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Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Smartt Bell
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darauf kam die ganze Karawane von Polizei- und Sheriff- und Gefangenenfahrzeugen aus der Ranch gerollt und brauste an uns vorbei Richtung Downtown L. A. Etwa eine Stunde später hatten wir eine Kreuzung mit einer Tankstelle und einem kleinen Laden erreicht. Wir richteten uns auf, seufzten, zupften Kletten aus unseren Haaren.
    »Scheiße«, sagte Laurel, stolperte auf die beleuchtete Tür zu und tastete gleichzeitig sämtliche Taschen ihrer Jeans ab. Sie hatte das Portemonnaie mit dem Geld für ihre Abstecher vergessen. Ich hatte natürlich sowieso nie Geld. Ich schaute in den Beutel, den ich mir bei unserer Flucht geschnappt hatte: meine beiden Messer, eingewickelt in ein Batik-T-Shirt, das war alles.
    O. hatte ein Zimmer im Joshua Tree Inn. Laurel und ich stiegen zusammen in die Badewanne. Wir waren beide so verdreckt, dass das Wasser grau wurde und wir es ablaufen lassen mussten, um frisches nachzufüllen. Wir hatten die Tür offen gelassen, und als wir sauber waren, spürte ich erstmals Groll bei Laurel angesichts O.s Desinteresse. Er sang immer nur die traurigen Eerie-Songs. Laurel band sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Schlafzimmer, ihre schweren Brüste schwangen dabei. O. schien sie gar nicht wahrzunehmen. Seine Musik spielte weiter. Auf der Kommode stand eine Flasche Tequila. Laurel hob sie an und trank.
    Dann nahmen wir alle noch einen Trip, glaube ich.
    Und Laurel griff ihm zwischen die Beine und erweckte sein Glied zum Leben, mit ihren Händen, mit ihrem Mund, und doch blieb er ihr gegenüber gleichgültig, selbst als sie rittlings auf ihm saß, in ihn hineinwogte, ging das Singen weiter. Ich hatte einen Lederschnürsenkel aus seinem Stiefel gezogen, doch als ich von hinten an seine Kehle wollte, schüttelte Laurel den Kopf und nahm mir den Schnürsenkel aus den Fingern. Sie legte eine Hand unten auf meinen Rücken und hatte uns drei schon bald in einer so geschickten Anordnung arrangiert, als hätte D. sie ersonnen. Und so bewegten wir uns eine Weile gemeinsam, unsere Stimmen, meine und Laurels, stiegen höher und höher zu einem klagenden Crescendo von O.s Lied, und doch schien O. gar nicht zu merken, dass wir da waren – ich glaube, ich selbst hätte nicht gewusst, dass ich da war, wenn ich mich nicht in dem gesprungenen Spiegel hinter der Flasche auf der Kommode gesehen hätte, mechanisch pumpende Hüften, mein Gesicht ein schwarzes Loch …
    Hinterher raffte Laurel sich dann aus ihrer Betäubung auf – sie war von der Tagesdecke heruntergerutscht und auf dem Boden zusammengesackt. Auf der Bettkante hatte O. wieder nach seiner Gitarre gegriffen, er hatte nicht einen einzigen Moment lang aufgehört zu singen. Jetzt fing der Spiegel auch sein Gesicht ein.
    Ich sah, wie sie die Sandelholzkiste öffnete.
    Sie stand auf, wiegte die Hüften wie Salome, der Kris in ihrer Hand züngelte, und sie drehte sich auf den Fußballen wie ein Kreisel, sodass ihre Glieder sich verschlangen und zusammenflossen wie Wasser, während die Klinge eine dünne rote Linie auf ihrem Oberarm öffnete. Auch ich tanzte nun mit Laurel um O. herum, das Bajonett in der Hand. Wir fügten uns sanfte Schnitte zu und dann auch O., während sein Lied weiter erklang – verabreichten ihm immer tiefere Wunden, während er offenbar keine davon spürte.
    Auf dem Trip erschien das Licht der nackten Glühlampe an der Decke so schön, und jede unserer Bewegungen war ein Gedicht. Der Kris stieß wie eine Schlange in O. und verpasste Laurel, als sie auf der Stelle herumwirbelte, sanft einen weiteren Schnitt am Oberarm – einen leichten, auch wenn er rubinrote Blutstropfen weinte. Laurel wusste immer, wie man sich nicht zu schlimm verletzte.
    Und ich benutzte das Bajonett, um Knochen zu brechen, aber es war das Steinmesser, das das schlagende Herz aus dem Nest seiner Rippen hob, und wir teilten es miteinander wie eine Speise. Ich sah keines dieser Messer danach je wieder, als hätten sie ihren ultimativen Zweck erfüllt, und natürlich wäre es zu riskant gewesen, zurückzugehen, um sie zu holen …
    Es endete woanders, tief in der Wüste, und doch schien da ein breiter, rauschender Fluss zu sein, der in schillernden Farben wie denen eines Pfauenrads dahinströmte. Darüber hing ein Sichelmond, und wir hatten seine Harfe an eine Weide gehängt, und wir hatten ihn in Stücke gerissen, und ich schwöre – ich schwöre! –, als sein Kopf in den Fluten versank, sang er noch immer.

82
    Am Morgen danach, in dem trostlosen Tageslicht und

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