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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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    Die Pfeilgarde
    Mercury war zunächst eine Sekte. Zumindest hielt man die Bewegung am Anfang dafür. Die Medialen lachten über Catherine und Arif Adelaja, als diese behaupteten, sie könnten ihr Volk von Wahnsinn und mörderischer Wut erlösen.
    Als Medialer bewegte man sich stets am Rande des Wahnsinns.
    Das wurde allgemein akzeptiert.
    Es gab kein Heilmittel dagegen.
    Aber dann stellte Mercury der Öffentlichkeit zwei Jungen vor, die eine erste Version von Silentium durchlaufen hatten – es waren die Zwillinge der Adelajas. Tendaji und Naeem waren kalt wie Eis, sie empfanden keinen Zorn und kannten keinen Wahnsinn … wenigstens schien es einige Zeit so. Am Ende schlug das Experiment fehl. Die dunkle Seite der Gefühle riss die Zwillinge wie eine Lawine mit sich. Sechzehn Jahre, nachdem sie als die Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft präsentiert worden waren, begingen sie Selbstmord. Tendaji, der Stärkere von beiden, brachte erst seinen Bruder und dann sich selbst um. Es gab keinerlei Zweifel, dass sie die Entscheidung gemeinsam getroffen hatten.
    Sie hatten eine Nachricht hinterlassen.
    Wir sind Scheusale, eine Seuche, die unser Volk von innen her zerstören wird. Silentium darf niemals Fuß fassen, nie im Medialnet verbreitet werden. Vergebt uns.
    Ihre Worte fanden nie Gehör, ihr Entsetzen erreichte die Öffentlichkeit nicht. Gefolgsleute der Sekte fanden die Zwillinge, sie wurden an einem unbekannten Ort beigesetzt, ihr Tod als Unfall hingestellt. Mercury hatte damals schon damit begonnen, eine zweite Generation abzurichten, hatte die Techniken verbessert, die Strategien verfeinert, um unerwünschte Gefühle aus den Herzen und den Wahnsinn aus den Seelen zu tilgen. Die wichtigste Veränderung hatte sich allerdings im Stillen unmerklich vollzogen – inzwischen hatten die Führer des Volkes, der Rat, ein verhaltenes Interesse bekundet.
    Doch das war nicht genug für Mercury, sie brauchten jemanden, der Fehler und Irrtümer behob, bevor sie die Öffentlichkeit erreichten … und dem immer noch skeptischen Rat zu Ohren kamen. Hätte der Rat etwas von den regelmäßig auftretenden Todesfällen gewusst, wäre das Projekt fallen gelassen worden. Die Adelajas konnten den Gedanken nicht ertragen, ihre Vision könne auf dem Schutthaufen der Geschichte landen. Denn trotz ihrer Erschütterung über den Tod der Zwillinge hatten Catherine und Arif nie den Glauben an Silentium verloren. Auch ihr ältester Sohn Zaid glaubte fest daran.
    Er war ein kardinaler Telepath mit furchterregenden Fähigkeiten im geistigen Zweikampf. Auch er war quasi ein Schüler von Silentium, hatte das Programm aber nicht als Kind, sondern als junger Erwachsener durchlaufen. Er glaubte fest daran. Denn Silentium hatte ihm geholfen, seine geistigen Dämonen zu besiegen, und deshalb wollte er das Wunder der Heilung unter die Menschen bringen, wollte die Qualen seines Volkes lindern. Und so hatte er damit begonnen, alle Misserfolge auszumerzen – diejenigen auszulöschen, die an den Versuchen von Silentium zerbrochen waren, indem er jeden Hinweis auf ihr Leben ebenso gründlich beseitigte wie ihre Körper.
    Catherine nannte ihn ihren Pfeilgardisten.
    Bald ging Zaid dazu über, Mitstreiter zu rekrutieren, die an dieselben Dinge glaubten wie er. Sie waren Einzelgänger, namenlose Schatten, dunkler als die Nacht, Männer und Frauen, deren einziges Ziel es war, alles auszuschalten, was den Erfolg des lebenslangen Traums von Catherine und Arif gefährden konnte.
    Und so verging die Zeit. Jahre. Jahrzehnte. Zaid Adelaja verschwand von der Erde, aber die Fackel der Pfeilgarde wurde von Gefolgsmann zu Gefolgsmann weitergegeben … bis die Mercury-Sekte sich schließlich auflöste und die schon längst verstorbenen Adelajas als Seher und Heilsbringer verehrt wurden.
    1979 wurde Silentium für alle Medialen eingeführt.
    Der Rat hatte es einstimmig beschlossen, das Volk war zwar geteilter Meinung, aber eigentlich begrüßte es die Mehrheit. Denn sie brachten sich mit einer in anderen Völkern unbekannten Wut und Unmenschlichkeit gegenseitig um. Silentium schien die einzige Hoffnung zu sein, die einzige Möglichkeit für einen dauerhaften Frieden. Doch hätten sie sich auch zu diesem Schritt entschlossen, wenn sie die letzten Worte von Tendaji und Naeem gelesen hätten? Leider gibt es niemanden mehr, der diese Frage beantworten könnte.
    Und niemand kann sagen, warum dieses Programm, das eigentlich den Frieden bringen sollte, gleichzeitig eine

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