Die Drenai-Saga 3 - Waylander
ich wütend bin.« Cadoras ging zu seinen Waffen und hob sie auf. Dann zog er die Stiefel an, zog den Sattelgurt stramm und stieg auf.
Waylander sah ihm auf seinem Weg nach Süden hinterher, dann wanderte er über die Hügelkuppe zurück zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Die Fuhrwerke waren im Norden im Dunst der Hitze kaum noch zu sehen, aber Waylander wollte sie vor Einbruch der Nacht auch nicht einholen.
Er verbrachte den Tag damit, die bewaldeten Hügel zu erkunden, und schlief zwei Stunden neben einem kleinen Felsteich, der im Schatten von Fichten lag. Gegen Sonnenuntergang sah er, wie im Norden Rauch in den Himmel stieg, und kalte Furcht überkam ihn. Rasch sattelte er seinen Wallach und eilte auf die Bäume zu, trieb sein Reittier in einen wütenden Galopp. Fast anderthalb Kilometer lang hielt er dieses Tempo, dann kehrte seine Vernunft zurück, und er ließ das Pferd etwas gemächlicher laufen. Er war wie betäubt, denn er wußte, was er vorfinden würde, noch ehe er den letzten Hügel überquert hatte. Die Rauchsäule war zu groß für ein einfaches Lagerfeuer gewesen, selbst für zehn Lagerfeuer. Von der Hügelkuppe blickte er hinab auf die ausgebrannten Fuhrwerke. Man hatte sie in einem groben Halbkreis aufgestellt, als ob den Fuhrleuten nur wenige Sekunden geblieben wären, um einen Schutzwall zu errichten. Überall lagen Tote, und zankende Geier hatten sich um sie geschart.
Waylander ritt langsam den Hügel hinab. Viele von denen, die jetzt tot waren, waren lebendig ergriffen und in Stücke gehauen worden – es hatte also keine Gefangenen gegeben. Ein Kind war an einen Baum genagelt, und mehrere Frauen waren gepfählt, auf ihren Brüsten Feuer entfacht worden. Etwas weiter nördlich lagen Durmasts Männer im Kreis, umringt von toten Nadirkriegern. Die Geier hatten ihr Werk bereits begonnen, und Waylander ertrug es nicht, nach Danyals Leichnam zu suchen. Er wandte sich nach Westen.
Es war nicht schwierig, der Fährte zu folgen, selbst bei Mondlicht, und beim Reiten setzte Waylander seine Armbrust zusammen.
Bilder zogen durch seine Gedanken, und Danyals Gesicht tauchte auf …
Waylander blinzelte, als ihm Tränen in die Augen traten. Er schluckte die Schluchzer hinunter, die ihm in die Kehle stiegen, und etwas starb in ihm. Er hielt den Rücken gerade, als ob eine Last von ihm abgefallen wäre, und die jüngste Vergangenheit zog vor seinem inneren Auge vorbei wie die Träume eines anderen. Er sah, wie er den Priester rettete, wie er Danyal und den Kindern half, er sah die Schlacht bei Masin und das Versprechen, das er Orien gegeben hatte. Er sah erstaunt zu, wie er Cadoras freiließ, damit er wieder zuschlagen konnte. Er hörte sich selbst zu Cadoras über Helden sprechen und kicherte trocken. Er mußte sich angehört haben wie ein Idiot! Hewla hatte recht gehabt – die Liebe war fast sein Untergang gewesen. Aber jetzt hatten die Nadir Danyal getötet, und dafür würden sie büßen. Es spielte keine Rolle, daß es Hunderte waren. Es spielte keine Rolle, daß er nicht gewinnen konnte.
Nur eine Wahrheit war wichtig.
Waylander der Schlächter war zurück.
Danyal kniete neben Durmast auf dem Abhang eines Hügels, von dem aus sie eine am Fluß gelegene Stadt überblicken konnte, die aus weitverstreuten Holzhäusern bestand. Der Hügel war dicht bewaldet, und ihre Pferde waren in einer Senke etwa sechzig Schritt weiter südlich versteckt.
Sie war müde. Am vergangenen Tag waren sie den Nadirräubern nur um Haaresbreite entkommen, und sie war über ihre Flucht tief beschämt. Durmast war im Westen kundschaften gewesen, und sie hatte gesehen, wie er axtschwingend vor einem Kriegszug der Nadir hergaloppierte. Pfeile schossen an ihm vorbei, als er seinen kastanienbraunen Wallach zu den Fuhrwerken lenkte, neben dem Karren des Bäckers zum Stehen kam und nach Danyal rief. Ohne zu überlegen, war sie auf sein Pferd geklettert, und er hatte ihm die Sporen gegeben und auf die Berge zugehalten. Sie müßte sich selbst belügen, wenn sie behauptete, nicht zu wissen, daß er sie in Sicherheit brachte, während die anderen zu einem grausamen Tod verurteilt waren. Und sie haßte sich für ihre Schwäche.
Vier Nadirreiter hatten sie bis in die Hügel verfolgt. Sobald sie im Wald waren, hatte Durmast sie aus dem Sattel geworfen und das Pferd herumgerissen, um sich ihrem Angriff zu stellen. Der erste war gestorben, als Durmasts Axt ihm den Brustkorb zerschmetterte. Der zweite hatte mit seiner
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