicht verkneifen hinzuzufügen.
Den letzten Teil ihrer Aussage ignorierend, gab er steif Auskunft: „Es ist meine Pflicht, schließlich bist du mein Schützling.“
„Gut, wenn das so ist und du schon mal hier bist, dann lass uns keine Zeit verlieren. Zorro, du bleibst ausnahmsweise hier, verstanden?“
Der Hund kommentierte das mit einem verzweifelten Heuler und verlegte sich dann, als er merkte, dass er Kaja nicht umstimmen konnte, darauf, sich mit einem finsteren Gesichtsausdruck unterm Sofa zu verkriechen. Kaja drehte sich zum Drachen um, schlüpfte in ihre Jacke, die über dem Stuhl gehangen hatte und sagte zu ihm: „Komm, wir müssen los.“
„Wohin denn?
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