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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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Kurs, in dem ein Gebetsschal gestrickt werden soll, hatte ich ein gutes Gefühl – obwohl ich mir wünschte, es hätten sich mehr als nur drei Teilnehmer eingeschrieben.
    Die erste Person, die sich anmeldete, war Alix Townsend. Ich war darüber erstaunt, bis sie mir erklärte, dass sie nach Ablenkung von den Hochzeitsvorbereitungen suchte. Weil sie bereits Erfahrungen im Stricken hatte, schlug ich vor, dass sie ein komplizierteres Muster versuchen sollte, und sie war damit einverstanden.
    Ich konnte nachvollziehen, warum Alix wegen der Feierlichkeiten aufgeregt und besorgt war.
    Meine eigene Hochzeit war eine eher ruhige Veranstaltung – wir hatten nur die Familie und ein paar Freunde eingeladen. Und dennoch war ich, als Brad und ich endlich offiziell verheiratet waren, ein emotionales Wrack. Margaret war nicht gerade eine große Hilfe. Sie schwirrte mit Fragen, Kritik und ungewollten Ratschlägen um mich herum, bis ich glaubte, schreien zu müssen. Dabei war si e es, die kurz nach dem Beginn der Zeremonie hemmungslos in Tränen ausbrach. Meine Schwester hat trotz ihrer ruppigen Art, die sie nach außen hin präsentiert, ein weiches Herz und empfindet echtes, ehrliches Mitgefühl für andere Menschen. Das fand ich jedoch erst heraus, als ich bereits die dreißig überschritten hatte.
    Und das lag vor allem daran, dass mein gesamtes Leben sich zuvor nur um mich selbst gedreht hatte. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als auf meine Krankheit. Dadurch war ich so auf mich selbst fokussiert, dass ich meine Mitmenschen nicht in dem Maße wahrnahm, wie ich es eigentlich hätte tun sollen. Als ich das endlich einsah, öffnete mir diese Erkenntnis die Augen, und ich lernte, anderen Menschen zuzuhören – einschließlich und vielleicht ganz besonders Margaret. Noch immer hat sie einige lästige Angewohnheiten, doch mittlerweile übersehe ich sie einfach – jedenfalls meistens – und versuche, ihr misstrauisches Verhalten gegenüber Menschen wie Colette zu ignorieren. Denn ich verstehe jetzt, dass sie mich nur beschützen will – auch wenn sie mich damit bevormundet. Ich bin viel toleranter geworden. Und ich bemerke, dass ich mich mehr einbringe, mehr engagiere – sei es in der Nachbarschaft oder in der Geschäftswelt.
    Wie auch immer …
    Alix hatte sich für den Strickkurs eingetragen. Und auch Susannah Nelson war dabei. Mit Susannah’s Garde n hat sie frischen Wind in die Nachbarschaft und den ansässigen Einzelhandel gebracht. Sie hat so viele interessante und einfallsreiche Ideen. Zu Beginn verschenkte sie eindeutig mehr Blumen als sie verkaufte, doch diese Strategie zahlte sich am Ende aus und inzwischen läuft der Laden gut. Da Susannah und ich bisher nie die Möglichkeit hatten, uns besser kennenzulernen, freute ich mich über ihre Teilnahme an meinem Strickkurs.
    Meine Mieterin Colette Blake meldete sich – auf Susannahs gutes Zureden hin – ebenfalls für den Kurs an. Morgens kam sie nicht mehr vorbei, um mit mir Tee zu trinken, und ich wusste warum. Offensichtlich hatte sie Margarets Kommentar mit angehört. Seit jenem Morgen waren unsere Unterhaltungen kurz und wirkten jedes Mal ein bisschen gequält. Sie hatte sogar begonnen, den Nebeneingang zu benutzen, der direkt nach draußen führte. Ich vermisste sie.
    Da Susannah und Colette den Kurs belegten, setzte ich ihn am späten Nachmittag an. Ab halb fünf nachmittags konnte Susannahs Tochter Chrissie, die ins College ging, ihre Mutter und Colette im Blumenladen vertreten. Und auch Alix’ Schicht im Café war zu der Zeit zu Ende.
    Die Klingel über der Tür läutete und lenkte mich von meinem Mittagessen ab. Glücklicherweise war Margaret im Laden. Sie fühlt sich im Umgang mit den Kunden immer wohler, obwohl sie manchmal noch immer etwas brüsk und unfreundlich wirkt. Das ist ein Jammer, denn eigentlich ist sie nicht so.
    Eine Minute später kam Margaret ins Büro. „Haben wir Garn aus Sojabohnen?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Ich habe noch nie gehört, dass es so etwas gibt.“
    Ich schluckte meine Suppe hinunter. „Ich habe welches bestellt.“
    Margarets Stirnrunzeln vertiefte sich, als sie mich ungläubig anblickte. „Du machst Scherze! Es gibt tatsächlich Garn aus Soja? “
    Ich nickte. „Du würdest nicht glauben, was für Fasern heutzutage verwendet werden, um daraus Garn herzustellen.“ Margaret hätte all das wissen sollen, doch genau wie ich bevorzugt sie Wolle. Allerdings kann ich diese unglaublichen Materialien und

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