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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verschwörung von Chambly betheiligt sein müsse.
     

    Walter Hodge stürzte sich auf Simon Morgaz. (S. 35.)
     
    Er drängte sich nun an jenen mehr heran, suchte seine geheimsten Privatangelegenheiten auszukundschaften und stellte sich wiederholt in seinem Hause ein, obwohl Bridget Morgaz den Widerwillen kaum verbarg, den er ihr einflößte.
    Ein auf der Post aufgefangener Brief bewies bald die Betheiligung des Advocaten fast mit aller Bestimmtheit. Der Polizeiminister, der von Rip über das Ergebniß seiner Schritte unterrichtet worden war, empfahl ihm, recht geschickt bezüglich dieses Simon Morgaz vorzugehen, von dem man wußte, daß er immer in drückender Geldverlegenheit schwebte. Da stellte ihm Rip eines Tages diese zwei Alternativen: entweder wegen Landesverraths in Untersuchung genommen zu werden, oder die ungeheuere Summe von hunderttausend Piaster zu erhalten, wenn er sich dazu verstand, seine Genossen zu nennen und die Einzelheiten des Complots von Chambly darzulegen.
    Der Advocat schien wie vom Donner gerührt… Seine Gefährten verrathen!… Sie um Geld zu verkaufen!… Sie aufs Schaffot zu bringen!… Und doch, er unterlag, er nahm den Preis für den Verrath an, entschleierte die Geheimnisse der Verschwörung, nachdem ihm die Zusicherung geworden, daß sein gewissenloses Verhalten niemals bekannt würde. Gleichzeitig wurde verabredet, daß die Beamten ihn selbst mit Walter Hodge und seinen Freunden verhaften sollten, daß er von den nämlichen Richtern abgeurtheilt werden und das Urtheil, welches diese träfe – es konnte kein anderes als ein Todesurtheil sein – auch ihn treffen würde. Dann sollte ihm vor Vollstreckung desselben Gelegenheit zur Flucht geboten werden.
    Diese verabscheuungswerthe Abmachung sollte also das Geheimniß des Polizeiministers, des Chefs vom Hause Rip & Cie. und des Simon Morgaz bleiben. Alles verlief zunächst wie besprochen. An dem von dem Verräther bezeichneten Tage wurden die Verschwörer ahnungslos in dem Hause von Chambly überrascht. Walter Hodge, Robert Farran, François Clerc, Vaudreuil nebst einigen ihrer Genossen ebenso wie Simon Morgaz selbst erschienen am 25. September 1825 auf der Anklagebank des Gerichtshofes.
    Auf die Anschuldigungen, welche der Kronadvocat – der Richteradvocat, wie man ihn damals nannte – gegen sie vorbrachte, antworteten die Angeklagten nur mit ganz gerechten und directen Angriffen gegen das britische Cabinet. Den gesetzlichen Argumenten wollten sie nur Argumente, die ihrem Vaterlandsgefühle entstammten, entgegensetzen. Sie wußten ja, daß sie im Voraus verurtheilt waren und daß Nichts sie zu retten vermochte.
    Schon währten die Verhandlungen mehrere Stunden und nahmen bisher ihren regelmäßigen Verlauf, als ein Zwischenfall unerwartetes Licht über das Verhalten Simon Morgaz’ verbreitete.
    Einer der geladenen Zeugen, ein Herr Turner aus Chambly, erklärte, daß der Advocat mehrmals mit dem Chef des Hauses Rip & Cie. verhandelnd gesehen worden sei. Das wirkte wie ein erlösender Blitz. Walter Hodge und Vaudreuil, welche schon eine Zeitlang aus dem merkwürdigen Benehmen Simon Morgaz’ Verdacht geschöpft hatten, sahen diesen jetzt durch die Aussagen des Zeugen Turner bestätigt. Um die mit so vorsichtiger Geheimhaltung vorbereitete Verschwörung so kurzer Hand zu entdecken, mußte ein Verräther die Uebrigen denuncirt haben. Rip wurde nun mit Fragen bestürmt, welche er nicht ohne Verlegenheit beantworten konnte. Simon Morgaz seinerseits sachte sich zu vertheidigen, verwickelte sich aber dermaßen in Widersprüche und gab so eigenthümliche Erklärungen ab, daß die Ansicht der Verschworenen ebenso wie der Richter bald vollkommen feststand. Ein Elender hatte seine Genossen verrathen, und dieser Verräther war Simon Morgaz.
    Da entstand eine nicht einzudämmende Bewegung auf der Bank der Angeklagten und verbreitete sich unter die Zuhörer, welche sich im Sitzungssaale drängten.
    »Herr Präsident, sagte Walter Hodge, wir verlangen, daß Simon Morgaz von dieser Bank, die durch unsere Gegenwart geehrt, durch die seinige verunglimpft wird, entfernt werde! Wir wollen nicht länger durch die Berührung mit diesem Menschen beschmutzt werden.«
    Vaudreuil, Clerc, Farran, wie die Uebrigen schlossen sich Walter Hodge an, der sich nicht zu halten vermocht und sich auf Simon Morgaz gestürzt hatte, welchen die Wachtposten vor seiner Wuth schützen mußten. Die Beisitzer nahmen ebenfalls Partei gegen den Verräther und verlangten

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