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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Mihr
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Bitte nicht wieder nach Spanien!
     
    Die Blätter der Kastanienbäume im Schulhof waren grau vom Straßenstaub. Seit zwei Wochen war kein Tropfen Regen gefallen. Mittags schien die Sonne senkrecht auf die Straßen und Gehwege zwischen den Hochhäusern. Alte Frauen gingen im Schatten aufgespannter Regenschirme. Vielleicht wünschten sie die längst vergangene Zeit des Sonnenschirms zurück. Die Autofahrer hupten häufiger als sonst. Um die Mittagszeit waren die Straßen wie leergefegt. Die Luft flimmerte vor Hitze. Heute war der letzte Schultag vor den Sommerferien. Eben wurden die Zeugnisse ausgeteilt. Tina nahm ihr Heft, ohne hinzusehen. Sie kannte ihre Noten im voraus. Vor einem Jahr war sie besser gewesen. Trotzdem gehörte sie keineswegs zu den schlechten Schülerinnen. Sie dachte an Tim, der eine Klasse unter ihr war. Tim war faul. Er haßte die Schule. Er war dreizehn, und es gab tausend Dinge, die ihn mehr interessierten. Für ihn war die Schule nur ein Hindernis, sich mit dem »wirklichen wichtigen Leben draußen« zu beschäftigen. Er wußte nicht, ob er versetzt werden würde. Tina bedauerte ihn, obwohl er sich alles selbst zuzuschreiben hatte. Während sie ihr Zeugnisheft in der Schultasche verstaute, schrillte die Glocke. Ihr Ton paßte nicht zu dieser Hitze. Er klang wie ein Alarmsignal. Und dabei hätte jetzt Entwarnung sein müssen — eine Entwarnung, die so etwas Tolles wie die Sommerferien einleitete!
    Die Schüler standen in den Gängen und redeten wild durcheinander. Sie verglichen ihre Noten. Tina drängte sich rasch durch. In der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Tschüs. Schöne Ferien!«
    Sie war groß und hatte lange blonde Haare. Eine Zeitlang hätte sie am liebsten auch blaue Augen gehabt, aber inzwischen fand sie, daß ihre braunen Augen gut zu ihr paßten. Seit über einem Jahr trug sie nur noch hautenge Jeans und T-Shirts. Höchstens, daß sie mal ein Hemd von ihrem Bruder anzog.
    Tim wartete bereits am Schultor. Tina sah schon von weitem, daß er nicht durchgefallen war. Er grinste ein bißchen.
    »Na, was ist? Sag schon!«
    Tim nahm langsam seine Tasche vom Boden auf und sagte: »Ich werde nur probeweise versetzt...«
    Sie gingen schweigend über den Schulhof und zur Straßenbahnhaltestelle. Man sah ihnen an, daß sie Geschwister waren. Tim hatte die gleichen blonden Haare wie Tina, nur nicht so lang. In letzter Zeit war er mächtig gewachsen und hatte seine Schwester beinahe eingeholt. An ihm fiel auf, daß er immer sorgfältig gekämmt war. Heute schien er das aber vergessen zu haben.
    Sie standen an der Ampel vor der Haltestelle. Ein riesiger Laster gab Gas und schaltete genau vor ihnen in den zweiten Gang. Eine schwarze Wolke hüllte sie ein. Tina hustete und wedelte mit beiden
    Händen. Der Zehntonner brummte davon. Es wurde wieder still. Unten an der Kreuzung sahen sie eine Straßenbahn. Sie versuchten jeden Tag, wer die Nummer zuerst lesen konnte.
    Heute aber sagte Tina: »Wenn du nur probeweise versetzt worden bist, kannst du eigentlich froh sein, daß wir in die Ferienschule müssen!«
    Tim kratzte sich am Kopf. Sie hatten nicht mit den Eltern nach Spanien gewollt. Daraufhin hatte Vater einen Prospekt von einer Ferienschule in Bayern mitgebracht und gesagt, sie könnten sich aussuchen, was ihnen lieber wäre.
    So übel schien die Sache nicht zu sein. Auf den Fotos sah die Gegend super aus. Es gab viele Freizeitmöglichkeiten. Obwohl ihnen der Gedanke nicht behagte, in den Ferien lernen zu müssen, hatten sie sich dafür entschieden. Vier Wochen mit den Eltern am Strand herumzuliegen gefiel ihnen überhaupt nicht mehr. Tim aber dachte insgeheim, daß er sich vor der Schule schon irgendwie drücken könnte...
    Tina machte so ein bißchen Unterricht nichts aus. Als sie hörte, daß sie in Waldeck auf einem Bauernhof wohnen würden, fiel ihre Entscheidung schnell. Sie mochte Tiere und wußte, daß es in einem Dorf neben Hunden noch vieles andere gab. Darauf freute sie sich. Tim fand es klasse, mal ohne die Eltern zu verreisen.
    Aber so ganz wohl war ihnen doch nicht. Würde es ihnen in einem Dorf gefallen? Waren sie erst einmal dort, mußten sie auch bleiben...
    Die Straßenbahn hielt. Sie stiegen ein und blieben im Gang stehen. Tim klopfte auf seine Tasche, in der das Zeugnis war. »Was meinst du? Ob Mutter zufrieden ist, daß ich es doch noch geschafft habe, oder ob sie böse sein wird, weil ich nur zur Probe versetzt wurde?«
    »Sie wird schon ein bißchen schimpfen.«
    Tim

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