Die Feriendetektive
Vor ihnen dehnte sich in endloser Weite das Land. Es war, als läge die ganze Welt zu ihren Füßen.
Unter ihnen leuchtete die grüne Matte. In der Mulde dahinter erhob sich dunkel der Wald, den sie vorhin durchquert hatten. In der Ferne sah man Hügel und Täler, einen Kirchturm, ein Dorf. Gegen Süden erstreckte sich am Horizont die lange Kette der Alpen. Die Berge schienen in den Himmel überzugehen.
»Mein lieber Schwan! Seht euch das an.« Tim war tief beeindruckt.
»Hinter diesen Bergen liegt Italien«, sagte Heinrich. Meine Eltern sind jetzt dort.« Er schwieg eine Weile. »Aber hier ist es bestimmt schöner«, fügte er hinzu.
»Und schöner als in Spanien«, sagte Tina. »Wir waren noch nie zu Fuß auf einem Gipfel, immer nur per Seilbahn.«
»Rauflaufen ist aber was ganz anderes, man erlebt viel mehr«, meinte Tim.
»Die Aussicht ist immer die gleiche, ob zu Fuß oder per Seilbahn. Da kannst du machen, was du willst!« Karl lachte.
»Das stimmt zwar, aber...«, Tina überlegte. »Es ist etwa derselbe Unterschied, wie wenn man ein Tier im Zoo sieht oder es zum Beispiel im Wald beobachtet.«
»Prima Vergleich«, sagte Tim.
Heinrich nickte eifrig.
»Schauen wir mal über den Felsvorsprung in die Tiefe?« fragte Tim.
Karl sagte fachmännisch: »Aber flach hinlegen. Nicht stehend runterschauen. Das kann sehr gefährlich werden!«
Tim befolgte als erster Karls Rat. Als er den Kopf über den Abgrund beugte, war ihm, als ziehe ihm etwas den Magen zusammen... Er sah das Dach der Hütte. Wie Tupfen auf einem Fliegenpilz lagen Steine darauf. Vor der Wand schwebten schwarze Vögel. Im Aufwind stiegen sie bis über den Gipfel hinauf und ließen sich dann wieder in den Abgrund fallen. Es waren Dohlen.
Tim hatte noch nie einem fliegenden Vogel von oben auf die Flügel gesehen. Im Augenblick segelte wieder eine Dohle herauf und blieb mit kurzen Flügelschlägen vor ihm in der Luft stehen. Tim sah, wie sie den Kopf drehte und ihn mit ihren schwarzen Augen anschaute. Für Sekunden hatte er das Gefühl, er müsse auch fliegen können wie diese Vögel. Plötzlich schob er sich erschrocken zurück und atmete auf.
Als Tina an der Reihe war, kam der Bergführer zu ihnen. »Gut macht ihr das!« sagte er. »Aber wir müssen an den langen Rückweg denken.«
Die vier Freunde blickten sich an. Rückweg! Bald waren diese Ferien vorüber, und sie mußten sich trennen. Ob sie jemals wieder in diese Gegend kommen würden? überlegte Tina.
Es war kühl. Hier oben hätte man zwei Pullover ertragen können! Sie hockten Schulter an Schulter. Herr Kienast setzte sich zu ihnen auf den Boden. »Eindrucksvoll ist es hier oben, nicht wahr?«
Sie nickten.
»Ob den Dohlen die Aussicht auch gefällt?« fragte Heinrich.
»Tiere haben für so etwas keinen Sinn«, sagte Herr Kienast.
»Wer weiß!« Tim dachte an den Blick, den ihm die Dohle zugeworfen hatte.
»Ich glaube, wir sollten jetzt gehen. Wir haben einen langen Abstieg vor uns.« Herr Kienast stand auf. Sie warfen noch einen abschiednehmenden Blick in die Runde und stapften los. Der Weg bergab war mühsam, sie mußten höllisch aufpassen, um nicht abzurutschen. Ganz benommen trabte die lange Kolonne dem Tal entgegen. Als sie vor der Hütte die zurückgebliebene Gruppe trafen, wurden sie gefragt, wie es oben gewesen sei. Aber niemand hatte große Lust zum Erzählen: Eine schöne Aussicht eben, sonst nichts...
Auf dem Parkplatz stiegen sie in den Bus. Als sie sich in die roten Bänke setzten, merkten sie erst, wie anstrengend dieser Tag gewesen war. Die halbe Mannschaft schlief ein und mußte in Waldeck geweckt werden.
Bevor sie zum Hof gingen, sagte Karl noch kurz zu Fred und Eddi: »Es bleibt dabei, klar?«
»Sicher doch. Vergiß das Geld nicht!«
Wer andern eine Grube gräbt...
Am nächsten Morgen tüftelten sie einen sorgfältigen Plan aus. Eddi und Fred sollten sie nicht aufs Kreuz legen können!
Das geheimnisvolle Bienenhäuschen mußte noch warten. Karl wollte mit dem Knasterbart darüber reden und nicht auf eigene Faust graben und sägen. Mit Tim sprach er noch nicht darüber.
Nach dem Essen kam Heinrich zu Widermosers. Und dann wanderten sie zu viert zum Weiher.
Tim bezog in einem Gebüsch am Schotterweg Posten. Er sollte dreimal pfeifen, wenn Fred und Eddi anrückten.
Heinrich wollte unbedingt auf Tims Eiche klettern und den anderen Pfad zum Weiher beobachten. Er sollte zweimal gurren und nach einer kurzen Pause noch zweimal, wenn sich etwas
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