Die Finsternis
bis zu den Knien stand, und bekam einen Riesenschreck. Wenn noch mehr Wasser in das Township lief, würde es schon bald wie ein Felsen in die Tiefe stürzen. Uns lief die Zeit davon.
Verzweifelt zeigte ich auf den Schlauch an meinem Helm und tippte mir dann auf die Brust, um auf meine Lunge hinzuweisen. Sie nickte und sprach mit jemandem, der hinter ihr stand. Er gab ihr eine Liquigen-Packung, die sie hochhielt. Ich deutete auf die Menge um sie herum, um zu fragen, ob es genug für alle gab. Wieder nickte sie.
Plötzlich neigte sich der Puffer und die Leute im Inneren der Drift rutschten am Fenster vorbei zur Seite. Die Angst hämmerte in meinen Ohren, während ich nach unten schwamm und in jedes Fenster spähte, um sie wiederzufinden. Sie mussten sofort da raus. Wenn die Drift auf den Meeresboden sank, konnten diese Menschen selbst mit Liquigen in den Lungen nicht ohne Taucheranzüge, die sie vor der Kälte schützten, bis an die Oberfläche schwimmen. Niemand konnte das.
Dann sah ich, dass nicht das steigende Wasser der Grund dafür war, dass sich die Drift auf die Seite geneigt hatte, sondern das Gewicht von Ratters U-Boot, das jetzt am Township festhing. Ratter bemühte sich erfolglos, den Bohrer zu befreien. Wenn er nicht aufpasste, würde er den Motor durchbrennen. Doch Ratter war meine geringste Sorge. Ich überdachte die Situation und meine Zweifel schienen sich wie Amöben zu vervielfachen. Ein ganzes Township durch eine auf- und zuschlagende Luke zu evakuieren, in der auch noch eine tödlich scharfe Bohrspitze feststeckte, war äußerst gefährlich. Wenigstens hatte die Luke eine günstige Lage – am Boden des Townships. Wir durften keine Zeit verlieren.
Ich hielt mich an dem fast senkrecht stehenden Puffer fest und hangelte mich bis zum untersten Fenster, wo das Mädchen bereits auf mich wartete. Ich deutete nach unten und gab Zeichen, dass sie die Schotte zur Luftschleuse öffnen sollten, doch niemand verstand, was ich zu sagen versuchte.
Das Mädchen drehte sich um und rief nach jemandem. Sie hielt einen Finger in die Höhe und zeigte mir damit, dass ich warten sollte. Verstand vielleicht ein Surf an Bord die Zeichensprache? Ich wagte es kaum zu hoffen.
Die Gruppe teilte sich und ließ jemanden durch … Jemanden in einem Taucheranzug.
Dad!
Ich schlug gegen das Aussichtsfenster und vergaß für einen Moment, dass es uns voneinander trennte. Dad rief etwas über seine Schulter, die Surfs traten zurück und Mum erschien. Sie warf sich genau wie ich gegen das Fenster und presste die Hände dagegen.
Trotz ihres Lächelns erkannte ich, dass meine Eltern wie die Surfs blaue Lippen hatten, und meine Freude darüber, sie wiederzusehen, geriet plötzlich ins Wanken. Alles war genauso schrecklich wie vorher. Nein, es war sogar noch schlimmer. Das Wasser in der Drift stand inzwischen noch höher. Wir hatten jetzt keine Zeit für Wiedersehensfreude, nicht wenn wir ein richtiges Zusammentreffen an der Meeresoberfläche erleben wollten.
Im Schnelldurchlauf unterrichtete ich sie per Zeichensprache über die Geschehnisse, warnte sie vor Ratters bockendem U-Boot und der Bohrspitze, die in der auf- und zuschlagenden Luke steckte. Mum übersetzte alles für die Surfs.
Dad entschied, dass es am besten wäre, die Scharniere der Lukenabdeckung vom Inneren der Luftschleuse aus zu lösen. Sobald Mum den Plan dem Mädchen erklärt hatte, forderte es die anderen dazu auf, alle dafür nötigen Werkzeuge bereitzustellen.
»Ty«, hörte ich Gemma durch den Empfänger in meinem Helm. »Kannst du das gebrauchen?«
Ich stieß mich von der Drift ab und sandte ein paar Klicks in das dunkle Wasser, um das Skimmergehäuse ausfindig zu machen. Doch bevor ich fündig wurde, sank etwas Massiges zu mir herab, das sich in der Strömung drehte. Ein altes Fischernetz. Ich schwamm ein Stück zur Seite, denn ich wollte mich nicht darin verheddern.
»Ich habe den oberen Rand des Netzes am Skimmer befestigt«, hörte ich Gemma in meinem Helm sagen. »Falls die Surfs nicht schwimmen können, hätten sie zumindest die Möglichkeit, an dem Netz hochzuklettern. Oder sie halten sich einfach daran fest und ich ziehe sie an die Oberfläche.«
Das war brillant! Ich schwamm an dem langen Netz entlang, bis ich im Scheinwerferlicht des Skimmers zu sehen war. Ich zeigte Gemma schnell meine erhobenen Daumen und tauchte wieder hinunter zur Drift . Ich hielt mich am Rumpf fest und zog das Netz vor dem Fenster entlang, um es den Leuten im Inneren
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