Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1559 - Kleine böse Nathalie

1559 - Kleine böse Nathalie

Titel: 1559 - Kleine böse Nathalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Vor ihr lag die Treppe, die wie ein langer Schlauch in die Tiefe führte und erst dort endete, wo die Höhle begann.
    Licht gab es auch, nur war das mehr als schwach und leuchtete am Beginn der Treppe, wo die einsame Gestalt stand und sich nicht bewegte.
    Nathalie starrte in die Tiefe.
    Sie musste dort hinunter. Nur in der Tiefe konnte sie die neue Kraft tanken.
    Ein wohliger Schauder durchlief sie.
    Das einsame Licht erfasste ihren Körper und gab ihm einen grünlichen Schein.
    Dabei sahen die nackten Schultern aus wie glasiertes Porzellan, und die halblangen dunklen Haare umrahmten ein noch kindliches Gesicht, obwohl das nicht zu ihrem Alter passte. Sie war immerhin schon achtzehn Jahre alt und würde in zwei Monaten ihren neunzehnten Geburtstag feiern.
    Sie gab sich einen Ruck.
    Die Stufen der Treppe waren für einen nicht Eingeweihten gefährlich, weil sie unterschiedlich hoch waren. Man musste schon sehr achtgeben, wollte man die Treppe bis zu ihrem Ende durchschreiten, ohne zu stolpern.
    Nathalie ging diesen Weg nicht zum ersten Mal. Sie kannte sich aus, und während die Dunkelheit sie schluckte, nahm sie aufrecht Stufe für Stufe, ohne auch nur einmal irgendwo anzustoßen. Es war ihre Welt, in der sie sich wohl fühlte.
    Je tiefer sie ging, umso mehr nahmen Kälte und auch Feuchtigkeit zu, was sie aber nicht störte. Der Weg war das Ziel, und das steuerte sie entschlossen an.
    Die Dunkelheit blieb bestehen, aber irgendwie veränderte sie sich auch.
    Die Schwärze wich. Dafür tauchte ein schummriges grünes Licht auf. Es war mit einem Nebel zu vergleichen, ohne dass irgendwelche Wolken gewabert hätten. Der Nebel legte sich auch auf die letzten Stufen der Treppe, die Nathalie nun hinter sich ließ.
    Jetzt war sie am Ziel. Oder fast.
    Auch weiterhin war es bis auf dieses satte Grün um sie herum dunkel. Ein normaler Mensch hätte in diesem Schummerlicht nichts erkennen können.
    Anders Nathalie. Sie bewegte sich zielsicher weiter und stellte wie nebenbei fest, dass sich das Licht in ihrer Umgebung veränderte.
    Der grüne Schleier zog sich zurück, weil etwas anderes stärker war.
    Vor ihr schimmerte es bläulich und zugleich weiß. Da mischten sich beide Farben, und sie blieben auf einen bestimmten Punkt begrenzt. Es war nicht zu erkennen, ob dieser Schleier Kontakt mit dem Boden hatte, aber das war ihr gleich, denn Nathalie wusste, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Sie blieb stehen.
    Ihre Lippen bewegten sich, ohne dass sie ein Wort sagte. Ihr Blick war nach vorn gerichtet. Er galt einzig und allein dieser ungewöhnlichen Lichtinsel, die einfach nur vorhanden war und keine Quelle zu haben schien.
    Nathalie blickte auf die Insel aus dem weißen und blauen Licht, die so groß war, dass sich in ihrem Mittelpunkt eine Gestalt abzeichnen konnte. So groß wie ein normaler Mensch.
    Man hätte auch beim ersten Hinschauen davon ausgehen können, dass es sich um ein menschliches Wesen handelte, aber was da im Licht stand und von ihm umschmeichelt wurde, das war kein normaler Mensch. Eine Gestalt, ein Umriss, der schimmerte wie poliertes Metall.
    Nathalie trat näher. Bisher hatte ihr Gesicht eine Starre gezeigt. Die verschwand, und ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Sie wollte ihre Freude zeigen, dass sie es geschafft hatte, das Ziel zu erreichen.
    »Ich bin da…«
    Die Gestalt innerhalb der blauweißen Lichtglocke bewegte sich.
    Es war nur ein kurzes Zucken. Es war auch nicht zu sehen, ob es einen Halt für die Gestalt gab oder sie einfach nur in der Luft schwebte.
    Nathalie ging noch näher.
    Sie sah jetzt besser, und sie erkannte noch etwas sehr Wichtiges. Das Licht hatte ihn zwar verändert, aber es hatte ihn nicht wegschaffen können. So lag der Totenschädel nach wie vor auf der Tischplatte, über der diese andere Gestalt in der Lichtglocke schwebte.
    Nathalie war jetzt so nahe an ihr Ziel herangekommen, dass sie die Aura auf ihrer Haut spürte, die von der fremden Gestalt ausging.
    Das metallische Leuchten blieb weiterhin bestehen. Es gab einen Körper und auch ein Gesicht, in dem jedoch nichts zu erkennen war. Es war einfach nur flach. Keine Augen, keine Nase, auch kein Mund, sodass die Vermutung aufkommen konnte, dass es sich um einen Geist handelte.
    Nathalie schaute nicht mehr den Totenschädel an. Sie wollte jetzt eine Brücke schaffen, und das würde ihr durch die entsprechenden Worte gelingen.
    »Ich bin gekommen, wie du es gewollt hast…«
    »Ja, ich freue mich.«
    Die junge Frau hatte

Weitere Kostenlose Bücher