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Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Titel: Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Darwin
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Struktureigentümlichkeiten gestanden haben, die wir uns, da sie uns vorteilhaft für die Spezies zu sein scheinen, als durch natürliche Zuchtwahl erhalten vorstellen. Da der Kampf um’s Leben nicht von solchen Gebilden abhieng, konnten sie in diesem Falle nicht durch natürliche Zuchtwahl erlangt worden sein. In vielen Fällen sind zur Entwicklung einer bestimmten Struktureinrichtung komplizierte und lang andauernde Bedingungen, oft von einer eigentümlichen Beschaffenheit, notwendig; und die erforderlichen Bedingungen mögen selten nur eingetreten sein. Die Annahme, dass irgend eine gegebene Bildung, von welcher wir, häufig irrthümlicherweise, glauben, dass sie für die Art wohltätig gewesen sein würde, unter allen Umständen durch natürliche Zuchtwahl erlangt worden sein würde, steht im Widerspruch zu dem, was wir von ihrer Wirkungsweise zu verstehen im Stande sind. Mr. Mivart läugnet nicht, dass die natürliche Zuchtwahl etwas ausgerichtet hat, er betrachtet es aber als »nachweisbar ungenügend«, um die Erscheinungen zu erklären, welche ich durch ihre Tätigkeit erkläre. Seine hauptsächlichsten Beweisgründe sind nun betrachtet worden und die übrigen werden später noch in Betracht gezogen werden. Sie scheinen mir wenig von dem Charakter eines Beweises an sich zu tragen und nur wenig Gewicht zu haben im Vergleich zu denen, welche zu Gunsten der Kraft der natürlichen Zuchtwahl, unterstützt von den andern speziell angeführten Agentien, sprechen. Ich halte mich für verpflichtet, hinzuzufügen, dass einige der von mir hier beigebrachten Tatsachen und Argumentationen zu demselben Zwecke in einem kürzlich in der »Medico-chirurgical Review« veröffentlichten Artikel ausgesprochen worden sind.
    Heutigen Tages nehmen alle Naturforscher Entwicklung unter irgend einer Form an. Mr. Mivart glaubt, dass die Spezies sich »durch eine innere Kraft oder Neigung« verändern, über welche irgend etwas zu wissen nicht behauptet wird. Daß die Spezies die Fähigkeit sich zu verändern haben, wird von allen Anhängern der Entwicklungslehre, Evolutionisten, zugegeben werden; wie es mir aber scheint, ist keine Nöthigung vorhanden, irgend eine innere Kraft außer der Neigung zu ungewöhnlicher Variabilität anzurufen, welche ja unter der Hilfe der Zuchtwahl durch den Menschen so viele gut angepasste domestizierte Rassen hat entstehen lassen, welche daher auch unter der Hilfe der natürlichen Zuchtwahl in gleicher Weise in langsam abgestuften Schritten natürliche Rassen oder Spezies entstehen lassen wird. Das endliche Resultat wird, wie bereits auseinandergesetzt worden ist, allgemein ein Fortschritt, aber in einigen wenigen Fällen ein Rückschritt in der Organisation sein.
    Mr. Mivart ist ferner zu der Annahme geneigt, und einige Naturforscher stimmen hier mit ihm überein, dass neue Spezies sich »plötzlich und durch auf einmal erscheinende Modifikationen« offenbaren. Er vermutet z. B., dass die Verschiedenheiten zwischen dem ausgestorbenen dreizehigen Hipparion und dem Pferde plötzlich entstanden. Er hält es für schwierig zu glauben, dass der Flügel eines Vogels »auf irgend eine andere Weise als durch eine vergleichsweise plötzliche Modifikation einer auffallenden und bedeutungsvollen Art entwickelt wurde;« und allem Anscheine nach würde er dieselbe Ansicht auch auf die Flugwerkzeuge der Fledermäuse und Pterodaktylen ausdehnen. Diese Schlussfolgerung, welche große Sprünge und Unterbrechungen in der Reihe einschließen würde, scheint mir im höchsten Grade unwahrscheinlich zu sein.
    Ein Jeder, der an langsame und stufenweise Entwicklung glaubt, wird natürlicherweise zugeben, dass spezifische Veränderungen ebenso abrupt und eben so groß aufgetreten sein mögen, wie irgend eine einzelne Abänderung, welche wir im Naturzustande oder selbst im Zustande der Domestikation antreffen. Da aber Spezies variabler sind, wenn sie domestiziert oder cultivirt werden, als unter ihren natürlichen Bedingungen, so ist es nicht wahrscheinlich, dass solche große und abrupte Abänderungen im Naturzustande häufig eingetreten sind, wie man weiß, dass sie gelegentlich im Zustande der Domestikation auftraten. Von diesen letzteren Abänderungen können mehrere dem Rückschlage zugeschrieben werden; und die Charaktere, welche auf diese Weise wiedererscheinen, waren wahrscheinlich in vielen Fällen zuerst in einer allmählichen Weise erlangt worden. Eine noch viel größere Zahl muss als Monstrositäten bezeichnet

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