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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Kick halt. Hat irgendwie gefehlt.
    Würde eh keiner verstehen, dass ich jedes Stück Sex in mein erotisches Tagebuch eintrage. Und das schon seit 1984. Immer noch einsame Spitze: Dieser grandios ordinäre Fick mit Lydia am 11. April 1997 in diesem Wasserschutzgebiet (Feuchtgebiete, har, har). Mann, wie die mich angespitzt hat! Der all time greatest, sozusagen, hat gar nicht mehr aufgehört, da wurde der Orgasmus zum Äquivalent von „Wer wird Millionär?“, das hört ja auch nicht mehr auf. Ok, schlechter Vergleich jetzt. Ja, das konnte sie mal: Männer glücklich machen. Und gleichzeitig unglücklich, das ist eben die Kehrseite. Aber man muss Opfer bringen können! Dafür freut sich Madeleine über jedes geschenkte Armband, sie isst alles (göttliches Lendensteak gestern, hahaha) und vor fünf Minuten, als sie aufgewacht ist, hat sie sich instinktiv mit der flinken Rechten nach meiner Morgenlatte erkundigt und war auch gar nicht enttäuscht, diese nicht vorzufinden. Ich bin nicht mehr 30, mein Schatz! Auf dem Weg ins Bad dann noch eine kleine Entblätterung als Nachtisch, jetzt höre ich das Duschwasser rauschen, liege auf dem Bett, nackt, graue Brustbehaarung, und rauche und philosophiere und überlege, wie ich den Tag verbringen werde.
    Hm, die drei auf hoher See. Ob die Bestattung gut über die Bühne gegangen ist? Warum melden sich die Idioten nicht? Naja, gleich mal in die Firma fahren nachschauen, Filliac wird ja wohl schon da sein. Hat mir einiges zu erklären, der Bursche. Um diesen Proleten Regitz jedenfalls ist es nicht schade, um die anderen zwei auch nicht, die Frau kenn ich sowieso nicht, also. Erst einmal frühstücken und mit Madeleine schäkern, vielleicht regt sich ja noch was da unten. Wenn nicht: Heute nach dem Mittagessen Viagra einwerfen und am Abend zurück auf die Matte, diesmal vielleicht mit einem Top-Ten-Fick.
    Ok, vergiss das mit dem spontanen Orgasmus. Da kann sich Madeleine bemühen wie sie will, da läuft grad nix. Nimms hin, Gebhardt, sage ich mir, deine Zeit kommt noch. Dann bist du der Über-Berlusconi, der Super-Lustgreis, dann residierst du in einer Festung in den Bergen, riesiges Teil, und 2000 blutjunge Sekretärinnen laufen in schwarzen Nylons und Strapsen umeinander. Meine Alte behalte ich natürlich, die wird zur Mutter der Nation aufgebaut, die Inge Meysel des geldlosen Zeitalters. Und wehe, sie macht ungefragt die Fresse auf! Madeleine? Wenn sie sich nicht mehr anstrengt – adieu, kleine nasalende Maus! Sie ist jetzt übrigens fertig, wir haben gefrühstückt, ich klopfe ihr noch mal mechanisch auf den Arsch, sie küsst mich „leidenschaftlich“, na ja, war auch schon mal besser. Wirklich Provinztheater. Hat heute nicht ihren besten Tag. Bis heute Abend dann, Cherie.
    Mit dem Taxi zur Firma. Der Betrieb muss weiterlaufen, wir müssen die Fassade wahren. Im- und Export, Waren halt, von hier nach da und da nach dort verschifft. Gestern habe ich das Tor abgeschlossen, es ist immer noch zu. Kein Auto auf dem Parkplatz? Also da soll doch... Ob was schiefgegangen ist auf hoher See? Filliac nicht am Empfang. „Haaaaaallooooo!“ Keine Reaktion. Komisch. Irgendetwas stimmt hier nicht, ich habs in den Knochen drin, wie eine leichte, unangenehme elektrische Ladung. Leise rieselt es das Rückenmark runter. Und keine Knarre dabei, Scheiße. Komm, scheiß dir nicht ins Hemd, Gebhardt, geh hoch. Alles halb so schlimm. Dort oben werden schon nicht deine Mörder auf dich warten.
     
     
    212
    Sieht aus, als wäre ein Tornado durchs Büro gefegt. Einbrecher? Vandalen? Ich brauche nur einen Blick ins Zimmer zu werfen, alles klar. Die Luft anhalten, hören, aber keine Geräusche. Dürften also weg sein. Hm. Hab ne Knarre in meinem Büro, die mal vorsichtshalber holen. Tür ist zu. Langsam die Klinke runterdrücken, aber eh blöd. Wenn hier jemand ist, hat er mich schon gehört, so wie ich die Treppe rauf bin. Nächstes Mal vorsichtiger, Gebhardt.
    Nächstes Mal? Kaum hab ich einen Schritt in mein Büro gemacht, weiß ich auch schon: ein Fehler. Jemand steht hinter mir, da brauch ich mich gar nicht umzudrehen. So ein leichtes Atemlüftchen weht mir in den Nacken – nein, nicht jemand, es sind zwei, mindestens. Was soll ich jetzt tun? Versuchen abzuhauen? Stehenbleiben? Mich doch umdrehen und den dicken Maxen markieren? „Dreh dich nicht um“, nimmt mir eine Stimme die Entscheidung ab und die Stimme kenne ich. Das überrascht mich jetzt doch.
    „Sie?“ Warum habe ich das jetzt gesagt?

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