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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schüttelte
dem Mann die Hand. »Viel Glück. Caesar ist fest
entschlossen, den Krieg mit Parthien wiederaufzunehmen.« Der
Status des Mannes war mir jetzt klar. Er war ein Adliger einer
römischen Provinz, die unter seinem Großvater noch ein
unabhängiges Königreich gewesen war. Der König von
Parthien würde keine aus seinen eigenen Landsleuten
zusammengesetzte Gesandtschaft schicken wollen, die in Rom nur
angefeindet werden würde, also hatte er stattdessen einen
professionellen Diplomaten entsandt, der mit den römischen
Bräuchen vertraut war. Ich hatte schon andere von seiner Sorte
kennengelernt.
    »Ich habe
große Hoffnung, eine Aussöhnung zu erreichen«,
sagte er, wobei sein Gesichtsausdruck seine Worte Lügen
strafte. Rom verzieh niemals eine militärische Niederlage, und
eine Erniedrigung wie die bei Carrhae erlittene konnte nicht mit
Worten oder Verträgen getilgt werden. Anstatt über dieses
aussichtslose Thema zu sprechen, wandte ich mich wieder an
Cassius.
    »Ich hätte
dich nicht für einen Anhänger der Astrologie
gehalten.« Cassius war so traditionsverbunden, wie man
überhaupt nur traditionsverbunden sein konnte, und die
Angehörigen unserer Klasse glaubten daran, dass die
Götter durch Blitz und Donner zu uns sprachen oder durch den
Flug der Vögel und die Eingeweide von Opfertieren. Astrologie
und andere Arten der Wahrsagerei galten als Domäne
gelangweilter Damen der gehobenen Gesellschaft.
    Er wirkte verlegen,
sein vernarbtes, markantes Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck
an. »Genau genommen geht es nicht um mich. Ein gewisser, in
den höchsten Kreisen angesiedelter Römer, der ungenannt
bleiben muss, hat mich beauftragt, Polasser aus Kish zu
konsultieren.«
    »Doch wohl nicht
…«, aber ich hütete mich, den Namen
auszusprechen. Allerdings ergab es in gewisser Weise Sinn. Caesar
glaubte an alle möglichen abstrusen Dinge, und er war geradezu
besessen von allem, was seiner Meinung nach mögliche Hinweise
auf sein Schicksal geben konnte. Er wollte Alexander in den
Schatten stellen und suchte dafür den Beistand der
Götter. Manchmal kam er der Versuchung gefährlich nahe,
sich selbst zu den Göttern zu zählen.
    »Warum hast du
diesen Asklepiodes herbestellt?«, wollte Archelaus
wissen.
    »Er ist der
weltweit führende Spezialist im Deuten von
Verletzungen«, antwortete ich. »Ich hoffe, dass er mir
erklären kann, wie dieser Mann den Tod gefunden hat.«
Ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es doch nur ein
Unfall gewesen war. Es würde mir das Leben so viel einfacher
machen. Inzwischen hatten sich auch all die übrigen Astronomen
um den Leichnam ihres Kollegen versammelt. Ich wandte mich an sie.
»Weiß irgendjemand von euch, ob Demades einen Feind
hatte oder ob es jemanden gab, der ihm böse gesinnt
war?«
    Zu meiner
Überraschung räusperte sich der Inder mit dem gelben
Turban. »Ich weiß von niemandem, der eine
persönliche Feindschaft gegen ihn hegte, Senator«, sagte
er auf Griechisch mit einem seltsamen, singsangartigen Akzent.
»Aber er hat die Astrologen ziemlich heftig angegriffen, von
denen es hier eine ganze Menge gibt.«
    »Es war ein rein
akademischer Streit«, wandte Sosigenes ein. »Wenn
Wissenschaftler ihre Meinungsverschiedenheiten gewaltsam austragen
würden, würde auf der ganzen Welt bald keiner mehr
übrig sein. Wir streiten endlos über unsere jeweiligen
Forschungsgebiete.«
    »Ich habe
Männer kennengelernt, die sich aus den nichtigsten
Gründen gegenseitig umgebracht haben«, informierte ich
sie. »Ich bin beauftragt worden, in diesem Fall zu ermitteln,
und werde womöglich jeden von euch einzeln befragen wollen.
Bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich euch bitten muss zu
bleiben, wo ich euch jederzeit finden kann. Ich würde es euch
schwer verübeln, wenn einer von euch plötzlich den Drang
verspüren sollte, nach Alexandria oder nach Antiochien zu
reisen. Es würde mir zutiefst missfallen, ein Kriegsschiff
entsenden zu müssen, um euch auf Kosten der Staatskasse
zurückholen zu
lassen.«         
    »Ich versichere
dir, Senator, dass niemand der hier Anwesenden irgendetwas zu
verbergen hat«, erklärte Sosigenes.
    »Besäße ich doch
für jedes Mal, bei dem ich dieses Versprechen gehört
habe, einen Denarius«, murmelte ich.
    »Hast du etwas
gesagt, Senator?«, fragte Sosigenes.
    »Nur dass ich
wirklich froh bin zu hören, dass niemand der hier Anwesenden
etwas mit der Sache zu tun haben kann.« 
    »Decius«,
sagte Cassius, »ich muss

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