Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
knorrigen, kriegserfahrenen Offizier von sprödem Wesen, den Amhal aber aus tiefstem Herzen bewundert, wenn nicht sogar liebt. Adhara fühlt sich immer noch orientierungslos. Eine ganze Weile ist seit ihrem Erwachen auf der Wiese bereits vergangen, aber noch immer ist ihre Erinnerung nicht zurückgekehrt. Nur eins weiß sie sicher: Sie möchte sich nicht von Amhal trennen. Sie fühlt, dass sie beide etwas verbindet, und zudem hat er ihr einen Namen gegeben und sie damit zu einem Individuum gemacht. So begleitet sie den jungen Soldaten weiter nach Makrat, der Hauptstadt des Landes der Sonne, wo er stationiert ist.
In Makrat scheint es das Leben mit Dubhe besonders gut zu meinen. Aus ihrer Ehe mit König Learco ist ein Sohn hervorgegangen, Neor,
dessen Fähigkeiten die Eltern mit großem Stolz erfüllen, und das, obwohl er seit einem schweren Reitunfall fast am ganzen Körper gelähmt ist. Mit seinem wachen Verstand ist er längst der wichtigste Ratgeber seines Vaters, des Königs, und für viele bereits die graue Eminenz, die das Land der Sonne regiert. Vor allem aber hat er Dubhe und Learco zwei Enkelkinder, Zwillinge, geschenkt: die schwer zu bändigende Amina und den besonnenen, ruhigen Kalth.
An den Hof dieser königlichen Familie gelangt Adhara und hofft, dort eine Arbeit zu finden. Wenn sie schon keine Vergangenheit besitzt, will sie sich zumindest eine Zukunft aufbauen.
Es ist Neor, der ihr eine Chance dazu bietet: Sie soll Gesellschafterin der kleinen Amina werden, sich mit ihr anfreunden und auf diese Weise seiner trotzköpfigen Tochter dabei helfen, sich weniger allein und unverstanden zu fühlen.
Der Umgang mit der jungen Prinzessin gestaltet sich schwierig, doch mit der Zeit findet Adhara in dem Mädchen etwas von sich selbst wieder, und zwischen den beiden entsteht eine enge Freundschaft.
Während sich alles in eine erfreuliche Richtung zu entwickeln scheint, geschieht etwas, das den Frieden am Königshof empfindlich trüben wird. Ein Mann taucht auf, der sich als San zu erkennen gibt, Nihals Enkel. Nach fünfzigjährigem Exil ist er ins Land der Sonne zurückgekehrt. Learco, der sich lange Zeit wegen des Verschwindens des jungen San mit einem schlechten Gewissen plagte, weil man ihn damals im Trubel der Ereignisse nach der Zerschlagung der Gilde vergessen hatte, empfängt ihn nun wie einen Helden und überträgt ihm bald einen wichtigen Posten in der Akademie der Drachenritter. Doch San scheint vor allem an Amhal interessiert zu sein. Ständig hält er sich in dessen Nähe auf, geht bald dazu über, ihn nach seinen eigenen Vorstellungen zu unterrichten, und beschäftigt sich eingehend mit dessen widersprüchlicher Gefühlswelt, seiner
Mordlust auf der einen und dem Wunsch, ein vorbildlicher Drachenritter zu werden, auf der anderen Seite. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Mira, während es zwischen Amhal und Adhara nach langem Zögern zu einem ersten Kuss kommt, Sans Treiben mit immer größerem Misstrauen beobachtet. Irgendwann lässt er sich dazu hinreißen, San öffentlich zu provozieren, und fordert ihn auf, seinen Schüler in Ruhe zu lassen.
Unterdessen bleibt ein von Amhal angeregtes Treffen zwischen Theana und Adhara erfolglos. Zwar nimmt die Hohepriesterin etwas Dunkles, Geheimnisvolles in Adharas Wesen wahr, verschweigt ihr aber, was es damit auf sich haben könnte. Sie bestätigt nur, dass Adharas Gedächtnisverlust wahrscheinlich auf einen Zauber zurückzuführen ist, und unterzieht sie einem speziellen Ritus, um sich ihren Erinnerungen zu nähern.
Während sie das Experiment durchführt, ist Theana genötigt, sich jenes düsteren Kapitels der Geschichte der Ordensgemeinschaft des Blitzes zu erinnern, als sich einige Brüder vom überlieferten Kult abwandten. Denn das Gleichgewicht in der Aufgetauchten Welt gründet sich seit ihrem Bestehen auf dem Gegensatz zwischen Marvash, der Verkörperung des Bösen, einem nur der Zerstörung ergebenen Wesen, auf der einen Seite sowie Sheireen auf der anderen, deren Bestimmung es ist, Marvash zu bekämpfen und ihn niederzuringen. Marvash und Sheireen, Zerstörer und Geweihte, standen sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gegenüber, wobei mal die eine, mal die andere Seite den Sieg davontrug, in einem Kreislauf, der auf ewig Bestand hat und nicht zu sprengen ist. Doch die abtrünnigen Brüder brachen mit dieser Anschauung und gründeten eine neue Gemeinschaft, die Sekte der Erweckten. Ihr Ziel war es, in diesen Kreislauf
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