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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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redete nur wenig. Er trug ein Seil und ein Stemmeisen bei sich, aber ihm war anscheinend gar nicht bewußt, daß er das Eisen wie eine Waffe hielt.
    Die Dunkelheit war undurchdringlich. Sie schien das Licht ihrer Lampen zu verschlingen. Auf den Wänden bewegten sich groteske Schatten. Der Wind schien direkt durch den Fels zu rauschen. Auf jeder Etage gingen Korridore ab. Die Schächte waren da, und hinter den Schächten befanden sich weitere Durchgänge, manchmal offen, manchmal verschlossen.
    »Die Wände sind naß«, sagte Claver. »Das ist nicht gerade der Ort, an dem ich etwas lagern würde.«
    »Vielleicht war es eine militärische Einrichtung«, vermutete Quait. »Was auch immer später daraus geworden sein mag, ursprünglich war es eine militärische Anlage.«
    Die Treppe führte immer tiefer hinunter, Absatz um Absatz, bis sie meinten, jetzt bald auf Höhe des Wasserspiegels draußen angekommen zu sein. Und dann hörte sie einfach auf.
    »Das ist wahrscheinlich die Stelle, wo sie deinen Vater fanden«, sagte Chaka zu Flojian.
    Quait stand ganz vorn am Absatz und leuchtete mit der Lampe nach unten. Sie sahen den Boden.
    Dort sind die anderen gestorben.
    »Hier gibt es keinen Staub«, bemerkte Claver.
    Es gab tatsächlich keinen. Der Treppenabsatz war sauber, genau wie die letzten fünf oder sechs Treppenstufen darüber. Weiter oben lag eine dicke Staubschicht über allem. Merkwürdig. Der Boden befand sich vielleicht fünfundzwanzig Fuß tiefer.
    »Vielleicht haben sie eine Tür geöffnet, und ein Schwall Gas kam heraus«, fuhr Claver fort.
    Das klang beinahe einleuchtend. Genau das gleiche war schließlich Jon Shannon zugestoßen, als er die falsche Tür geöffnet hatte. Aber etwas fehlte. »Es gab keine Explosion«, stellte Chaka fest.
    »Muß es auch nicht. Sie atmen das Gas ein, verlieren das Bewußtsein und ersticken.«
    »Alle sechs?«
    »Gut«, gestand Claver, »es ist vielleicht ein wenig weit hergeholt.«
    »Jedenfalls wurden sie an verschiedenen Stellen gefunden«, sagte Flojian.
    Claver schüttelte den Kopf. »Vergiß nicht, daß die Leute immer dramatisieren, wenn sie eine Geschichte erzählen.«
    »Ich glaube nicht, daß Knobby übertrieben hat«, widersprach Chaka.
    Flojian befestigte seine Lampe an einem Seil und ließ sie nach unten. Die Überreste der eingebrochenen Treppe lagen auf dem Boden verstreut.
    »Ich will auch nicht behaupten, daß er übertrieben hat«, beschwichtigte Claver. »Aber Menschen lassen sich leicht verwirren. Ganz besonders an einem Ort, der so unheimlich ist wie dieser. Um ehrlich zu sein, wenn alles genauso ablief, wie Knobby es erzählt hat, dann bin ich bereit zu glauben, daß in den Tunneln hier unten etwas Unheimliches am Werk ist.«
    Quait bemerkte, daß Claver seine Worte augenblicklich bedauerte. Aber sie waren ausgesprochen, nicht mehr ungeschehen zu machen, und die Gefährten blickten sich nervös an und spähten in den Raum unter dem Treppenabsatz. Sie fanden die Durchgänge, von denen Knobby gesprochen hatte. Einen in jeder Wand. »Falls es Gas war«, fragte er, »könnte uns das gleiche noch einmal passieren?«
    »Oh, selbstverständlich.« Claver nickte zur Betonung. »Das könnte es ganz sicher. Kein Zweifel. Wir müssen nur die falsche Tür öffnen.«
    »Und wie wollen wir uns dagegen schützen?« fragte Flojian.
    Chaka gab ein dumpfes Räuspern von sich. »Wir halten uns einfach von verschlossenen Türen fern«, schlug sie vor.
    »Genau.« Claver verschränkte die Arme vor der Brust und warf sich in Positur wie ein Lehrmeister. »Wenn wir eine Tür öffnen wollen, dann macht es nur einer, und die anderen bleiben ein gutes Stück zurück. Außerdem schlage ich vor, daß niemand allein durch die Gegend wandert. Und seid vorsichtig mit euren Waffen.« Er musterte Quait mit einem langen, harten Blick. »Wir sind alle ein wenig nervös.« Er betonte seine Worte so, daß deutlich wurde, daß er damit eigentlich nur die drei Illyrer meinte. »Wir haben nicht viel Licht, und die größte Gefahr geht wahrscheinlich von uns selbst aus und nicht von irgendeiner geheimnisvollen Macht.«
    »Ich hoffe, du behältst recht«, brummte Quait. Er band ein Seil an das Geländer und prüfte seinen Halt. Der Raum unterhalb der Treppe war dunkel, kalt und bedrückend. Licht wurde von Pfützen reflektiert. »So habe ich mir Haven ganz bestimmt nicht vorgestellt«, sagte er. Er schlang sich das Seil um den Leib und warf das freie Ende nach unten, dann stieß er sich von der

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