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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sie allerdings zu ihrem Trotz und ihrem Starrsinn zurückgekehrt, und er dachte mit Schaudern an die Szenen, die sich seither fast jede Nacht zwischen ihnen abgespielt hatten. Dabei hatte er so gehofft, sie würde ihr neues Dasein als Vampir nun endlich annehmen und ihm die bedingungslose Liebe schenken, die sie ihm geschworen hatte, als sie noch ein Mensch und die Tochter des Hauses Todesco in Wien gewesen war. Doch seit die jungen Nosferas in die Domus Aurea nach Rom zurückgekehrt waren, lief es nicht gut zwischen ihnen.
    Sie hasste die dunklen, feuchten Gänge. Sie fürchtete sich vor den unansehnlichen, fetten Nosferas und sie war nicht bereit, zumindest dem Anschein nach seine Servientin zu sein.
    Luciano hatte es ihr erklärt. Er hatte sie angefleht. Clarissa blieb uneinsichtig. Sie wollte ihm nicht als sein Schatten dienen und ihm jeden Wunsch erfüllen, nicht seine Sklavin sein, die er nach Belieben herumstoßen durfte.
    » Es ist doch nur zum Schein!«, beschwor er sie immer wieder. » Ich will dich weder beherrschen noch dir befehlen oder dich herumstoßen. Aber nur wenn du als mein Schatten giltst, darfst du an meiner Seite bleiben und mit mir nach London fahren. Ich schaudere bei der Vorstellung, was sie mit dir machen, wenn du alleine hier zurückbleibst. Sie werden dir deinen Trotz austreiben und deinen Widerstand brechen. Glaube nicht, dass du ihnen widerstehen kannst. Für sie ist nur ein gehorsamer Servient ohne eigenen Willen von Nutzen.«
    » Sie? Ach, du sprichst von deiner Familie, zu der du mich gegen meinen Willen gebracht hast«, schleuderte sie ihm ins Gesicht, ohne die Dringlichkeit seiner Argumente zu begreifen. Erst am Abend hatte er sie noch einmal inständig gebeten, vernünftig zu sein und wenigstens so zu tun, als käme sie ihren Pflichten als sein Schatten nach und würde seine Reisegarderobe richten.
    » Ich kann es später selber tun«, hatte er ihr noch vor einer Stunde versprochen, als er sie in seinem Gemach zurückließ. Doch dann war sie wieder einmal davongelaufen und hatte dem Conte die Gelegenheit gegeben, Dario mit dieser Aufgabe zu betrauen. Wie sollte er die Situation nun noch retten? Warum wollte sie das einfach nicht verstehen? Luciano richtete seinen Blick fest auf das feiste Gesicht des Clanführers.
    » Ja, ich spreche von Clarissa. Von dem Mädchen aus Wien, das sich noch ein wenig schwer mit seinem neuen Dasein tut. Sie muss sich erst in diese für sie noch fremde Welt eingewöhnen. Wenn Ihr sie mit mir nach London reisen lasst, habe ich genügend Zeit, ihr alles beizubringen.«
    Einer der Altehrwürdigen, auf dessen Gesicht sich wachsendes Erstaunen breitmachte, mischte sich ein.
    » Sie muss sich erst an die fremde Welt gewöhnen? Ha! Habe ich richtig gehört? Es geht hier um eine Unreine? Einen Schatten? Der– wie lange schon in unserem Haus ist? Zwei Monate oder noch länger? Und du forderst jetzt Zeit, um ihr ihre Pflichten klarzumachen? Nicht zu fassen! Fragen wir unsere Unreinen inzwischen, ob sie uns zu dienen belieben? Oder bitten wir sie gar um Erlaubnis, ob wir sie beißen und wandeln dürfen? Ha!« Sein knochiger Finger schoss nach vorn. Luciano wich noch einen Schritt zurück.
    » Schick sie zu mir und ich schwöre dir, ich brauche keine Nacht, um eine folgsame Sklavin aus ihr zu machen.«
    Luciano lehnte schroff ab, obgleich er sich nicht sicher war, ob sich der Altehrwürdige oder Clarissa als der härtere Dickkopf herausstellen würde. Nein, das wollte er lieber nicht ausprobieren. Und überhaupt, er wollte sie ja gar nicht als gehorsame Dienerin, als verhuschten Schatten ohne eigene Meinung, die Augen stets niedergeschlagen und nur eifrig darauf bedacht, seine Wünsche zu erfüllen. Er liebte Clarissa. Deshalb hatte er sie gewandelt. Um für immer mit ihr zusammen zu sein.
    Na ja, so ungefähr. Eigentlich war es ein Unfall gewesen. Nein, Leo war schuld. Er hatte Clarissa zuerst gebissen und dann hatte das Unglück seinen Lauf genommen. Hätte er sie etwa sterben lassen sollen? Ihre Wandlung war ihre Rettung gewesen. Nur dumm, dass Clarissa das ganz anders sah. In ihrer Sichtweise hörte sich die Sache nicht so gut an: Luciano habe sie betrogen und ermordet. Doch wie hätten sie sonst für immer zusammenbleiben können? Luciano konnte nur hoffen, sie würde irgendwann begreifen, dass es für ihre gemeinsame Liebe keinen anderen Weg geben konnte.
    » Ist das Thema nun erledigt?« Conte Claudios schneidende Stimme riss Luciano aus seinen Gedanken.

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