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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wahr er hier neben mir steht.«
     »Bei meinem Leben, es stimmt, was er sagt!«
     Sokolov nickte und sprach weiter: »Wenn Euer tapferer Stammessohn nicht gewesen wäre, dann gäbe es unseren großen Fürsten Mstislaw wahrscheinlich nicht mehr. Mehr als einmal hat er unseren Anführer mit Leib und Leben vor den scharfen Schwertern der Sarazenen zu schützen gewusst. Er war immer dort zur Stelle, wo die Lage am hoffnungslosesten schien. Er war es, der sich schonungslos in das größte Kampfgetümmel warf, wenn auch nur ein einziger unserer Kampfgefährten in Not geriet. Bedauerlicherweise konnte er nicht überall sein und leider ist auch er nicht unverwundbar. Aber bei allen Göttern, er hat wahrlich Eure allerhöchste Anerkennung verdient!«
     Sokolov blickte in die Runde der wie gebannt lauschenden Ratsmänner, hob langsam seinen Arm und wies endlich auf einen jungen Mann, der am Rande der Versammlung stand und sich auf einen Stock stützte.
     »Ihr kennt ihn alle, denn er ist ein Sohn Eures Volkes. Seht ihn Euch genau an, denn dort steht er! Witka, der Held von Calabrien!«
     Einem sekundenlangen, sprachlosen Erstaunen folgte nun ein tosender Beifall. Sicherlich, Witkas Berichte waren in Windeseile durch das Dorf geeilt und die geschilderten Ungerechtigkeiten und Brutalitäten hatten mehr als einmal das blanke Entsetzen ausgelöst. Aber nicht ein einziges Mal war bekannt geworden, dass sich der bescheidene Witka in irgendeiner Weise besonders hervorgehoben hätte. Er hatte sich immer nur als einer von vielen dargeboten. Einer, der zugegebenermaßen etwas mehr Glück gehabt hatte als die meisten seiner Gefährten. Aber als besonders tapfer und mutig, so hatte Witka sich niemals bezeichnet.
     Kosi hauchte indessen einen kleinen Kuss auf Paddie Nacken und flüsterte: »Ich hatte schon immer gewusst, dass dein großer Bruder aus einem besonderen Holz geschnitzt ist. Und du stehst ihm in nichts nach. Nur weißt du es noch nicht.«
     Paddie wusste nicht, wie ihm geschah. In seinem Rücken spürte er das Anschmiegen von Kosis herrlichem Busen. Der betörende Duft ihrer Haare stieg ihm verlockend in die Nase. Und dann noch die leichte Liebkosung ihrer Lippen in seinem Nacken! Unter Paddies Wuschelkopf kochte das Blut und abwechselnd wurde ihm heiß und kalt. Nur gut, dass Rapak und Bikus so von der Versammlung gefesselt waren, dass sie von alledem nichts mitbekamen.
     Inzwischen waren die Trinkgefäße der ehrbaren Männer ein zweites Mal gelehrt und eine Unzahl von anerkennenden Trinksprüchen auf Witkas Wohl zum Besten gegeben worden.
     »Ich hab auch Durst«, beschwerte sich Bikus plötzlich und begann mit gekrümmtem Zeigefinger vorsichtig und leise die Fässer abzuklopfen. Beim dritten Versuch hatte er Erfolg.
     »Met!«, zischte er triumphierend, kramte ohne viel Federlesen Paddies kleines Messer aus dessen Gürteltasche und stocherte sogleich am Stopfen des Spundloches herum.
     Kosi und Paddie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihrem kleinen Dicken von seinem Vorhaben abzubringen und Rapak zuckte nur leicht mit den Schultern. Also ließen sie Bikus das tun, woran sie ihn sowieso nicht hätten hindern können, jedenfalls nicht im Guten.
     Endlich war es so weit und die zwei Boten kamen auf ihr tatsächliches Anliegen zu sprechen.
     »Ehrenwerte Männer«, meldete sich Sokolov erneut zu Wort, »nicht länger will ich Eure berechtigte Neugierde hinhalten. Vernehmet nun meinen Bericht, wie es unserem Fürsten Mstislaw am Hofe des Markgrafen Dietrich ergangen ist.«
     Augenblicklich verstummten sämtliche Gespräche und aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Boten. Eine tiefe Stille spannte sich über die Versammlung, in der nur noch das Knistern und Knacken des Feuers zu hören war.
     In der plötzlich herrschenden Ruhe klang Bikus leises Schaben und Kratzen am Spundloch fast schon wie ein unerträglicher Lärm. Gerade wollte Rapak seinem Freund eine warnende Kopfnuss verpassen, als dieser seine Arbeit unterbrach. Das Aufatmen der Freunde war jedoch viel zu früh, denn schon im selben Moment hing Bikus mit dem Mund am Fass und sog schmatzend und schlürfend die herausrinnenden Tropfen auf.
     »Vor einem halben Mond also«, begann der Bote seinen Bericht, »ritt unser Fürst Mstislaw mit seinem engsten Gefolge zur Burg des Markgrafen, um das gegebene Versprechen einzufordern. Sein Herz war voller verzehrender Liebe und Sehnsucht nach der schönen Nichte des Herzogs Bernhard. Er

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