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Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Titel: Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Darwin
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ausgestorbenen und jetzigen Brackwasser-Conchylien des Aral-Kaspischen Meeres.
    Was bedeutet nun dieses merkwürdige Gesetz der Aufeinanderfolge gleicher Typen in gleichen Ländergebieten? Vergleicht man das jetzige Klima Neuhollands und der unter gleicher Breite damit gelegenen Teile Süd-Amerikas mit einander, so würde es als ein kühnes Unternehmen erscheinen, einerseits aus der Unähnlichkeit der physikalischen Bedingungen die Unähnlichkeit der Bewohner dieser zwei Kontinente und andererseits aus der Ähnlichkeit der Verhältnise das Gleichbleiben der Typen in jedem derselben während der späteren Tertiärperioden erklären zu wollen. Auch lässt sich nicht behaupten, dass einem unveränderlichen Gesetze zufolge Beuteltiere hauptsächlich oder allein nur in Neuholland, oder dass Edentaten und andere der jetzigen amerikanischen Typen nur in Amerika hervorgebracht worden sein sollten. Denn es ist bekannt, dass Europa in alten Zeiten von zahlreichen Beuteltieren bevölkert war; und ich habe in den oben angedeuteten Schriften gezeigt, dass in Amerika das Verbreitungsgesetz für die Landsäugetiere früher ein anderes war als es jetzt ist. Nord-Amerika beteiligte sich früher sehr an dem jetzigen Charakter der südlichen Hälfte des Kontinentes, und die südliche Hälfte war früher mehr als jetzt mit der nördlichen verwandt. Durch Falconer und Cautley’s Entdeckung wissen wir in ähnlicher Weise, dass Nord-Indien hinsichtlich seiner Säugetiere früher in näherer Beziehung als jetzt zu Africa stand. Analoge Tatsachen ließen sich auch von der Verbreitung der Seetiere mitteilen.
    Nach der Theorie der Descendenz mit Modifikation erklärt sich das große Gesetz langwährender aber nicht unveränderlicher Aufeinanderfolge gleicher Typen auf einem und demselben Gebiete unmittelbar. Denn die Bewohner eines jeden Teils der Welt werden offenbar streben, in diesem Teile während der nächsten Zeitperiode nahe verwandte, doch etwas abgeänderte Nachkommen zu hinterlassen. Sind die Bewohner eines Kontinents früher von denen eines andern Festlandes sehr verschieden gewesen, so werden ihre abgeänderten Nachkommen auch jetzt noch in fast gleicher Art und Stufe von einander abweichen. Aber nach sehr langen Zeiträumen und sehr große Wechselwanderungen gestattenden geographischen Veränderungen werden die schwächeren den herrschenderen Formen weichen und so ist nichts unveränderlich in Verbreitungsgesetzen früherer und jetziger Zeit.
    Vielleicht fragt man mich mit Spott, ob ich glaube, dass das Megatherium und die andern ihm verwandten Ungethüme in Süd-Amerika das Faultier, das Armadill und die Ameisenfresser als ihre degenerirten Nachkommen hinterlassen haben. Dies kann man keinen Augenblick zugeben. Jene großen Tiere sind völlig erloschen, ohne eine Nachkommenschaft hinterlassen zu haben. Aber in den Höhlen Brasiliens sind viele ausgestorbene Arten in Größe und andern Merkmalen nahe verwandt mit den noch jetzt in Süd-Amerika lebenden Spezies, und einige dieser Fossilen mögen wirklich die Erzeuger noch jetzt dort lebender Arten gewesen sein. Man darf nicht vergessen, dass nach meiner Theorie alle Arten einer und derselben Gattung von einer und der nämlichen Spezies abstammen, so dass, wenn sechs Gattungen jede acht Arten in einerlei geologischer Formation enthält und in der nächstfolgenden Formation wieder sechs andere verwandte oder stellvertretende Gattungen mit gleicher Artenzahl vorkommen, wir dann schließen dürfen, dass nur eine Art von jeder der sechs älteren Gattungen modifizierte Nachkommen hinterlassen habe, welche die verschiedenen Spezies der neueren Gattungen bildeten; die anderen sieben Arten der alten Genera sind alle ausgestorben, ohne Erben zu hinterlassen. Doch möchte es wahrscheinlich weit öfter vorkommen, dass zwei oder drei Arten von nur zwei oder drei unter den sechs alten Gattungen die Eltern der neuen Genera gewesen und die andern alten Arten und sämtliche übrigen alten Gattungen gänzlich erloschen sind. In untergehenden Ordnungen mit abnehmender Gattungs- und Artenzahl, wie es offenbar die Edentaten Süd-Amerikas sind, werden noch weniger Genera und Spezies abgeänderte Nachkommen in gerader Linie hinterlassen.
    Zusammenfassung des vorigen und des jetzigen Kapitels
    Ich habe zu zeigen gesucht, dass die geologische Urkunde äußerst unvollständig ist; dass erst nur ein kleiner Teil der Erdoberfläche sorgfältig geologisch untersucht worden ist; dass nur gewisse Klassen

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