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Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Smartt Bell
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er erstarb, stieß eine große Eule über meiner linken Schulter herab, so lautlos, dass es mir einen Schauer den Rücken hinunterjagte, durch die Fußsohlen bis in den Sand. Als die Eule ohne jedes Geräusch zuschlug, außerhalb meines Gesichtskreises, stieß irgendein Nager einen verzweifelten grellen Schrei aus, aber es dauerte nicht lang.
    So. Das war erledigt. Aber ich blieb noch einige Minuten auf der Stelle stehen. Ich krümmte die Finger, drückte sie in die Handflächen, spürte die Kante eines Nagels an der Haut. Ich würde mir noch vor dem Morgen die Fingernägel schneiden müssen. Ich halte sie kurz.
    Die Stille, die mich umgab, war nicht ganz vollkommen. Von irgendwoher hörte ich das Dröhnen von Autos auf einem Highway und vielleicht auf einem fernen Höhenrücken die Rotoren einer Windkraftanlage. Der Wind kehrte zurück. Er war jetzt unbeständiger und brachte ein hauchendes Geräusch mit sich, als er über irgendeinen Hohlraum strich, ein Lippenpaar, ein Loch. Wie es mir manchmal passierte, meinte ich, O.s Stimme zu hören, wie sie in dem Raum zwischen den Sternen sang ...
    Aber natürlich war es letzten Endes nur der Wind. Oder zumindest hörte es auf, ehe mein Herz vollkommen schwarz wurde.
    Der Wind wechselte die Richtung, trieb mir Sandkörnchen in die Augenwinkel. Ich wandte mich ab, dem hohlen Glitzern der Stadt zu. Bald würde es dämmern. Müdigkeit hing wie ein grauer Klotz in meinem Hirn, zwischen den Augen. Ich war vielleicht sogar müde genug, um zu schlafen.
    Als ich wieder im Wohnwagen war, suchte ich herum, bis ich meinen Nagelknipser fand, das billige Metall silbern im ersten dünnen Morgenlicht. Ich riss eine Packung Dörrfleisch für das Frühstück auf und schaltete achtlos den Fernseher an, und da war es. Ein Loch in der Welt. Durch die Membran des Fernsehschirms kam alles auf mich zugebrandet.

4
    Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, weil ich keine Lust habe anzufangen.
    Wieder.
    Da ist es wieder ...

5
    Als ich Laurel das erste Mal sah, hatte sie den Kopf in den Nacken geworfen, vor Lachen. Sie hatte sich völlig diesem Lachen hingegeben, aber ich wusste nicht, was so lustig war, weil ich den Raum gerade erst betreten hatte. Oder D. hatte mich einfach mehr oder weniger reingeschoben, glaube ich, und dann war er irgendwohin verschwunden. Ich bin sicher, es brannten die unvermeidlichen Räucherstäbchen, und einige andere Leute saßen herum, auf Kissen oder Rückbänken, die aus Autos herausgerissen und einfach auf den splittrigen Boden geknallt worden waren. Ich fand, dass Laurel weich aussah, und süß. Sie trug ein geripptes Trägerhemd, und ich konnte die Warzenhöfe ihrer Brüste durch die dünne Baumwolle sehen. Ich schaute ein bisschen länger hin als nötig und fragte mich, warum mich das so interessierte. Dann senkte sie das Kinn, und ihre kastanienbraunen Locken wippten ihr ums Gesicht. Sie sah mich an, ruhig, ernst, obwohl noch immer kleine Gluckser aus ihren Mundwinkeln drangen. Ihre Augen waren grün mit goldenen Sprenkeln darin.
    »Du bist das also«, sagte sie und unterdrückte ein Kichern. »Du bist die Neue.« Das Kichern gewann die Oberhand. Sie war natürlich so high wie ein Asteroid, das waren sie alle. Sie war auf irgendwas, auf dem ich nicht war, aber allmählich nahm ich diesen stickigen Zederngeruch wahr, der von den Räucherstäbchen nicht ganz überdeckt wurde.
    »Die nächste Neue!« Laurel stand auf und drehte sich mit fliegenden Haaren im Kreis, die rundlichen kleinen Hände ausgestreckt, um mir den Raum zu zeigen und mich dem Raum. Es waren noch andere Leute da, entbehrliche Leute, ich weiß nicht mehr, wer, aber bestimmt ein oder zwei Mädchen und ein paar Typen mit Trichterbrust und Jesushaar ... Einer hatte an einer Perlenkette ein silbernes Anch-Kreuz, das zwischen den Hälften seiner offenen Weste hing. Das müsste Ted gewesen sein, denke ich, Ted war an diesem ersten Tag wahrscheinlich dabei.
    Laurel beruhigte sich und sah mir wieder in die Augen. »Tut mir leid«, sagte sie. »Es ist bloß ... na, du weißt schon!«
    Aber ich wusste nicht. Ich wusste damals so einiges, aber das wusste ich nicht. Sie nahm meine Hand. Es fühlte sich ganz selbstverständlich an, als würde ein kleines Mädchen die Hand seiner Freundin nehmen, und es hatte auch etwas Mütterliches an sich, das ist mir jetzt klar, und der Rest war einfach Laurel, komplett stoned. Sie verglich meine Härte mit ihrer Weichheit und zeigte das den Leuten, die zufällig im Raum

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