Die Entscheidung der Hebamme
Sofort gab er seinen Plan auf, sich mit Raimund zu betrinken.
»Komm nachher zu mir. Ich warte auf dich«, flüsterte er ihr zu, als sie ihm Wein nachschenkte, und sie sah ihn glücklich an.
Ich muss dafür sorgen, dass meine Zukünftige ihr das Leben nicht zur Hölle macht, wenn sie erst einmal hier lebt, schoss ihm durch den Kopf.
Inzwischen stellte sich auch der besorgt wirkende Bergmeister ein, den Marthe hatte aus dem Bett trommeln lassen. Die anderen, mit denen sie sich besprechen musste, bevor sie am nächsten Morgen das Dorf zusammenrief, wollte sie nicht auch noch aus dem Schlaf reißen. Doch Hermann musste gleich Bescheid wissen, um seine Vorschläge und Erfahrungen beizusteuern, wie sie die neue Lage meistern konnten.
Lukas war diesmal jedoch nur halbherzig bei der Sache. Zu sehr war er mit seinen Gedanken bereits im Bett mit Raina.
Es ist einfach zu lange her, dass ich eine Frau hatte, dachte er.
Nachdem der Bergmeister endlich gegangen und Lukas mit großen Schritten hinauf in seine Kammer gestiegen war, musste er nicht lange warten. Zaghaft wie immer klopfte Raina an und wartete, dass er sie hereinbat.
Tatsächlich, ihre Brüste waren voller geworden, geradezu einladend. Er konnte nicht widerstehen, in den Ausschnitt ihres Kleides zu greifen, und sie löste bereitwillig die Schnur, die den Stoff am oberen Saum zusammenhielt.
Ungeduldig streifte er ihr die Sachen ab, dann plötzlich verspürte er das unbezwingbare Verlangen, ihren Bauch mit seinen Händen zu umfassen.
»Es wird ein Sohn, sagt die Herrin«, flüsterte sie, und er kam gar nicht dazu, darüber nachzudenken, dass mit »Herrin« Marthe gemeint war. Plötzlich hatte er nur noch diesen einen Satz in seinem Kopf: Ein Sohn. Ich bekomme einen Sohn.
Voller Freude küsste er ihren Leib und schrak zusammen, als ihn ein winziger, aber energischer Stoß traf. Raina musste über seine verblüffte Miene lachen. »Es bewegt sich schon«, erklärte sie, als sei dieses für ihn unbeschreibliche Wunder das Normalste der Welt.
Mit einem Mal verspürte er eine ihm ungewohnte Scheu.
Raina musterte vorsichtig sein Gesicht und schien zu erraten, was ihm durch den Kopf ging.
»Ich glaube nicht, dass Ihr ihm schadet, wenn Ihr nicht allzu heftig seid«, sagte sie verlegen. Sie schien immer noch zu befürchten, er könnte sie zurückweisen. Und er wusste, dass ihre Ängste, wegen des Kindes fortgejagt zu werden, nicht aus der Luft gegriffen waren.
Nicht jede Burgherrin duldete, dass uneheliche Kinder auf ihrem Hof geboren wurden, wenngleich das beinahe überall vorkam, auch deshalb, weil anderswo häufig der Burgherr selbst oder seine Ritter die Hände nicht von den jungen Mägden lassen konnten. Und bei weitem nicht jede Magd teilte so freiwillig das Bett ihres Herrn oder seiner Edelleute wie Raina das seine.
Doch jetzt war keine Zeit für langes Grübeln über Sitten und Unsitten. Der Anblick von Rainas fraulichem, sichtlich gerundeten Körper erregte Lukas so sehr, dass er nicht länger warten konnte, sonst würde er zerspringen.
»Ich glaube, ich habe ihn aufgeweckt«, murmelte er schuldbewusst, als er sich erschöpft und atemlos aus ihr zurückzog und nun merkwürdige Beulen aus ihrem Leib wachsen und sofort wieder verschwinden sah.
Raina prustete los, dann stand sie wie üblich auf, um sich sofort wieder anzukleiden und aus seiner Kammer zu verschwinden.
Todmüde wollte Lukas einschlafen, doch da fiel ihm seine Verlobung ein, die er gerade für ein paar glückliche Momente vergessen hatte.
Er beschloss, es ihr selbst zu sagen, ehe sie durch den Klatsch davon erfuhr – das hatte sie nicht verdient. Immerhin war sie die künftige Mutter seines Erstgeborenen.
Sein Eingeständnis schien sie nicht übermäßig zu erschüttern. Keiner von ihnen beiden wäre je auf die Idee gekommen, er würde sie heiraten. Das war schlichtweg undenkbar. Ihre größte Sorge war, dass Lukas’ künftige Gemahlin sie mitsamt ihrem Bastard vom Hof jagen würde.
»Das erlaube ich nicht, du hast mein Wort«, versicherte er ihr und strich erneut über den gerundeten Leib, in dem sein Sohn heranwuchs.
»Sie wird nicht dulden, dass ich Euch weiter besuche«, meinte sie mit traurigem Lächeln. »Ich werde Euch nachts vermissen, Herr.«
Und ich dich wahrscheinlich auch, dachte er, nachdem sie die Tür leise hinter sich geschlossen hatte. Aber wenn Adela so begierig auf ihn war – vielleicht erwies sie sich ja im Bett als zärtliche und leidenschaftliche
Weitere Kostenlose Bücher