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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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bröckeln. Und wie schön wir den einen gegen den anderen ausspielen können, muss ich dir nicht erklären.«
    Rebekka versuchte ein Lächeln und verzog vor Schmerz das Gesicht. Mark gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Â»Das Interessante ist, dass Strobel und ich den Fall schon glasklar vor uns liegen haben und nur noch einen Fragenkatalog abarbeiten. Milchmeyer hat vor gut zwei Jahren den eigentlichen Wert seines Unternehmens entdeckt und sich Leute gehalten, die ihm Metalle aller Art billig beschafften. Seine Allianz mit Assmann, den er durch Ulrike Otto kennenlernte, hat dann etwas Dynamit in die Sache gebracht. Assmann, der immer nur die Kunst anderer verkaufte, wollte sich und dem Markt das ganz große Ding beweisen. Milchmeyer rekrutierte nach und nach die Leute aus der Obdachlosenszene, brachte sie auf dem Gelände unter und hielt sie so fernab von der Gefahr, dass sich ihre Jobs und vor allem das, was sie in Nachtschichten fabrizierten, herumsprachen. Nicht mal unter den Angestellten waren sie ein Thema. Diese Gedankenlosigkeit ist erschütternd, aber offensichtlich normal.«
    Mark schaute Rebekka fragend an. Sie nickte ihm aufmunternd zu.
    Â»Geht schon. Mach weiter. Hab ja keinen Hirnschaden.«
    Zärtlich strich Mark ihr über die Wange. »Wo ich hintrete, wächst normalerweise kein Gras mehr.«
    Â»Diesmal schon!«
    Rebekka lachte wieder schmerzverzerrt und zog an den roten Locken, die unter ihrem Kopfverband hervorschauten.
    Â»Erik Assmann war das Gehirn hinter der ganzen Sache. Er baute Andrew Cascone per Internetpräsenz und mit tatsächlich gefertigten, absolut neuartigen Skulpturen und Möbeln zu einer Marke auf. Nur dass Cascone sein Alter Ego war und in der Realität so sehr existierte wie der Weltfrieden…«
    Â»Und den Weltfrieden hätte ich gerne gehabt«, unterbrach ihn Rebekka. »Mark, ich hatte mich in Cascone verliebt. Kannst du dir etwas so Törichtes vorstellen?«
    Â»Zuerst war ich wütend«, gab Mark zu, »doch mittlerweile kann ich dich verstehen. Assmann ist ein Guru, ein Menschenfänger erster Klasse. Das hat sogar dein nicht sonderlich heller Freund Freddy mitbekommen.«
    Â»Mit dem hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen!«
    Â»Lass ihn, der rupft sich schon selber.«
    Â»Und die zwölf Metaller? Wie hat Assmann sie ermordet?«
    Mark verschränkte die Arme und holte tief Luft.
    Â»Er hat sie patiniert.«
    Rebekka nickte. Doch diese Antwort genügte ihr nicht. Zwölf Menschen nacheinander, zwölf Körper ließen sich nicht einfach so nach und nach in Teppichrollen packen und irgendwo ablegen, ohne dass auch nur einer gefunden wurde. Verschwommen kam ihr Erik Assmanns Bemerkung in den Sinn. Dust in the wind .
    Â»Wie wurden sie beseitigt?«
    Â»In der hauseigenen Schredderanlage. Zusammen mit dem restlichen Müll. Gut verpackt und durch. Die Spurensicherer machen gerade eine Nachtschicht.«
    Rebekka musste sich plötzlich übergeben, Mark hielt ihr schnell eine Nierenschale aus Pappe vors Gesicht.
    Â»Danke«, sagte sie mühsam und wischte sich den Mund ab, während Mark die Schale in den Müll warf. »Danke für alles, Mark, du musst eine riesen Wut auf mich haben.«
    Er sagte nichts und schaute sie nur an.
    Â»Was passiert mit den beiden?«
    Â»Wenn wir ihnen alle 13 Morde nachweisen können, kommen die nie wieder raus. Und wir sind mit unseren Ermittlungen ganz weit vorn, da können die sich eine Fußballmannschaft an Anwälten leisten.«
    Â»Wieso 13 Morde? Karl-Heinz Otto war kein Metaller.«
    Â»Ich bin mir sicher, der hat zu viel mitbekommen und musste ebenfalls entsorgt werden. War ja augenscheinlich ein ganz heller Kopf.«
    Rebekka lehnte sich an Mark.
    Â»Ich bin müde.«
    Â»Na klar, Kleines. Ich lasse dich schlafen. Deine Version der Geschichte erzählst du mir beim nächsten Mal.«
    Â»Küssen musst du mich nicht!«
    Rebekka schämte sich wegen ihrer Verfassung.
    Â»Holen wir alles nach.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und drehte sich in der Tür noch einmal um.
    Â»Bist du ein bisschen stolz auf mich, Rebekka?«
    Â»Du hast keine Ahnung, wie sehr.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm, und Rebekka sank zurück ins Kissen.
    Zwölf Morde standen kurz vor der Aufklärung. Der 13. stand wie die böse, ungebetene Fee daneben und würde für noch mehr Unheil sorgen. Dessen war Rebekka

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