Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)
von innen. Die Wände waren dreckig, die Farbe abgeblättert. Die wenigen Plastwände sahen mitgenommen aus, fleckig und angegriffen. Das schummrige Licht der Neonröhren flackerte und die automatischen Türen waren alle offen, da sie nicht mehr funktionierten. Die Werkhalle war verlassen, ein Großteil der Maschinen hatte der Konkursverwalter mitgenommen, um mit dem Verkauf die Gläubiger befriedigen zu können. Darius Weenderveen saß zusammengesunken auf einem Sessel vor den Resten seiner Firma und musterte zwei Männer, die vor ihm standen. Interessierte Kunden, die sich am Ausschlachten der Firma beteiligen wollten. Alles, was Weenderveen jetzt verdiente, gehörte ihm, denn mit den guten Maschinen hatte er seine Verbindlichkeiten begleichen können. Obgleich der Firmengründer von Prototype Inc. einen verzweifelten Eindruck machte, war er doch bestrebt, so viel wie möglich aus diesem Desaster herauszuholen – und wenn es das Letzte war, das er als Geschäftsmann in seinem Leben erreichte.
Prototype Inc. war sehr hoffnungsvoll gestartet, eine junge Firma, die Einzelanfertigungen von Arbeitsdroiden herstellte, ganz auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden abgestellt. Keine Massenware, keine Einheitsform, alles in Handarbeit und sorgsam geprüfter Qualität. Weenderveen hatte damit eine Marktlücke entdeckt und sie genutzt: In den ersten drei Jahren seiner Geschäftstätigkeit konnte er Umsatz und Profit jedes Jahr verdreifachen. Bald beschäftigte er 35 Robotiker und Techniker in seiner kleinen Werkshalle. Dann war eines Tages ein Vertreter von Robotics Syndicate an ihn herangetreten mit einem verlockenden Übernahmeangebot. Die Summe hätte ihn über Nacht zu einem der reichsten Männer dieses Planeten gemacht, doch er hatte abgelehnt: Er wollte es den großen Konzernen zeigen und beweisen, dass er gegen sie bestehen konnte.
Welch eine Hybris.
Ein Jahr später hatte das Syndikat eine eigene Baureihe semiindividueller Droiden auf den Markt gebracht, mit zwar einheitlicher Grundform, aber sehr individueller und persönlicher Ausstattung und multiplen Fähigkeiten – und das zu einem günstigen Preis. Einem Preis, den Weenderveen nicht hatte unterbieten können. Nach einem weiteren Jahr musste er Konkurs anmelden. Trotz dieses Tiefschlages hielt ihn sein Stolz noch aufrecht, und dieser Stolz funkelte auch noch in seinen Augen, als er die beiden Männer betrachtete, die sich halb interessiert, halb gelangweilt in den Resten seiner Produktionsstätte umsahen.
»Viel ist ja nicht mehr übrig geblieben«, erklärte einer mit gerunzelter Stirn. Er trug die Tätowierung des Freien Raumcorps, einer Organisation von Reedereien und Kapitänen, die formell staatenlos waren und Aufträge ausführten, die normale Handelslinien nicht erfüllen konnten. Dazu benötigten sie manchmal auch etwas ausgefallenes Material, und als sie vom Ende der Firma gehört hatten, waren sie bald hier aufgetaucht.
»Ja, die Sahnestücke sind fast alle an die Gläubigerbanken gegangen«, erklärte Weenderveen trocken und machte eine ausholende Handbewegung. »Ich kann Ihnen nicht mehr viel anbieten. Einige elektronische Werkbänke, einen Haufen Möbel, ein paar Computerterminals – und insgesamt drei Prototypen, für die sich niemand mehr interessiert hat. Die Besteller sind abgesprungen, als ich die Garantieleistung nicht mehr übernehmen konnte.«
Der andere Mann, mit hoher Stirn und intelligenten Augen, hob die Augenbrauen. »Drei Prototypen? Die hätte ich gerne mal gesehen.«
Weenderveen erhob sich und führte seine Gäste in den kleinen Lagerraum, der ebenfalls fast völlig leergeräumt war. In einer Ecke, neben allerlei technischem Gerümpel, standen drei humanoid geformte Droiden, offensichtlich deaktiviert.
»Hier sind sie – alles Qualitätsarbeit und alle voll funktionsfähig.« Der Stolz in Weenderveens Stimme war kaum zu überhören. »Ich selbst war zu meinen besten Zeiten einer der fähigsten Robotechniker und ich habe immer nur die Besten eingestellt.«
»Welche Funktionen haben diese Maschinen?«, erkundigte sich der Tätowierte.
»Dieser hier ist ein Sexspielzeug mit variabler Innenausstattung. Er ist hermaphroditisch und kann sich allen Wünschen individuell anpassen. Ein Bordell in Seer'Tak-City hatte ihn geordert. Ich verkaufe ihn für 34000 Kredite!«
Der Tätowierte grinste. »Nein, danke. Was haben Sie noch?«
»Dieser hier ist ein persönlicher Hausdiener. Koch, Gärtner, Raumpfleger, Gesellschafter –
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