Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
anfassen konnten, ohne sie zu zerstören, geschweige denn, feinere Arbeiten verrichten.
Am beeindruckendsten waren jedoch die Häupter mit ihren langen Hörnern. Gerade die waren sehr unterschiedlich. Manche Hörner ragten eher in die Höhe, andere waren über den Rücken gebogen. Es gab in sich gedrehte, glatte und mehr oder minder ausgeprägt geriffelte Hörner. Anhand ihrer ließen sich Trolle vermutlich identifizieren.
Anhand der Gesichter eher weniger. Grobe, wie in Stein geschlagene Züge, große Mäuler, aus denen brutal wirkende Hauer ragten, wulstige Brauen über dunklen Augen. Ebenso klein die Ohren. Auf dem Kopf spross etwas, was Deilava zunächst für Haare gehalten hatte, doch sie musste ihren ersten Eindruck revidieren. Es war vielleicht fingerdick, wirkte hart und stachelig.
Sie trugen Kleidung, die kaum diesen Namen verdiente: Felle und grob gegerbte Tierhäute, mit breiten Lederriemen an Ort und Stelle gehalten. Hier und da hatten sie Beutel an Letzteren befestigt, aber Deilava konnte kaum Ausrüstung erkennen. Keine Waffen, nicht einmal simple Messer.
»Endlich sind wir da«, hörte sie einen der Trolle sagen und war verblüfft, dass sie ihre Sprache verstand. »Ich freue mich schon auf eine ganze Nacht Schlaf zur Abwechslung!«
»Halt den Mund, und beschwer dich nicht«, kam die knurrige Antwort des Trolls, der vorausging und wohl ihr Anführer war. Die Stimmen waren tief, wie erwartet, und klangen, als ob jemand in einer dunklen Höhle rief. »Sei froh, dass noch alles an dir dran ist und dir die verfluchten Elfen nicht die Augen aus dem Kopf gebrannt haben.«
Elfen! Was haben sie mit Elfen zu schaffen?
»Pah, die waren genau so zerbrechlich wie alle anderen hier auch«, widersprach der andere, verstummte dann aber.
Jetzt waren die Trolle kaum noch fünfzehn Schritt von Deilava entfernt. Einer hielt kurz inne, zögerte, blickte zu den Bäumen hinüber. Instinktiv presste Deilava ihren Körper an den Stamm des Baumes, hinter dem sie sich versteckte, und versuchte, unwichtig zu werden. In ihren Gedanken bat sie die Geister um Hilfe, damit sie sie vor den Blicken der Trolle verbargen. Doch obwohl sie ihre wohltuende Nähe spürte, blieb der Troll stehen.
Er war weder der Größte noch der Kleinste. Seine Hörner waren glatt und reichten in einem fast schon eleganten Bogen über seinen Schädel bis auf seinen Rücken hinab. Seine Blicke suchten den Obsthain ab.
Sieh mich nicht! , befahl Deilava im Geiste. Mit einem Mal wurde ihr die Umgebung geradezu schmerzhaft bewusst; die kleinen Steine in der Erde, deren Spitzen sich durch ihre Hose in die Knie und in ihre Handflächen bohrten. Der Käfer, der, ganz mit sich selbst beschäftigt, über ihre Finger krabbelte. Das Summen einiger Bienen, die sich über die ersten Blüten des Jahres freuten.
»Karn, was ist?«
Die ganze Gruppe war nun stehen geblieben, hatte das Zurückbleiben ihres Gefährten bemerkt.
Der Troll runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht.« Ein weiteres Mal ließ er seinen Blick über den Obsthain schweifen, dann zuckte er mit den Schultern. »Vermutlich nichts.«
»Komm schon!«, rief der Troll, der sich zuvor beschwert hatte. »Ich rieche schon das fette Fleisch!«
Ein zweiter Troll trat an den Suchenden heran, ein winziges Stück kleiner, und sah ihn von der Seite an. Dabei berührten sich ihre Arme, was ihn zusammenzucken ließ.
»Gehen wir«, erklärte der Anführer. »Breg hat recht: mein Bauch knurrt, und ich habe verdammten Hunger. Und ein bisschen Schlaf, ohne die ganze Zeit die Ohren aufzusperren und auf Angreifer zu lauschen, kann ich auch mal wieder gebrauchen.«
Deilavas Herz pochte laut in ihrer Brust, so laut, dass sie den Schlag in ihrem ganzen Leib spüren konnte. Sie bereitete sich darauf vor, etwas zu tun, zu kämpfen, zu fliehen.
Doch der Troll wandte sich endlich ab und ging gemeinsam mit dem Zweiten zu der Gruppe zurück. Dennoch wagte Deilava kaum zu atmen, bis sie alle über die Kuppe des nächsten Hügels gingen und verschwanden.
»Bei den Geistern«, flüsterte sie, als die Trolle nicht mehr zu sehen waren und die Anspannung sie mit einem Schlag verließ, sodass ihr beinahe schwindlig wurde.
Hatte sie zuvor geglaubt, dass die Wesen gefährlich, aber zu besiegen waren, war sie sich dessen nach dieser Begegnung weitaus weniger sicher. Es waren gewaltige Monstren, gänzlich anders als alle Wesen, die die Elfe jemals kennengelernt hatte.
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D a war immer noch ein
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