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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Wörter aus dem Mund.
    Es war dies meine dritte Leiche innerhalb kurzer Zeit, nachdem mein vorheriges Leben völlig leichenlos verlaufen war, von denen in meinem Keller abgesehen. Drei Leichen, alle drei männlich. Alle hatte ich kurz vor ihrem Dahinscheiden kurz kennengelernt, wenigstens gesehen. Diese hier auch, obwohl ich mich überwinden musste hinzuschauen. Sie lag auf dem Rücken, was die Sache erleichterte. Ich sah einen großen Raum in grellem, kaltem Neonlicht vor mir, ein Regal mit Gurkengläsern, ein Einkaufswägelchen, eine nervige Frau und einen stoischen, resignierten Mann. Stoisch war er auch jetzt. Resigniert. Erschlagen. Mit einem Wort: mausetot.
     
     
    208
    Dumm gelaufen oder Wie ich die letzten 24 Stunden meines Lebens verbrachte
     
    Kenn ich doch, die Visage. Brugginks Chauffeur, fährt die dauerwuschige Tusnelda von Tochter spazieren. Nee, kenn ihn woanders her. Egal jetzt. Hauptsache kein Stau bis zum Bahnhof. Aber diese Protzkarren ärgern mich einfach. Darf nicht auffallen. Immer so tun als ob.
    Ja, ja, immer als ob. Der Alten heute Morgen einen Abschiedsschmatz auf die Aufgespritzten gegeben. Was das wieder gekostet hat! Bloß nicht dran denken, wo die gestern überall rumgerutscht sind! Wenn man sich schon einen Liebhaber namens Honig hält! Ok, auch egal. Fahr endlich, du Arschloch da vorne! Jetzt geht mir diese Visage natürlich wieder nicht aus dem Kopf. Brugginks Chauffeur. Nee, der sah doch bisher anders aus, oder? Typ IKEA-Schrankwand THOR MIT HAMMER, drei frei flottierende Hirnzellen, Muskeln dank Kälbermastmittel. Nicht so ne kleine Nummer wie der hier. Vielleicht aus Lydias Firma? Irgendso ein... Frau am Steuer! Kennt man ja! Auf die Uhr geguckt: noch Zeit genug, reg dich ab, Alter.
    Vorfreude auf Madeleine, das ist es doch! Mensch, nimms leicht! Vergiss die aufgespritzten Lippen, die aufgeblasenen Möpse! Madeleine! Heute am frühen Abend, wir gehen erst mal schön in Malo essen, sie wird sich wieder die Haare gewaschen haben, Madonnenfrisur. Wird mich Jean-Pierre nennen und schelmisch raten wollen, was ihr der Osterhase in seinem Sack mitgebracht hat. Apropos. Das Armband hab ich mitgenommen? Ja, erinnere mich. Habs extra noch raus auf den Wohnzimmertisch gelegt, damit Lydia es bemerkt, reingeguckt und sich schwarz geärgert. Möchte nicht wissen, was sie ihrem Honig alles abdrücken muss, damit er sie regelmäßig pimpert. Honig! Diese Schwuchtel! Bi, wenn ich das schon höre! Ist das jetzt ein Qualitätskriterium für aufregenden Sex oder was? Ok, wenn Madeleine bi wäre, das hätte schon was. Könnte man mal zugucken. Ja, das sind jetzt die richtigen Gedanken! Nicht an die Fahrt denken! In Paris wieder mal umständlich den Bahnhof wechseln, nur weil man nicht auffallen will. Dreckskarre hier das. Könnt mir auch einen Benz leisten wie Bruggink. Und Chauffeur.
    Chauffeur. Wart mal... so ein Tagelöhner aus der Firma? Und immer diese unangenehme Dicke dabei? Genau, daher kenn ich den! Ob das Zufall ist? Wo Brüggink seine Hände im Spiel hat, gibt es keinen Zufall. Mach mal die Bahn frei, Mensch! Nicht aufregen. Ganz ruhig. Also kein Zufall. Der Typ, der bei Lydia Kisten schleppt, ist in Wirklichkeit Brügginks Chauffeur. Interessante Info. Und nicht anders zu erwarten. Dann aber auch der Dicke? Hat der Honigs Nase... immerhin ein Pluspunkt für den Dicken, wenn das zutrifft. Erklärt auch, warum Brüggink so gut über unsere Aktivitäten auf dem Laufenden ist.
    Verdammt, ich bin sexuell erregt. Madeleine. Wir turteln bei Constance im Restaurant, anschließend aufs Zimmer, anschließend macht sie ihren Job als Sexarbeiterin. Ich liebe Nutten, die keine sind. Oder die doch welche sind, aber so tun, als wären sie naive Stenotypistinnen. Nee, gibt’s ja keine mehr. Wer braucht noch Kurzschrift. Als ich noch mit Lydia geschlafen habe, musste ich mir immer vorstellen, wie das wäre, wenn nicht Lydia unter mir läge. Jetzt, wo ich mit Madeleine schlafe, stelle ich mir manchmal vor, sie wäre Lydia in jüngeren Jahren. Und Lydia wird sich, wenn Honig auf ihr rummurkst, daran erinnern, dass auch ich einmal jünger war. Schon verrückt das alles.
    Aber was soll’s. Wir führen halt eine moderne Ehe, hahaha. Job und Bett strikt voneinander getrennt. Und ich glaube Lydia, dass sie ihren Honig dumm hält (was nicht schwer ist), dass der überhaupt nicht ahnt, dass ICH Jean-Pierre Pacques bin und nicht nur ein kleiner doofer Zulieferer. So, geht doch. Der Bahnhof. Jetzt noch einen

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