Die Erwaehlten
kleiner. Mit einem Mal hatte sich die Welt bevölkert und sie in den Schatten gedrängt.
„Jessica?“
Constanza blinzelte hinter dem Feuer zu ihr hinüber.
„Hallo.“
„Ich dachte, du wärst mit Steve spazieren“, sagte Constanza grinsend. „Hab dich schon einige Zeit nicht gesehen.“
„Na ja, der hat sich dann irgendwie als Schleimer enttarnt.“
Constanza trat ein paar Schritte näher und vergrub ihre Hände in den Taschen, als sie das Feuer hinter sich ließ.
„Er hat was?“ Constanza sah genauer hin. Ihre Augen weiteten sich, als sie Jessicas Haare zu Berge stehen sah, ihre blutigen Knöchel, den Dreck an Jacke und Kleid. „Bist du in Ordnung? Was ist passiert?“
„Ach so, das mit den Sachen tut mir leid. Ich hatte nicht …“
„Dieser Schleimer!“, schrie Constanza. „Tut mir so leid. Ich hatte keine Ahnung.“
„Also, es war eigentlich nicht nur seine …“
„Komm schon, Jess, ich bring dich nach Hause.“
Jessica hielt inne, dann seufzte sie erleichtert. Nach noch mehr Party war ihr heute Nacht ganz sicher nicht. „Ja, klar. Da wäre ich dir wirklich dankbar.“
Constanza hakte Jessica unter und ging mit ihr auf die Autos zu.
„Diese Jungs in Broken Arrow sind manchmal echt heftig.“ Constanza seufzte. „Ich weiß wirklich nicht, was an denen dran sein soll. Sie halten sich für so cool, dabei sind sie einfach nur außer Kontrolle.“
„Aber das Feuer ist nett.“
„Du magst Lagerfeuer?“
„Ja.“
„Na dann. Vielleicht sollten wir mal …“
Eine Stimme ertönte von vorn aus der Dunkelheit. „Hallo, da bist du ja.“
Jessicas Füße verharrten mitten in der Bewegung. Es war Steve, der von der Stelle bei den Autos zurückkam, zu der er Jessica geführt hatte. Sie spürte, wie Constanza ihren Arm fester packte.
„Du bist da einfach verschwunden, Jess. Hat mich irgendwie nervös gemacht.“ Er trat ein paar Schritte näher. „He, was ist denn mit deinem …“
Er rechnete überhaupt nicht damit. Selbst Jessica bekam es kaum mit. In einer einzigen fließenden Bewegung ließ Constanza sie los, trat einen Schritt vor und verpasste Steve einen Schlag ins Gesicht.
Er taumelte rückwärts, stolperte über seine eigenen Füße und landete mit dem Hintern auf dem harten Boden.
„Bestens!“ Constanza nahm Jessicas Arm, ging mit ihr auf die Autos zu und redete da weiter, wo sie aufgehört hatte.
„Wir sollten ein paar nette Jungs aus Bixby zusammentrommeln und draußen in der Salzebene eine Party steigen lassen.“
Jessica blinzelte und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. „Doch, sicher, wird bestimmt lustig.“
Der protestierende Steve blieb hinter ihnen zurück.
„Nichts wärmt so schön wie ein Wüstenfeuer“, verkündete Constanza.
Jessica lächelte und zog ihre Freundin wegen der Kälte etwas dichter an sich heran.
„Spitzenidee“, sagte sie. „Ich bring Streichhölzer mit.“
nachtwache
12.00 Uhr Mitternacht
31
„Sie sind immer noch da draußen, weit weg.“
„In Deckung, wolltest du sagen.“ Rex ließ sich auf der Motorhaube von Melissas Auto nach hinten sinken und legte die Hände unter den Kopf.
Sie schmeckte die Luft. „Nein, das nicht.“
Es war in der zweiten Nacht nach der Ankunft des Flammenbringers am Rustle’s Bottom, und die blau beleuchtete Wüste sah aus, als ob ihren harten Boden nie jemand betreten hätte. Die weite Leere der Ebene lag Melissa wie ein trockener Geschmack nach Einsamkeit auf der Zunge, wie staubige Kreide und Sand. Aber die Darklinge und ihre Verbündeten am anderen Ende des Bottoms spürte sie trotzdem.
„Sie warten“, sagte sie.
„Auf was?“
Melissa zuckte mit den Schultern. Es schmeckte nach etwas, aber unspezifisch.
„Darauf, was als Nächstes passiert, nehme ich an.“
„Sie stehen bestimmt immer noch unter Schock“, sagte Rex. „Mir geht es jedenfalls so.“
Sie schüttelte wieder den Kopf. „Nein, sie hatten sie erwartet.“
„Machst du Witze?“
Melissa öffnete die Augen und wandte sich an ihren alten Freund.
„Du weißt nicht, wie Darklinge schmecken, Rex. Vielleicht muss man Gedankenleserin sein, um sie zu verstehen, aber sie sind nicht wie wir.“
Sie ließ sich neben ihm zurücksinken und sah zum Mond hoch.
„Sie sind so alt, so verängstigt.“
„Bis vor einer Woche wäre ich nie auf die Idee gekommen, sie unter verängstigt einzuordnen“, sagte Rex. „Eigentlich eher unter beängstigend.“
Melissa lächelte. Sie hatte Rex’ Angst vor den Spinnen
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