Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
wiederholen.«
»Aber wie kam es, dass Ihr genau in dem Moment am Turm ankamt, als Celan uns dort suchte?«
»Kannst du es dir nicht denken?«, fragte sie. »Wir haben euch als Köder verwendet, um den Fürsten dorthin zu locken.« Sie sah mich irritiert an. »Oder hattest du eine Idee, wie wir Celan in seiner Festung hätten töten können?«
»Ich dachte eher, Ihr schleicht Euch hinein und schneidet ihm die Kehle durch«, meinte Serafine jetzt.
»Allerdings hätte dann Leandra ihre Rache nicht bekommen«, meinte Zokora. »Aber in solchen Dingen kennt ihr Menschen euch ja nicht sonderlich gut aus.«
»Ist das so?«, fragte Leandra lächelnd.
»Ja«, sagte Zokora, und damit schien für sie alles gesagt.
»Jetzt wird uns nichts mehr aufhalten«, sagte Leandra später. Wir standen auf dem Achterdeck neben der Hecklaterne und schauten gemeinsam aufs Meer hinaus. »Irgendwo dort oben fliegt ein Greif und hält Wache über uns«, fügte sie hinzu. »Diesmal wird uns keiner dieser verfluchten Wyvern aufspüren und verraten können. In zwölf Tagen sind wir in Askir – wenn die Stadt nicht doch noch fällt.« Sie sah besorgt zu den Gestirnen auf. »Es ist nicht mehr lange bis Mitternacht.«
»Ich glaube immer noch, dass selbst Kolaron so etwas nicht vermag. Vielleicht wollte Celan uns nur täuschen.«
»Warum? Er glaubte nicht daran, dass wir seinem Bann entkommen konnten. Hätte Artin nicht gewusst, wie man das Halsband löst …« Sie schüttelte den Kopf. »Aber er wusste es, und jetzt sind wir frei davon. Nur eins verstehe ich nicht.« Sie beäugte Seelenreißer an meiner Seite. »Wie kommt es, dass du deine Klinge wiederhast?«
Ich schaute hoch zu Soltars Tuch. »Ich glaube«, sagte ich langsam, »es liegt daran, dass ich meinen Frieden mit Soltar gemacht habe. Ich war wieder bereit, mein Schwert zu tragen, also gab er es mir zurück. Es ist die einzige Erklärung, denn der Zeitpunkt war zu perfekt, um nur mit Glück und Zufall erklärt zu werden.«
»Es sei denn«, sagte Leandra, »Serafine hätte recht und du wärst Jerbil Konai und ständest wie er in der Gunst der Götter.« Sie sah mich ernst an. »Du hast oft außergewöhnliches Glück.«
»Oder es ist einfach der Wille Soltars, der es so fügt«, meinte ich. Ich zog sie enger an mich, doch plötzlich versteifte sie sich in meinen Armen.
»Havald!«, rief sie. »Etwas geschieht!«
Ich sah mich um, das Meer um uns war ruhig, ich wusste nicht, was sie meinte.
»Es ist der Weltenstrom!«, rief sie mit geweiteten Augen. »Er vibriert wie eine Saite, die man zu heftig angeschlagen hat … es ist wie … o Götter!«, stieß sie hervor, dann rollten ihre Augen nach hinten und ich sah das Weiße darin.
Rasch rief ich Mendell, der am Steuerrad stand, um Hilfe, und hastig brachten wir Leandra hinunter in die Kabine, wo mich alle fragend ansahen, während sich Zokora um sie kümmerte.
»Ich weiß nicht, was eben geschehen ist«, teilte ich der dunklen Elfe mit. »Plötzlich wurde sie steif, rief etwas davon, dass der Weltenstrom schwingen würde und dann …«
Ein gleißendes Licht drang durch die Fenster der Kabine. Nur einen kurzen Moment stand sie da: eine Säule aus purem, hellstem Licht, die sich in der Ferne wie eine Nadel in das Firmament erhob. Dann verschwand sie so schnell, wie sie gekommen war, und hinterließ Nachbilder in unseren Augen.
»Was bei allen Höllen Soltars war das?«, fragte Mendell. »Dort, wo dieses Licht eben stand, liegen die Feuerinseln. Was hat das zu bedeuten?« Er öffnete ein Fenster und spähte in die Dunkelheit. »Sera Zokora«, bat er dann höflich. »Ich habe gehört, Ihr habt besonders gute Augen. Könnt Ihr mir sagen, ob Ihr dort hinten etwas gesehen habt?«
Zokora bettete Leandras Kopf auf ein Kissen und trat neben uns ans Fenster. »Nichts«, sagte sie und wollte sich schon wieder abwenden, doch dann stutzte sie. »Doch«, sagte sie. »Dort ist etwas. Ein rötlicher Schimmer, der immer stärker wird, und zugleich eine dunkle Wolke, die sich auftürmt … Bei Solante!«, rief sie aus. »Der Vulkan ist ausgebrochen!«
»Aber der Vulkan hat sich seit Menschengedenken nicht mehr gerührt!«, protestierte Mendell.
»Du hast mich gefragt, was ich sehe. Und ich sage dir, der Vulkan ist ausgebrochen. Das ist meine Antwort.« Zokora wandte sich vom Fenster ab und kniete sich wieder neben Leandra, die sich noch immer nicht rührte. »Havald?«, fragte sie mich und sah nachdenklich auf Leandra herab. »Sagte sie
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