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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vaudreuil und seiner Freunde übernehmen, welch’ Letztere unzweifelhaft viele Zusammenkünfte mit Johann ohne Namen haben. Suchen Sie seine Spuren wiederzufinden, gleichviel durch welches Mittel. Der Herr General-Gouverneur betraut Sie speciell mit dieser Aufgabe.
    – Sie wird treulich erfüllt werden, versicherte der Chef des Hauses Rip & Compagnie. Ich reife morgen ab.
    – Wir genehmigen im Voraus, fuhr Gilbert Argall fort, Alles, was Sie zwecks der Gefangennahme des gefährlichen Parteigängers für nothwendig halten. Todt oder lebendig – wir müssen ihn haben, bevor er die französisch-canadische Bevölkerung durch seine Gegenwart zu Gewaltschritten hinzureißen vermag. Sie sind intelligent und geschäftseifrig, Rip, Sie haben das ja vor zwölf Jahren bei dem Falle Morgaz hinlänglich bewiesen. Wir zählen auch hierbei auf Ihren Eifer und Ihren Scharfsinn. Treten Sie ab.«
    Rip wollte fortgehen und hatte schon einige Schritte gemacht, als er sich umdrehte.
    »Darf ich eine Frage an Euer Ehren richten? sagte er an den Minister gewendet.
    – Eine Frage?…
    – Ja, Euer Ehren, und deren Entscheidung ist nöthig wegen der wünschenswerthen Richtigkeit der Buchführung des Hauses Rip & Compagnie.
    – So sprechen Sie, sagte Gilbert Argall.
     

    Rip, vom Hause Rip & Compagnie. (S. 21.)
     
    – Ist auf den Kopf Johanns ohne Namen schon ein Preis gesetzt?
    – Noch nicht.
    – Das darf aber nicht unterlassen werden, bemerkte Sir John Colborne.
    – Es ist hiermit geschehen, ließ sich Lord Gosford vernehmen.
    – Und welcher? fragte Rip.
    – Viertausend Piaster. 1
    – Er ist aber seine sechstausend werth, antwortete Rip. Ich werde Reise spesen, Auslagen für Specialberichterstatter haben…
    – Nun wohl, es sei, sagte Lord Gosford.
    – Dieses Geld werden Eure Herrlichkeit nicht zu beklagen haben….
    – Wenn es erst verdient ist… warf der Minister dazwischen.
    – Das ist so gut wie geschehen, Euer Ehren.«
    Und mit dieser, vielleicht etwas gewagten Versicherung zog der Chef der Hauses Rip & Cie. sich zurück.
    »Ein Mann, der seiner Sache gewiß zu sein scheint, dieser Rip, bemerkte Oberst Gore.
    – Und der unser volles Vertrauen verdient, setzte Gilbert Argall hinzu. Uebrigens ist dieser Preis von sechstausend Piaster ganz geeignet, seine Schlauheit und seinen Eifer anzuregen. Schon der Fall mit der Verschwörung von Chambly hat ihm eine hübsche Summe eingebracht, und wenn er sein Geschäft liebt, so liebt er nicht minder das Geld, welches es ihm abwirft. Man muß dieses Original eben nehmen wie es einmal ist, und ich kenne keinen Mann, der mehr geeignet wäre, sich Johanns ohne Namen zu bemächtigen, wenn Johann ohne Namen überhaupt der Mann dazu ist, sich fangen zu lassen.«
     

    Herr de Vaudreuil. (S. 26.)
     
    Der General, der Minister und der Oberst verabschiedeten sich nun von Lord Gosford. Dann ertheilte Sir John Colborne dem Oberst Gore Befehl, unverzüglich nach Montreal aufzubrechen, wo sein College, der Oberst Witherall, ihn erwartete, der beauftragt war, in den Kirchspielen der Grafschaft jede aufrührerische Bewegung im Keime zu verhindern und zu unterdrücken.
Fußnoten
    1 Der Piaster oder Dollar in Canada entspricht 4 Mark 20 Pfennig der Reichswährung = 2 Gulden 10 Kreuzer österreichisch.
Zweites Capitel.
Zwölf Jahre vorher.
    Simon Morgaz! Ein verabscheuter Name bis hinab in die dürftigsten Hütten der canadischen Provinzen! Ein Mann, auf dem seit langen Jahren der Fluch des Volkes lastet! Ein Simon Morgaz, das ist der Verräther, der seine Brüder ausgeliefert und sein Vaterland verkauft hat!
    Vor Allem wird man das in Frankreich verstehen, das »jetzt nicht mehr weiß, wie unversöhnlich der Haß ist, den der Verrath am Vaterland verdient.«
    Im Jahre 1825 – zwölf Jahre vor dem Aufstande von 1837 – hatten einige französische Canadier den Grund gelegt zu einer Verschwörung mit dem Endziel, Canada der englischen Herrschaft zu entreißen, die so schwer auf ihm lastete. Unerschrockene, thätige, energische Männer mit weitem Blick, zum größten Theil Abkömmlinge der ersten Einwanderer, welche Neu-Frankreich gegründet hatten, konnten sie sich nicht mit dem Gedanken aussöhnen, daß der Verlust ihrer Colonie zu Gunsten Englands ein endgiltiger sein sollte. Selbst zugegeben, daß das Land nicht mehr an die Enkel eines Cartier und eines Champlain, die es im 16. Jahrhundert entdeckt hatten, kommen sollte, hatte es nicht wenigstens das Recht, unabhängig zu sein? Ganz gewiß;

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