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TS 85: Endstation Zukunft

TS 85: Endstation Zukunft

Titel: TS 85: Endstation Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Was die Zukunft bringt …
    (TOMORROW’S GIFT)
     
    Die Stadt Nova-Mancunia glich einer ungeheuren Amöbe, deren Zellkern sämtliche Funktionen übernommen hatte, die für sie lebenswichtig waren – die des Magens, des Herzens und des Gehirns.
    Im Mittelpunkt dieses Kerns lebten die Koordinatoren, die die Stadt erbaut hatten. Der streng bewachte Bezirk, von dem aus sie über fünfzigtausend Bewohner herrschten, hatte einen Durchmesser von einer Meile, obwohl in ihm nur etwa fünfzig Koordinatoren lebten.
    Jeder Koordinator hatte sich ein Haus nach seinem Geschmack erbauen lassen. Flache Bungalows standen neben Herrensitzen in englischer Art, schlichte Landhäuser wechselten sich mit Luxusvillen ab. Sie alle wurden vom ZVG, dem zentralen Verwaltungsgebäude, überragt – einem schimmernden Komplex aus rostfreiem Stahl und Plastik, der sich dreihundert Meter hoch erhob.
    Ein breiter Grünstreifen trennte dieses Nervenzentrum der Stadt von dem Bezirk, in dem die Techniker lebten. Die fünfhundert Beta-Techniker mußten mit den Häusern zufrieden sein, die man ihnen zugewiesen hatte, aber die fünfzig Alpha-Techniker lebten beinahe genauso luxuriös wie die Koordinatoren.
    Fünfundneunzig Prozent des Techniker-Bezirks waren mit Fabriken aller Art bebaut – Kraftwerken, einer Fabrik zur Herstellung künstlicher Lebensmittel und Produktionsstätten für elektronische Geräte. Die Lebensmittelfabrik stellte sämtliche Nahrungsmittel her, die in Nova Mancunia benötigt wurden – von Erdbeermarmelade bis zu Schweinefleisch.
    Auch das Techniker-Zentrum war wieder von einem breiten Grünstreifen umgeben, der es von der Grenzer-Reservation trennte. Die Reservation war für die unzähligen Menschen bestimmt, die gescheitert waren, weil sie sich nicht anpassen konnten. Sie waren keinesfalls Analphabeten, sondern hatten sich eben nur nicht anpassen können. Einige von ihnen waren früher Alpha-Techniker oder sogar Alpha-Koordinatoren gewesen, aber dann waren sie unglücklich geworden …
    Eine teilweise Wiederanpassung war einfach genug – man mußte nur einige Gehirnfasern durchtrennen, um den Patienten für immer von Gefühlen wie Angst oder Verzweiflung zu befreien. Der Patient wurde damit allerdings automatisch in den Ruhestand versetzt, weil man ihn nicht mehr gebrauchen konnte.
    Jenseits der Grenzer-Reservation lag das Gebiet, in dem das Volk lebte. Die Massen vegetierten in fünfundzwanzig Glaswaben, die jeweils tausend Wohnungen enthielten. Dort lebten sie, pflanzten sich fort und starben schließlich. Ihre gigantischen Wohnblöcke waren gleichzeitig Denkmäler ihrer Fruchtbarkeit und Grabsteine.
    Da sie weder Koordinatoren noch Techniker noch Grenzer waren, wurden sie als Analphabeten eingestuft. Einige von ihnen waren Maler, andere schrieben Gedichte, einige bebauten das Land und stellten überflüssige und unhygienische Lebensmittel her, während andere sich als Handwerker betätigten. Viele von ihnen begingen Selbstmord – jedenfalls genügend, um den Koordinatoren die Sorge um das Problem der Übervölkerung abzunehmen.
    Außerhalb dieser Wohnblöcke lag die Wildnis, die nur ab und zu von anderen Städten unterbrochen wurde, die alle nach dem gleichen System aufgebaut waren.
    Dr. Krypton sah nachdenklich aus dem Fenster seiner Praxis, die im siebenundzwanzigsten Stock des ZVG lag. Dann drehte er sich mit einer entschlossenen Bewegung um und sah seinem Besucher ins Gesicht. Der junge Mann, der eben hereingekommen war, konnte noch nicht dreißig sein – er war also mehr als siebzig Jahre jünger als der Alpha-Psychiater, dem er jetzt gegenüberstand.
    Dr. Krypton versuchte sich an den Namen des Mannes zu erinnern, der ihm trotzig gegenüberstand, aber er hatte ihn vergessen. Er warf einen Blick in den Paß des Mannes, den er in der Hand hielt. Byron, Mark Antonius: Dr. rer. nat.; Elektrophysiker: Techniker, Beta; GQ 105, IQ 115; DOB 2473; ledig.
    Das war alles, was er an Informationen zur Verfügung hatte und alles, was er wissen mußte. Es war mehr als genug, um Byron, Mark Antonius, von Cäsar Augustus Byron zu unterscheiden – falls es den überhaupt in Nova Mancunia gab. Diese kurzen Angaben ersetzten einen seitenlangen Lebenslauf.
    „Warum habe ich eigentlich Ihren Paß bekommen?“ fragte Dr. Krypton plötzlich.
    Einen Augenblick lang sah ihn Dr. Byron erstaunt an, aber dann faßte er sich und sagte: „Ich weiß es nicht, Sir. Merkwürdig, ich wollte Sie gerade das gleiche fragen.“
    Das war die

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