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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Lanze ausgeholt, die der Riese beiseitefegte, ehe er ihm den Kopf von den Schultern schlug. Der Rest dieser wilden Aktion war so schnell und chaotisch abgelaufen, daß Danyal ihn nicht verfolgen konnte. Durmast hatte die übriggebliebenen Reiter angegriffen, und ihre Pferde waren wild ausschlagend zu Boden gegangen. Er war zuerst auf den Beinen gewesen, wirkte wie ein Kriegsgott mit seiner im Sonnenlicht funkelnden silbernen Axt. Als die vier Männer tot waren, hatte er ihre Satteltaschen nach Lebensmitteln und Wasser durchsucht und ihr ohne ein Wort ein Nadirpony gebracht. Gemeinsam waren sie nach Norden aufgebrochen.
    In jener Nacht hatten sie, weil die Temperatur sank, unter einer einzigen Decke geschlafen, und Durmast hatte, noch immer ohne ein Wort zu sagen, seine Kleider ausgezogen und seine Hand nach ihr ausgestreckt.
    Sie wandte sich ihm mit einem süßen Lächeln zu, doch seine Augen weiteten sich, als er kalten Stahl an seinen Lenden spürte.
    »Das Messer ist sehr scharf, Durmast. Ich würde vorschlagen, du kühlst dich ab – und schläfst.«
    »Ein schlichtes ›nein‹ hätte es auch getan, Frau«, sagte er. Seine blauen Augen waren kalt vor Wut.
    »Dann werde ich ›nein‹ sagen. Gibst du mir dein Wort, daß du mich nicht anrührst?«
    »Natürlich.«
    »Da ich weiß, daß dein Wort soviel taugt wie eine verwelkte Blume, laß mich dir folgendes sagen: Wenn du mich vergewaltigst, werde ich mein Bestes tun, dich umzubringen.«
    »Ich bin kein Vergewaltiger, Frau. Und bin es auch nie gewesen.«
    »Ich heiße Danyal.« Sie steckte das Messer weg und wandte ihm den Rücken zu.
    Er setzte sich auf und kratzte sich den Bart. »Du hältst nicht gerade viel von mir, Danyal. Warum?«
    »Schlaf, Durmast.«
    »Antworte mir.«
    »Was für eine Frage! Du hast diese Leute zur Schlachtbank geführt und bist dann geflohen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Du bist ein Tier – deine eigenen Männer sind zurückgeblieben und gestorben, aber du bist einfach davongelaufen.«
    »
Wir
sind einfach davongelaufen«, korrigierte er.
    »Ja – und glaube nicht, daß ich mich dafür nicht hasse.«
    »Was hast du von mir erwartet, Danyal? Wäre ich geblieben, hätte ich vielleicht sechs oder sieben Nadir getötet, und dann wäre ich mit dem Rest gestorben. Das hatte doch keinen Zweck.«
    »Du hast sie alle verraten.«
    »Ja, aber ich wurde auch verraten – ich hatte eine Vereinbarung mit dem Nadirhäuptling Butaso.«
    »Du erstaunst mich. Die Reisenden hatten dich bezahlt und ein Recht, von dir Loyalität zu erwarten – statt dessen hast du sie an die Nadir verkauft.«
    »Du mußt ein Handgeld zahlen, wenn du Nadirland durchqueren willst.«
    »Erzähl das den Toten.«
    »Die Toten hören nicht mehr so gut.«
    Sie setzte sich auf, rückte ein Stück von ihm ab und wickelte sich in ihre Decke.
    »Sie berühren dich überhaupt nicht, nicht wahr? Die Toten?«
    »Warum sollten sie? Ich habe keine Freunde verloren. Alle Menschen müssen sterben, und ihre Zeit war gekommen.«
    »Es waren Menschen, Familien. Sie hatten ihr Leben in deine Hände gegeben.«
    »Was bist du, mein Gewissen?«
    »Hast du eins?«
    »Deine Zunge ist so scharf wie dein Dolch. Sie haben mich dafür bezahlt, daß ich sie führe – bin ich dafür verantwortlich, daß ein Hundefresser von einem Nadir sein Wort bricht?«
    »Warum hast du dich damit abgegeben, mich zu retten?«
    »Weil ich mit dir schlafen wollte. Ist das auch ein Verbrechen?«
    »Nein, es ist nur ein nicht sehr attraktives Kompliment.«
    »Bei den Göttern, Frau, Waylander ist dir willkommen! Kein Wunder, daß er sich verändert hat – du bist wie Säure für die Seele. Können wir uns jetzt die Decke teilen?«
    Am nächsten Tag waren sie schweigend geritten, bis sie die letzte Hügelkette vor dem Fluß erreichten. Sie hielten an, und Durmast zeigte nach Nordwesten, wo sich in der Ferne blaue Berge abzeichneten.
    »Der höchste Gipfel ist Raboas, der Heilige Riese, und der Fluß entspringt in diesen Bergen und mündet etwa hundertfünfzig Kilometer nördlich von Purdol ins Meer. Er heißt Rostrias, Fluß der Toten.«
    »Was hast du vor?«
    »Dort drüben liegt eine Stadt. Ich werde mich dort einschiffen und nach Raboas aufbrechen.«
    »Was ist mit Waylander?«
    »Wenn er noch lebt, werde ich ihn dort treffen.«
    »Warum wartest du nicht in der Stadt auf ihn?«
    »Er wird nicht herkommen – er wird nach Nordwesten abbiegen. Wir sind nordöstlich geritten, um nicht verfolgt zu werden.

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