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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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schlaff aus, was dem scharfen Blick des Wirtes nicht entging. Sie enthielt denn auch nur noch sechs Louisdors, und um die erforderliche Summe vollzumachen, mußte der Gast seine Taschen umdrehen. Mit knapper Not fand sich soviel Geld zusammen, wie die Rechnung betrug.
    »Ich danke bestens,« sprach der Wirt, das Geld einstreichend. »Dies wäre der Preis für heute. Gedenken Monsieur nun die Wohnung auch für morgen noch zu behalten? Oder könnte ich –?« – »Auch für morgen noch!« rief der Fremde. »Doch Sie haben es ja gesehen, Cropolé – ich habe kein Geld mehr. Nehmen Sie also diesen Diamantring – er ist unter Brüdern 300 Pistolen wert. Verkaufen Sie ihn so vorteilhaft wie möglich. So viel, wie die Wohnung kostet, schlagen Sie allemal heraus.«
    »Aber ich bin kein Kenner von Schmucksachen,« wandte der Wirt bedenklich ein. – »So werden Sie hier einen Goldarbeiter finden, der Kenner ist,« erwiderte der Fremde. »Und nun lassen Sie mich in Ruhe. Unsere Rechnung ist beglichen.« – Cropolé verneigte sich. »Wenn ich Monsieur beleidigt haben sollte, so bitte ich die Umstände zu berücksichtigen und es mir nicht übelzunehmen,« sprach er noch, aber der Fremde machte eine so abweisende, energische Handbewegung, daß der Wirt es vorzog, sich zu empfehlen.
    Als er gegangen war, senkte der Fremde den bisher so majestätischen Blick zu Boden, und ein bitteres Lächeln der Hoffnungslosigkeit spielte um seine zusammengepreßtenLippen. Stumm und unbeweglich saß er am Fenster und blickte hinaus, bis die Nacht einbrach und in allen Fenstern Licht aufflammte. Während er saß und schaute, erklang unten plötzlich der Ruf: »Der König kommt! Der König kommt!« – Gleich darauf näherte sich, begleitet von vielen lodernden Fackeln, der Zug des Hofes. Eine Kompagnie Musketiere und eine Schar berittener Edelleute bildeten den Vortrab. Dann folgte, von vier Rappen gezogen, die Equipage des Kardinals Mazarin, hinter der seine Pagen und Diener einherschritten. Dann kam die Kalesche der Königin-Mutter mit einer Escorte von Ehrendamen und Kavalieren. Dann – auf einem schönen Pferde mit langer Mähne – der König – zwei Schritte hinter ihm Prinz von Condé, Dangeau und zwanzig andere Hofherren, begleitet von einem zahllosen Gefolge an Dienern und Gepäckträgern. Der ganze Zug wies eine fast strenge militärische Ordnung auf, auch trugen fast alle Höflinge und Diener Soldatentracht, nämlich das Wams von Büffelleder mit dem Ringkragen à la Henriquatre.
    Der Fremde lehnte sich zum Fenster hinaus. Das Schmettern der Trompeten, der Jubel des Volks brauste ihm in den Ohren und schien ihm auf einen Augenblick die ruhige Ueberlegung zu rauben. »Der König ist es!« flüsterte er mit einem Ausdruck der Seelenangst und Verzweiflung. Der Zug war vorüber, die Wirtsleute drängten sich noch in der Tür, als ein alter Mann, der ein irländisches Pferd am Zügel führte, herantrat und Einlaß forderte. Er überließ seinen Gaul dem Stallknecht und eilte die Treppe hinauf, wo der Fremde, der ihn hatte eintreten sehen, ihn schon erwartete.
    Sie fielen sich in die Arme. – »O, Parry!« rief derjunge Mann, »Sie kommen von England – eine so weite Reise in diesem Alter! Setzen Sie sich, Sie haben in meinem Dienste gar schwere Mühsal zu ertragen. Gönnen Sie sich Ruhe!« – »Vor allem,« antwortete der Alte, »habe ich Ihnen die Antwort zu überbringen.« – »Und sie lautet ungünstig, Parry,« unterbrach ihn der Fremde, »sonst würdest du nicht so anfangen. O wehe mir, du hast mir nichts Gutes zu melden.« – »Nicht verzweifeln, Mylord!« antwortete der Greis, »noch ist nicht alles verloren. Fester Wille, Beharrlichkeit und vor allem Ergebung – das tut uns not.«
    »Parry,« antwortete der junge Mann, »durch tausend Gefahren habe ich mich bis hierher durchgekämpft. Zehn Jahre lang habe ich an dem Gedanken, diese Reise auszuführen, hartnäckig festgehalten. Heute habe ich den letzten Diamanten meines Vaters verkauft, um den Wirt hier zufriedenzustellen. Zweifelst du an meinem festen Willen?« – Der Greis hob seine zitternden Hände gen Himmel. – »Sei getrost,« fuhr der Fremde fort, »der Wirt hat den Edelstein verkauft, und nach Abzug seiner Forderung bleiben mir noch 274 Pistolen. Damit halte ich mich für reich. Doch nun erzähle mir alles! Was hat der General gesagt?«
    »Zuerst wollte er mich gar nicht vorlassen, und nachdem ich in einem Briefe Ihre Lage und Ihre Absichten eingehend

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