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Die fetten Jahre

Die fetten Jahre

Titel: Die fetten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koonchung Chan
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als die anderen.
    Leicht verunsichert schrieb ich dennoch, was das Zeug hielt.
    Der dreizehnte Mond, ein Krimi, blieb ohne jede Resonanz.
    Als ein Kollege mit seinen Lebensweisheiten einen Volltreffer landete, tat ich es ihm nach. Ohne Erfolg.
    Dann kamen Management-Ratgeber in Mode. Ich schrieb gleich mehrere Bücher über die richtige Strategie am Arbeitsplatz, geheime Erfolgsrezepte für jedermann. Der Durchbruch ließ weiter auf sich warten.
    Lebensweisheiten, Unternehmensratgeber – das war purer Opportunismus, keine Frage. Wenn sich das nicht verkaufte, dann konnte ich damit leben. Aber es schmerzte mich, dass Der dreizehnte Mond einfach so in der Versenkung verschwunden war. Er war, wie ich fand, ein Meisterstück der taiwanischen Kriminalliteratur, nur waren die taiwanischen Leser nun mal japanische Krimis und Detektivgeschichten im Stile Agatha Christies gewöhnt, bei denen der Mörder bis zuletzt im Dunkeln bleibt. Den coolen Humor und die lakonische Erzählweise des amerikanischen Hardboiled-Genres wussten meine Landsleute einfach nicht zu schätzen, und auch die Kritiker begriffen nicht, wie intensiv ich mich damit auseinandergesetzt hatte. Mag sein, dass ich kein erstklassiger Schriftsteller war, aber ich versuchte, mir die Worte William Somerset Maughams zu Herzen zu nehmen: »Unter den Zweitklassigen stehe ich in der ersten Reihe.«
    Tatsächlich reichte es bei mir noch nicht einmal zur Zweitklassigkeit. Auch nach etlichen Anläufen ernteten meine Bücher weder Lob, noch ließ sich mit ihnen Geld verdienen, und eine Zeit lang war ich deswegen ziemlich niedergeschlagen.
    Doch schließlich witterte ich meine Chance: Im Ausland kam der Begriff des EQ und der Emotionalen Intelligenz auf, und die chinesischen Übersetzungen dieser Bücher fanden auch in Taiwan reißenden Absatz. Also verarbeitete ich all das Wissen, das ich in den vergangenen Jahren gesammelt hatte – von chinesischer Kultur über Lebensweisheiten bis hin zu Management-Strategien, und innerhalb kürzester Zeit entstand Der chinesische EQ.
    Ich hatte zunächst noch überlegt, mit einem Illustrator zusammenzuarbeiten, um das Buch durch Abbildungen attraktiver zu machen, diese Idee dann glücklicherweise aber wieder verworfen und mich stattdessen für die schnellstmögliche Veröffentlichung entschieden. Das Buch hielt sich sechs Wochen auf der Bestsellerliste bei Kingstone und schaffte es zeitweilig sogar bis auf Rang zwei. Auf Platz eins der übersetzten Bücher stand da noch immer die chinesische Version von EQ. Es war ein zutiefst befriedigendes Gefühl, mein eigenes Buch bei Eslite und Kingstone in der vordersten Auslage liegen zu sehen.
    In den darauf folgenden Jahren schrieb ich eine Serie ähnlicher Bücher über dieses und jenes den Chinesen eigenes Wissen, die sich allesamt nicht schlecht verkauften, bis schließlich Bücher mit chinesisch im Titel bei den taiwanischen Lesern nicht mehr besonders gefragt waren.
    Doch da war ich bereits ein bekannter Journalist, Romancier, Chinakenner, Motivationsexperte und Bestsellerautor – wobei die übrigen Titel durch den letztgenannten gewaltig an Bedeutung gewannen. Die meisten Leute, denen ich begegnete, hatten meine Bücher nie gelesen und auch keine Ahnung, was ich sonst noch alles geschrieben hatte; sie wussten nur, dass ich ein Bestsellerautor war. Im Taiwan der neunziger Jahre war man als Bestsellerautor noch ziemlich angesehen.
    Meine Glückssträhne hielt noch weiter an: Nach der Jahrtausendwende erschienen meine Bücher eins nach dem anderen auch auf dem Festland.
    Mit dem letzten Greyhound aus New York wurde in Ein Chinese in New York umbenannt und lief mit zufriedenstellendem Erfolg. Scheinbar las zwar niemand das Buch je zu Ende, aber in den chinesischen Medien hatte ich es nun zum »Avantgardisten aus Taiwan« gebracht.
    Für die Nachwelt erschien in drei Bänden: Literatur für die Nachwelt, Kunst für die Nachwelt und Gedanken für die Nachwelt, die sich eher durchschnittlich verkauften, aber immerhin vom New Weekly Magazine für ihr gelungenes Design ausgezeichnet wurden.
    Der chinesische EQ und die übrigen Bücher dieser Reihe brachten mir kaum etwas ein, aber – die illegalen Nachdrucke mitgerechnet – verkauften sich wohl ganz ordentlich.
    So hatte ich mir nun auch auf dem Festland einen Namen gemacht.
    Nach der Wiederwahl Chen Shui-bians zum Präsidenten Taiwans im Jahr 2004 schrumpfte der Festlandteil der United Daily News unaufhaltsam. Um Personal abzubauen, bot der

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