Die Finsternis
weit entfernt sein.«
»Hörst du das?«, fragte sie.
Ich lächelte. »Alles, was ich höre, sind die Wellen. Was hörst du denn?«
Sie tauchte kurz unter. Als sie wieder hochkam, kletterte sie auf den Puffer des Frontgehäuses und zeigte an mir vorbei. »Ein U-Boot. Es kommt schnell auf uns zu.«
Sie hatte die Worte gerade ausgesprochen, als ich die herannahende Heckwelle sah, aber kein Boot – was bedeutete, dass ein U-Boot dicht unter der Oberfläche unterwegs war. Und Gemma hatte Recht: Es steuerte direkt auf uns zu.
»Tauch!«, brüllte ich.
Im gleichen Moment, als wir ins Wasser sprangen und losschwammen, brach das U-Boot durch die Wellen, rammte den Skimmer mit voller Wucht und kippte ihn mit geöffnetem Aussichtsfenster um.
28
Ich hielt kurz inne, um zu dem gekenterten Skimmer zurückzuschauen. Gemma tauchte neben mir auf. Eine Wolke verdeckte den Mond und machte uns im dunklen Ozean fast unsichtbar.
»Da hinten.« Ich deutete auf das U-Boot, das gerade beidrehte. Ich hatte es bis jetzt nur ein einziges Mal gesehen, aber ich würde den Anblick dieses widerlichen, grünen Narwals nie vergessen. »Das ist Fifes U-Boot.«
»Er ist bestimmt nicht wegen uns den langen Weg hierhergekommen«, meinte Gemma.
Ich beobachtete, wie das U-Boot den Skimmer umkreiste. Wahrscheinlich waren sie auf der Suche nach dem Fahrer. »Fife ist hier, um die Drift zu versenken«, vermutete ich.
»Wieso? Die Menschen an Bord sind doch schon dem Tode nahe.«
»Er muss irgendwie Wind davon bekommen haben, dass die Meereswache den Strudel absucht.«
Die obere Luke des U-Boots sprang krachend auf und eine dunkle Gestalt kletterte auf die Brücke in der Mitte des grünen Gefährts.
»Versteck dich im Skimmer«, flüsterte ich Gemma zu. »Ich komme gleich nach.«
Zunächst wollte ich nach einer Möglichkeit suchen, Fifes U-Boot außer Gefecht zu setzen. Ich musste ihn davon abhalten, die Drift zu versenken.
Gemma tauchte lautlos ab.
Ich schwamm näher und nahm die spiralförmige Spitze des U-Boots ins Visier, die aussah, als könnte sie sich selbst durch Felsen bohren. In diesem Moment kam der Mond hinter der Wolke hervor und warf sein Licht über das Meer.
Der Mann auf dem Deck entdeckte mich in den Wellen, gerade als ich ihn erkannte – Ratter. Natürlich, Fife hatte seinen Hund geschickt, damit er die Drecksarbeit für ihn erledigte.
Sein Gelächter brach die Stille. »Bist du etwa hier, um mir auch dieses Bergungsgut zu stehlen?« Er stellte einen Fuß auf die kreisförmige Reling und legte demonstrativ eine Harpunenkanone quer über den Oberschenkel.
Ich ließ mich in Richtung Skimmer treiben und sah Gemma im Inneren des umgekippten Gehäuses. Luft war darin eingeschlossen, denn sie hatte ihren Helm zurückgeschoben und warf mir einen fragenden Blick zu. »Wieso Ihnen? Sie mei-nen wohl Fife?«, rief ich, nur um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, während ich sein U-Boot unter die Lupe nahm. Wie könnte ich es beschädigen?
»Bürgermeister Fife wird gerade verhaftet«, schnaubte Ratter. »Er hat das Gesetz gebrochen und Diebesgut verkauft. So ein Pech, dass er der Kommandantin der Meereswache nichts über die Drift sagen kann, egal wie sehr sie ihn zum Weinen bringen wird.«
»Aber Hadal hat gesagt, dass Fife hinter all dem steckt.«
»Die dummen Surfs tun alles, wenn sie denken, dass der Befehl von Fife kommt – er könnte ja sonst ihre Rationen zurückhalten oder so.« Ratter grinste. »Oder glaubst du, ich könnte mir ein solches Boot leisten, wenn ich mein Geld auf ehrliche Art und Weise verdiente?«
»Wie sonst?«
»Townships als Bergungsgut zu verkaufen.« Ratter zeigte stolz auf sein U-Boot. »Hat sich für mich schon ausgezahlt.«
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Hunderte von Menschen auf einmal zu töten, um Anspruch auf ihr Township zu erheben – nein, das war nicht Fifes Art. Es war grausam, brutal und sinnlos. Das war absolut Ratters Handschrift. »Fife muss gewusst haben, wozu Sie in der Lage sind.«
»Er hatte nicht die leiseste Ahnung«, prahlte Ratter. »Und dabei behauptet er immer, dass ich nicht schauspielern kann.«
Mangelnde Aufsicht. Die Vorstellung war so bitter, dass ich es fast schmecken konnte. Das war Fifes wahres Verbrechen – dass er einen schlimmen Verbrecher wie Ratter seine Drecksarbeit machen ließ, ohne ihn zu kontrollieren. Fife hätte leicht herausfinden können, dass Ratter Befehle in seinem Namen erteilte – wie den Befehl, Mum und Dad als
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