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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Siegfried. Da schaust du.
    »Haben Sie auch Kinder?«, beginne ich ein harmloses Geplänkel.
    »Ähm … nein.« Danke, dass er jetzt nicht hinzufügt: »Meines Wissens nach nicht, haha.« Dafür mag ich ihn. Echt.
    »Oh.« Dann ist der nette Mann jetzt mit Sicherheit überfordert.
    »Wenden wir uns lieber wieder den Computerfragen zu.« Ich beuge mich über ihn und schicke ein stilles Gebet zum Himmel, dass er meinen akuten Achselschweiß nicht wahrnimmt - vielleicht hat er Polypen oder ist einfach nur erkältet, was bei dieser Witterung gar nicht so unwahrscheinlich wäre.

    Siegfried erklärt mir noch, wo ich meine Texte ablegen kann und zieht sie wie von Zauberhand einfach in die linke Ecke meines Bildschirms. »So. Da sind sie jetzt gespeichert. Sie müssen nur doppelklicken.«
    »Ähm … darf ich mal?« Ohne mich dem Mann unsittlich nähern zu wollen, wäre es vielleicht trotzdem sinnvoll, wenn er mir einmal zeigen würde, wie man mit der Maus …
    »MAMA!«
    »Ja, mein Kind?!«
    »ICH WILL MEINE SHISHA!« Da steht sie wieder, wutschnaubender als je zuvor. Offensichtlich hat sie eiligst alle Verstecke durchwühlt, die sie mir zugetraut hat. Aber auf die Werkzeugkiste auf dem Dachboden hinter den Getränkekisten ist das liebe Kind nicht gekommen. Dafür hängen in der Küche alle Schubladen auf Halbmast.
    »Wir hatten das bereits besprochen«, sage ich freundlich, aber bestimmt.
    »Du weißt genau , dass der Pauli und der Schrulli heute kommen!« Gretas Augen schwimmen in Zornestränen. Siegfried räuspert sich betreten und fummelt in einer Art Übersprungshandlung an der Maus herum.
    »Wenn du dich weiterhin so aufführst, kommen sie nicht .« So. Jetzt ist aber Schluss. »Ich erlaube ganz sicher nicht, dass du dich mit ein paar fremden Kerlen in deinem Zimmer verschanzt und dabei Shisha rauchst. Du bist vierzehn!«
    »Du triffst dich ja auch mit einem fremden Kerl in deinem Zimmer, obwohl du schon in den Wechseljahren bist!«
    Jetzt bin ich platt. Und Siegrid ist es auch. »Die Shisha ist endgültig entsorgt, und deinen Herrenbesuch heute Nachmittag kannst du hiermit absagen.« Ich versuche mich in dem Messer-Blick, den meine Mutter bei solchen Gelegenheiten draufhatte. Ach, was sage ich: in Situationen, die fünfhundert
Mal harmloser waren! So weit, dass ich in Anwesenheit eines fremden Herrn penetrant mein Rauschmittel eingefordert hätte - und das im unkleidsamen Nachtgewand mit provokativer Aufschrift -, wäre es niemals gekommen! Eigentlich musste ich mich nie groß umstellen. Kaum dass meine Eltern mich nicht mehr erzogen, übernahmen das übergangslos die Kinder.
    Gretas Frust ist nicht mehr zu steigern. »Dann schmeiße ich deine Videokamera eben in den Müll!«, schreit sie empört. »Da ist sowieso nur peinlicher Scheiß drauf!« Mit grenzenloser Wut stampft sie davon. Die Gläser im Wohnzimmerschrank klirren.
    »Hier wäre noch mal per Doppelklick …«, sagt Siegfried.
    »Sie müssen schon entschuldigen.« Ich reibe mir die Schläfen. »Sie ist normalerweise ein gut erzogenes, stilles und bescheidenes Mädchen«, stammle ich, nun doch völlig aus der Fassung gebracht. »Es ist nur so, dass sie heute zum ersten Mal ihren neuen Freund erwartet …«
    Also wenn ich mit vierzehn überhaupt jemanden erwartet hätte, egal welchen Geschlechts, wäre ich vor lauter Bitte und Danke zu überhaupt nichts mehr gekommen. Und ein Kerl kam uns, bevor ich zwanzig war, überhaupt nicht ins Haus. Und wenn, schlief er im Keller neben dem Wäschereck.
    »Und hier können Sie Grafiken und professionelle Dokumente …« Siegfried reibt sich verlegen die Nase. Das macht einen irgendwie rührenden Eindruck. »Dort haben Sie die verschiedenen Formatierungsmöglichkeiten …« Er tippt auf der Tastatur herum.
    »Oder meinen Sie, ich war zu streng?«
    Auf einmal herrscht gespanntes Schweigen. Ich schaue meinen Computerberater fragend an. »Wie hätten Sie an meiner Stelle reagiert?«

    Siegfried schaut mich ziemlich lange schweigend an. »Ich halte Sie für eine ausgesprochen nette Mutter«, sagt er schließlich. »Ich wünschte, ich hätte eine halb so nette Mutter gehabt.«
    Mann, kann der lange Sätze sagen! Und dann gleich zwei hintereinander!
    »Ich auch«, sage ich, und dann lächeln wir uns beide ratlos an.
    »Früher waren die Erziehungsmethoden wohl anders«, sinniert Siegfried. »Bei uns hätte es Ohrfeigen gegeben.«
    Ich presse die Lippen aufeinander.
    »Meine Mutter hat an mir schon mal einen Kleiderbügel

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