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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Vielleicht –
    Woah, Mädchen, dachte Gwen. Auch wenn ihre Instinkte normalerweise richtiglagen, war jetzt nicht der Moment, um sich von ihnen lenken zu lassen.
    “Laut Aussage des Leichenbeschauers”, sagte sie vorsichtig, “müssen die Leichen schon mehrere Stunden auf dem Steg gelegen haben, ehe die Polizei verständigt wurde.”
    Black drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, als würde er nach einem Fluchtweg Ausschau halten. “Sie sollten die Sache auf sich beruhen lassen, Miss Murphy”, sagte er.
    “Das kann ich nicht. Sie hatten recht, Mr. Black. Es ist mein Job, herauszufinden, wie solche schrecklichen Dinge passieren konnten und wer sie verbrochen haben könnte.”
    “So eine Aufgabe überlassen die einer Frau?”
    “Es dürfte Sie überraschen, wie gut wir darin sind, Blickwinkel zu finden, die Männer nicht einmal in Betracht ziehen.”
    “Zum Beispiel, indem sie allein und unbewaffnet die Docks aufsuchen?”
    “Der voraussichtliche Zeuge, den ich dort treffen wollte, ist nicht gekommen.” Sie betrachtete aufmerksam sein Gesicht. “Sie kennen nicht zufällig einen Mann, der sich Flat Nose Jones nennt, oder?”
    “Nein.”
    Wieder gelogen, auch wenn er sehr gut darin war. “Ich nehme an, er hat entweder die Nerven verloren oder einen Unfall gehabt, ehe er seine Geschichte erzählen konnte, wie auch immer sie gelautet haben mag.”
    “Vielleicht hätte er diskreter vorgehen sollen.”
    “Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, der unter diesen Umständen lieber schweigt. Die Leichen wurden offensichtlich als eine Art Nachricht liegen gelassen. Von jemandem, der einen sehr tiefen Groll hegt.”
    “Sie scheinen bereits jemanden zu verdächtigen, Miss Murphy.”
    “Ich habe einige Einfälle. Wer auch immer diese Männer umgebracht hat, war offensichtlich geistig verwirrt.”
    Black sagte nichts. Er ging in dem kleinen Raum auf und ab und hatte die Hände zu Fäusten geballt. “Sind Sie sicher, dass die Schurken, die Sie angegriffen haben, nicht versucht haben, Ihren Nachforschungen ein Ende zu bereiten?”
    “Diese Kinder? Das waren Amateure. Die werfen vielleicht jemanden, der ihnen Ärger machen könnte, in den Fluss, aber sie würden ihre Opfer nicht bis auf den letzten Tropfen zur Ader lassen. Die Leichen waren vollkommen …”
    Ihre Worte versiegten, als Black sich plötzlich versteifte. Sein Gesicht rötete sich und erblasste dann. Seine Pupillen zogen sich zu Stecknadelköpfen zusammen, obwohl sein improvisiertes Zimmer dunkel blieb. Seine Finger öffneten und schlossen sich, öffneten und schlossen sich in einem scharfen, unheimlichen Rhythmus.
    “Mr. Black?”
    Das Atmen schien ihm schwerer zu fallen. “Nein”, presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor. “Ich war nicht …”
    Gwen begann aufzustehen. “Dorian, geht es Ihnen –”
    Er wirbelte mit gebleckten Zähnen zu ihr herum. Grausamkeit und Wut ersetzten Schmerz und Verwirrung. Die Sehnen in seinem Hals standen hervor, sein Puls schlug sichtbar an seiner Kehle. Die Muskeln unter seinem Hemd waren angespannt. Seine Finger krümmten sich wie Klauen.
    In seinem Gesicht war nichts Menschliches mehr. Nichts, das sie als irgendetwas anderes als einen Feind betrachtete.
    Oder Beute.

2. KAPITEL
    G wen schob sich an der Wand hoch und ließ ihren Mantel zu einem Haufen auf dem Boden zusammenfallen. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich ruhig zu verhalten, aber sie hatte vor, bereit zu sein, für den Fall, dass er sie angriff. Auch wenn sie gegen ihn keine Chance haben konnte.
    “Mr. Black”, sagte sie, “Dorian, ich bin es, Gwen.”
    Er fletschte die Zähne. Ihr fiel auf, dass seine Schneidezähne ungewöhnlich spitz waren. Wie bei einem Wolf, dachte sie. Oder einem Tiger auf der Lauer, kurz bevor er den Hals eines unglücklichen Wildtiers in einem fernöstlichen Dschungel aufreißt.
    Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie nicht an den falschen Stellen nach den Mördern gesucht hatte. Vielleicht waren sie keine Gruppe Wahnsinniger. Vielleicht war ein einziger Mann – ein ausreichend starker, kluger und wahnsinniger Mann – für das Blutbad verantwortlich.
    Aber dann erinnerte sie sich daran, wie seine sanften Arme sie umschlossen hatten, sie erinnerte sich an sein Gesicht, verzerrt von der Erinnerung an vergangenen Schmerz, und ihr wurde klar, dass ihr Verdacht schlimmer als wahnsinnig war.
    Dorian Black war von einem schlimmen Erlebnis verkrüppelt worden. Er war verstört und krank, aber er war kein

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