Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Nachtstunden.
     
    Und dann:
     
    Hunderte sterben.
Ich habe seit einiger Zeit die seltsamsten Visionen. Ich habe das Gefühl, ich fliege in den Nachthimmel, und ich kann unter mir das Land der Drenai sehen. Nichts als Leichen. Niallad tot. Egel tot. Die ganze Welt ist tot, und nur wir verhöhnen die Welt der Geister.
     
    Zehn Tage zuvor hatte Degas geschrieben:
     
    Heute ist mein Sohn Elnar bei der Verteidigung des Torturms gefallen.
Er war sechsundzwanzig und stark wie ein Bulle, aber ein Pfeil streckte ihn nieder, und er stürzte über die Mauer und fiel unter den Feind. Er war ein guter Mann, und seine Mutter, gesegnet sei ihre Seele, wäre stolz auf ihn gewesen. Ich bin jetzt überzeugt, daß wir allein gegen Vagria stehen, und weiß, daß wir nicht mehr lange aushalten. Kaem hat versprochen, jeden in Purdol, ob Mann, Frau oder Kind, zu kreuzigen, wenn wir uns nicht ergeben. Und die Träume haben wieder angefangen, wispernde Dämonen in meinem Kopf. Es ist so schwer, klar zu denken.
     
    Dardalion blätterte durch die Seiten.
     
    Karnak kam heute mit tausend Mann an.
Mein Herz jubelte, als er mir erzählte, daß Egel noch immer kämpft, aber dann erkannte ich, wie nahe daran ich gewesen war, all das zu verraten, das ich mit meinem Leben beschützen wollte. Kaem hätte meine Männer erschlagen, und die Drenai wären dem Untergang geweiht gewesen. Harsche Worte hörte ich von dem jungen Karnak, aber ich hatte sie reichlich verdient. Ich habe versagt.
     
    Und die letzte Seite:
     
    Die Träume haben aufgehört,
und ich habe Frieden. Mir scheint jetzt, daß ich in meiner ganzen Ehe mit Rula niemals von Liebe gesprochen habe. Ich habe ihr nie die Hand geküßt, wie Liebende es tun, oder ihr Blumen geschenkt. So seltsam. Doch alle Männer wußten, daß ich sie liebte, denn ich habe ständig mit ihr geprahlt. Einst schnitzte ich ihr einen Stuhl mit Blumen darauf. Ich brauchte einen Monat dafür, und sie liebte den Stuhl. Ich habe ihn immer noch.
     
    Dardalion schloß das Buch, lehnte sich in dem Stuhl zurück und blickte auf das liebevoll geschnitzte und polierte Holz hinunter. Es war eine kunstvolle Arbeit. Er stand auf und ging in das Schlafzimmer hinüber, wo Degas auf blutgetränkten Laken lag, das Messer noch in der Hand. Seine Augen standen offen, und Dardalion schloß die Lider sanft, ehe er das Gesicht des alten Mannes mit einem Laken bedeckte.
    »Herr aller Dinge«, bat Dardalion, »führe diesen Mann heim.«

15
    Cadoras beobachtete Waylander, der sich in Richtung Norden von den Fuhrwerken entfernte und auf eine Reihe niedriger Hügel zuhielt. Der Jäger lag flach auf dem Bauch, das Kinn in die Hände gestützt. Sein Pferd hatte er hinter sich auf der anderen Seite des Hügels angebunden. Er machte sich auf den Rückweg von der Hügelkuppe, wanderte langsam zu dem stahlgrauen Wallach und schnallte die dicke Sattelrolle ab, um sie auf dem Boden auszubreiten. Die Leinwandhülle enthielt ein Sortiment an Waffen von einer zerlegten Armbrust bis zu einem Satz Wurfmesser mit Elfenbeingriffen. Cadoras setzte die Armbrust zusammen und wählte zehn Bolzen aus, die er in einen rehledernen Köcher an seinem Gürtel steckte. Dann steckte er behutsam zwei Wurfmesser in jeden seiner wadenlangen Reitstiefel und zwei weitere in Scheiden an seiner Seite. Sein Schwert war am Sattel festgebunden, zusammen mit einem vagrischen Kavalleriebogen mit goldenen Spitzen. Der dazugehörige Köcher hing am Sattelknauf. Jetzt vollständig ausgerüstet, befestigte Cadoras die Sattelrolle wieder an ihrem Platz. Dann nahm er etwas getrocknetes Fleisch aus den Satteltaschen, setzte sich ins Gras, betrachtete den Himmel und sah zu, wie von Osten her Gewitterwolken nahten.
    Es war Zeit, zu töten.
    Die Jagd hatte wenig Freude bereitet. Er hätte Waylander bei einem Dutzend Gelegenheiten töten können – aber es waren zwei nötig, um das Spiel zu spielen, und Waylander hatte sich geweigert mitzuspielen. Zuerst hatte das Cadoras irritiert, weil er das Gefühl hatte, daß sein Opfer ihn verachtete. Aber als die Tage vergingen, hatte er erkannt, daß es Waylander einfach gleichgültig war. Und daher hatte Cadoras den tödlichen Pfeil noch nicht abgeschickt.
    Er wollte wissen
warum.
Er spürte den starken Drang, zu den Fuhrwerken zu reiten, sich Waylander gegenüberzusetzen, ihn zu fragen …
    Cadoras war seit über einem Jahrzehnt Jäger, und er kannte diese Rolle besser als jeder andere lebende Mann. In dem tödlichsten aller Spiele war er

Weitere Kostenlose Bücher