Die ewige Straße
ließ.«
»Und warum?« fragte Chaka.
»Weil wir sonst, wenn beide Tore offen sind, genau den Effekt erhalten, über den wir gerade gesprochen haben. Der Wasserspiegel hebt und senkt sich zusammen mit Ebbe und Flut draußen.«
Quait erkannte immer noch nicht, worauf Claver hinaus wollte.
»Du meinst also, sie wären von der steigenden Flut überrascht worden? Aber eben hast du noch erzählt, die Flut wäre zu langsam.«
»Ich glaube nicht, daß sie von der Flut überrascht wurden. Jedenfalls nicht so, wie ihr jetzt meint. Wenn ich Knobbys Geschichte richtig interpretiere, geschah das Unglück mehr oder weniger, während die Flut den höchsten Stand erreicht hatte. Falls die Kammer der Quebec tatsächlich zerstört war, stieg das Wasser hinter den Toren zusammen mit der Flut.« Er sah Chaka ernst an. »Und falls das der Fall war: Wie hat es in der Kammer ausgesehen, als sie das zweite Tor aufbrachen?«
Chaka sah, wie Quait die Augen aufriß. »Sie war voll Wasser!«
»Genau«, fuhr Claver fort. »Sie waren nicht den langsamen sechs Fuß Anstieg pro Stunde ausgesetzt, die wir erlebt haben. Ein Ozean ist über sie hinweggerauscht. Sie waren alle gefangen. Ertrunken, bevor sie überhaupt erkannten, in welchen Schwierigkeiten sie steckten. Mit Ausnahme des einen Mannes, der sich gerade oben auf dem Treppenabsatz befand und Bücher stapelte.«
Flojians Hand berührte Quait.
»Es war nicht seine Schuld«, flüsterte Quait.
Flojians Hand tauchte in das Wasser. Er schöpfte eine Handvoll und ließ es zwischen den Fingern hindurchrinnen. »Wahrscheinlich hat er die Arbeiten beaufsichtigt«, sagte er leise. »Er wird sich die Schuld gegeben haben. Die Schuld am Tod von sechs Leuten. Und daran, daß alles hier drin zerstört wurde.«
Lange Zeit sagte niemand ein Wort.
»Aber wir wissen es jetzt«, sagte Chaka schließlich. »Vielleicht können wir die Dinge jetzt richtigstellen.« Ihre Brüste hoben sich ein wenig im steigenden Wasser.
»Ich glaube nicht, daß es funktionieren wird«, sagte Quait plötzlich.
Claver warf einen prüfenden Blick zur Decke hinauf. »Wir müssen uns einen Weg ausdenken, wie wir den Anstieg messen können.«
»Da brauchen wir nichts zu messen«, sagte Flojian. »Das Wasser steigt noch immer.«
»Ich sage es wirklich nicht gerne«, brummte Quait, »aber ich denke, wir müssen unser Glück schwimmend versuchen.«
Sie befanden sich am Ende des Korridors, doch der war inzwischen überflutet. »Das würde ich niemals schaffen«, sagte Chaka. »Es ist zu weit für mich.«
»Für mich auch«, gestand Flojian. »Ich würde nicht einmal halb so weit kommen.«
»Wir können nicht einfach hier herumsitzen!« schnappte Quait.
Flojian hüpfte langsam im Wasser auf und ab. Er zitterte am ganzen Leib. »Vielleicht hätten wir darüber nachdenken sollen, bevor wir freiwillig in dieser Rattenfalle geblieben sind.«
Chaka sah Claver an. »Orin, was stimmt da nicht?«
»Irgendwo muß es noch einen Belüftungsschacht geben! Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.«
Sie zündeten die anderen Lampen wieder an und machten sich auf die Suche. Die mittlere Sektion der Decke war gerade weit genug von der Galerie entfernt, um im Dunkeln zu bleiben. Zwar schien es dort keinen Schacht zu geben, aber sie mußten sicher gehen. Also nahm Quait die Lampe und schwamm hin. Er drehte sich auf den Rücken, hob die Laterne hoch und erkannte augenblicklich das Problem. Ein weiterer Belüftungsschacht, halb hinter einem Stützbalken verborgen.
Er befand sich genau in der Mitte des Raums, aber außerhalb ihrer Reichweite. Und zwischen der Decke und dem Wasserspiegel befanden sich noch immer sechs Fuß Luft. »Wir müssen warten, bis das Wasser noch höher gestiegen ist«, sagte er. »Dann können wir versuchen, den Schacht abzudichten.«
»Das Wasser steht jetzt schon zu hoch«, sagte Claver. »Vergeßt nicht, daß es nicht sofort aufhört zu steigen, wenn wir den Schacht abgedichtet haben.«
»Wir brauchen einen Stock«, sagte Flojian.
Chaka schwamm zur Treppe, tauchte unter und bemühte sich, das Geländerstück abzubrechen. Da es ihr nicht gelang, tauchte Quait hinter ihr her. Er kam mit einem sieben Fuß langen Stück zurück an die Oberfläche.
Aber sie hatten keine Kleider mehr. Sie bargen Flojians Hemd und Hose aus einem der anderen Schächte, und Quait benutzte das Geländer, um den Schacht in der Mitte mit den Kleidern zu verstopfen. Es dauerte nur wenige Augenblicke. In der Zwischenzeit suchten die
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