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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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Bilder.
    Ich gab dem Größeren die Hand und sagte:
    „Freut mich Lieutenant.“
    Dabei versuchte ich meine Stimme tiefer zu machen, weil ich doch noch eine ganz helle Kinderstimme habe. Da musste der Bulle lachen und fragte:
    „Woher weißt Du denn, dass ich bei der Polizei bin?“
    „Sie sehen aus wie ein Inspektor aus einer Krimiserie“, sagte ich wahrheitsgemäß.
    „Und der andere steht auch immer einen Schritt hinter Ihnen. Haben Sie schon mal jemanden erschossen? Ich könnte ohne Probleme jemanden erschießen, zum Beispiel den Mörder von meinem Bruder.“
    Jetzt lachte er nicht mehr so herzlich und bevor er etwas sagen konnte, legte meine Mutter los. Sie drückte ihre Zigarette aus und schoss plötzlich nach vorne.
    Ich glaube meine Mutter war schneller zwischen uns als ihre Worte, wenn das überhaupt geht. Aber jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. Sie tänzelte wie so ein Dressurpferd auf der Stelle und sagte dann:
    „Die Herren sind hier, weil du angeblich einen unbekannten Mann bezichtigt hast, eine Bombe zu bauen, was natürlich völliger Unsinn ist, nicht wahr?“
    „Ich habe den Hauptbahnhof vor einem Blutbad gerettet und verhindert, dass noch mehr kleine Brüder sterben“, sagte ich. So wie es eben war. Mich ärgerte, dass Erwachsene immer um den Brei herumreden müssen. Vielleicht stimmt das gar nicht, dass man mit zunehmendem Alter klüger wird. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, sie bauen von Jahr zu Jahr ab. Es ist wie bei des Kaisers neue Kleider, wo niemand sagen darf, dass er nackt ist. So ist das mit der Klugheit bei den Erwachsenen. Niemand darf sagen, dass sie jedes Jahr ein Stück doofer werden.
    Meine Mutter drehte sich um und schrie. Sie war völlig genervt.
    „Das kann doch nicht wahr sein.“
    Sie arbeitet immer so viel. Aber dann merkte ich, dass es nicht daran lag. Denn auch die Polizisten sagten nichts. Normalerweise hätte der Ältere der beiden ihr den Arm auf die Schultern legen und sagen müssen:
    „Er ist doch noch ein Kind, Madam.“
    Dann hätte meine Mutter unter Tränen genickt, den Kopf gedreht, „danke Officer“ geflüstert und die beiden Bullen wären gegangen und wären wieder zurück auf den Highway, um Patrouille zu fahren. Aber das taten sie nicht. Sie blieben stehen wie Ochsen im Mekongdelta und gafften mich auch so an.
    Der Ältere, der keine Anstalten zu gehen gemacht hatte, fürchtete gleich etwas. Er fürchtete, dass es diesmal zu weit gegangen sei und dass sie „Die Sache“ nicht auf sich beruhen lassen konnten. Sie nannten irgendwas „Die Sache“. Die Sache mit dem Haken. Die Sache wie bei, ach, ich weiß nicht. Ist auch egal.
    Es ist zum Verrücktwerden. Meine Medikamente hören jetzt zu wirken auf und ich werde von einer Sekunde auf die andere supernervösnervösnervös einseinseinseinseins einseinseinseinseins einseinseinseinseins.
    Ich schreie. Laut. Lauter. Ich werde jetzt den Arschnasen, die froh sein sollten, dass ich ihren blöden Hauptbahnhof gerettet habe, einen gehörigen Schrecken einjagen, hopse auf der Stelle, lege meinen Kopf in den Nacken und schreie mit aller Kraft den Rainman-Schrei. Dort, wo Dustin Hoffman nicht in den absturzgefährdeten Flieger steigt, in den ihn sein unterbelichteter Bruder schleifen will. Wenn ich nervös bin und um mein Leben kämpfe, gelingt mir alles. Der Schrei ist perfekt und ich jubele innerlich. Mir ist nach Jahren der perfekte Rainman-Schrei gelungen. Ein hohes, unendlich langes Iiiiiiiiih, das Glas zum Bersten bringt. Irgendwann werde ich die hässliche Glasvitrine im Wohnzimmer mit meinem Rainman-Schrei schaffen. Jetzt noch nicht, aber später, wenn ich viel übe.
    Einer der Bullen hält sich die Ohren zu, aber dann geht mir die Luft aus, mir wird schwarz vor Augen und ich kippe um. Kein Happy End. Das macht aber nichts, denn als ich wieder zu mir komme, liege ich zugedeckt auf dem Sofa und die Bullen sind weg.
    Manchmal kollabiere ich vor Überanstrengung. Einfach so. Jetzt stehe ich da und in der nächsten Sekunde kippe ich um. Ohne Vorwarnung. Meine Eltern haben deswegen Panik. Sie denken, dass ich irgendeine komische Krankheit im Kopf habe. Aber es ist gar nicht schlimm. Das ist einfach mein Notausschalter. Das Schöne am Umkippen ist, dass meine Mutter dann in ihren Berufsmodus umschalten kann und sich nicht aufregen muss. Wir haben in der Schule einen riesigen Kaffeeautomaten, der 25 Kaffeesorten ausspuckt, die alle gleich schmecken. Einmal im Vierteljahr kommt ein Mann, der die ganze

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