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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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aber eindringlich auf sie einredete. »Edith … Edith, verstehe doch endlich, wenn du nicht sofort gehst, wirst du dich den Cadwells stellen müssen. Und dem Inspektor auch, was noch schlimmer ist.«
    »Dem Inspektor?« Für einen Augenblick blieb ihr der Mund offen stehen. Dann ging ein Ruck durch ihren ganzen Körper, und sie versuchte, ihre Hände aus den seinen zu lösen. »Ich weiß nichts, also braucht er mich auch nichts zu fragen.«
    »Reg dich nicht auf. Bleib ganz ruhig, Edith. Edith, hör mir gut zu.« Er schüttelte sie. »Bis die Sache aufgeklärt ist, steht jeder unter Verdacht, jeder. Ich, du, einfach jeder. Aber vor allem ich … und du. Verstehst du das nicht? In deinem eigenen Interesse musst du hier weg.«
    Linda sah, wie sich die großen braunen Augen langsam auf sie richten, und sie las darin etwas, das ihr nicht geheuer war. Zum ersten Mal kam sie zu dem Schluss, dass Ralph Batley Recht hatte. Das Mädchen war tatsächlich krank, und zwar nicht nur körperlich.
    Dann fuhren alle drei herum. Von unten waren Schritte zu hören.
    »Bist du da, Batley?« Die Stimme gehörte unverkennbar Rouse Cadwell. Die drei sahen sich an. Ralph Batley schubste Linda vor, während er gleichzeitig mit der anderen Hand Edith in Richtung Atelier drängte.
    Als Linda vom Heuboden noch unten sah, konnte sie einen Ausruf des Entsetzens nicht unterdrücken, denn dort stand nicht nur Rouse Cadwell, sondern auch Sep Watson.
    Ralph Batley gab keinen Laut von sich, als er eine Sekunde später neben ihr erschien, aber ein schneller Seitenblick verriet Linda, dass ihn der Anblick des Melkers völlig unvorbereitet traf. Seine Stimme verriet jedoch nichts von seinen Gefühlen. »Was willst du?«
    Die Frage hätte jedem der beiden Männer unten gelten können, aber Rouse Cadwell antwortete. »Ich will mir dir reden, es ist wichtig.«
    Nachdem er einen Augenblick nach unten gestarrt hatte, wandte Ralph Cadwell sich um und stieg die Leiter herunter. Linda folgte ihm.
    »Habe ich dir nicht gesagt, was passiert, wenn ich dich noch einmal auf meinem Land erwischte?«, herrschte er Sep Watson an.
    »Genau deswegen hat er sich auch nicht hergetraut«, mischte sich Rouse Cadwell ein. »Also hat er sich an mich gewandt. Er hat dir etwas zu sagen. Willst du es hören?«
    »Das kommt darauf an.« Ralph Batley ließ den Melker nicht aus den Augen.
    »Es könnte deinen Hals retten«, gab Rouse Cadwell zu bedenken.
    »Also los, ich warte«, erwiderte Ralph scheinbar unbeeindruckt.
    Linda hätte sich nicht träumen lassen, dass sich Sep Watson jemals ändern würde, aber der Mann, der da vor seinem früheren Arbeitgeber stand, war nicht der untersetzte, dümmliche Prahler, der gerne tratschte und andere schikanierte. Die Angst, die die gesamte Farm in ihrem Bann hielt, schien auch ihn erreicht zu haben. Als er sprach, waren seine Worte, die eines Mannes, der in Schwierigkeiten steckte. Keine Spur mehr von der Großsprecherei und dem Selbstmitleid, die ihn früher ausgezeichnet hatten.
    »Ich … ich war letzte Nacht hier.« Er wagte es nicht, Ralph Batley anzusehen. »Ich wollte mich rächen und dir eins auswischen, ein Rind stehlen oder die Scheune in Brand stecken.« Nun hob er den Kopf und ließ ihn in einer weit ausholenden Kreisbewegung über den massigen Schultern kreisen. »Durch den Spalt unter der Tür zum Atelier habe ich Licht gesehen. Ich habe mich natürlich gewundert, weil ich ja weiß, dass du es nicht mehr benutzt. Als ich gerade die Treppe hochwollte, ist der alte Shane gekommen. Da bin ich weggelaufen und habe mich hier oben versteckt.« Mit dem Kopf deutete er auf den Heuboden. »Ich wusste, dass du es nicht sein konntest, weil ich gesehen hatte, wie du ins Haus gegangen bist. Aber ich habe gedacht, es wäre vielleicht …« Er starrte erneut zu Boden. Linda erschauerte, weil sie wusste, dass er sie im Atelier vermutet hatte.
    »Red weiter, wir wissen genau, was du gedacht hast«, fuhr Ralph Batley ihn barsch an. »Sprich weiter.«
    »Als ich die Tür geöffnet habe, habe ich gemerkt, dass es Mrs Cadwell war. Ich habe mich fast zu Tode erschreckt. Zuerst hatte sie auch Angst, aber als sie dich kommen gehört hat, hat sie sich sehr merkwürdig verhalten. Sie hat gesagt, ich soll mich unter der Couch verstecken und ganz still sein. Das habe ich auch getan. Und dann bist du reingekommen, und sie hat so getan, als wäre keiner da. Als du weg warst, hat sie was ganz Merkwürdiges gesagt, nämlich dass ich die Erhörung ihrer

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