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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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bewusst, dass ein Teil von mir gehofft hatte, sie würde mir mein Vorhaben ausreden.
    Während ich unter der gewaltigen Konstruktion abtauchte, ergriff mich ein mulmiges Gefühl. Die Unterseite war eine ebene Fläche, sodass ich den Einstieg schnell gefunden hatte. Aber ein Blick genügte und ich wusste, wo das Problem lag.
    Ich schwamm wieder nach oben und umrundete das Township, doch mit jeder Einstiegsluke, an der ich vorüberkam, verlangsamten sich meine Schwimmzüge. Als ich es schließlich ganz umrundet hatte, waren meine Arme schwer wie Blei und ich konnte sie kaum noch anheben – nicht, weil ich so erschöpft war, sondern wegen dem, was ich gesehen hatte.
    Jeder einzelne Lukendeckel war mit einer Kette verschlossen … von außen.

3
    »Meinst du nicht, wir sollten auf deine Eltern warten, bevor wir da reingehen?«, fragte Gemma, während ich den ausfahrbaren Metallschneider betätigte, um die Ankerketten des Townships durchzuschneiden.
    »Wozu?«, erwiderte ich. »Ich tue genau das, was sie auch machen würden.«
    Schließlich durchtrennte ich die letzte Verbindung. Als die Kette abfiel, begann das Township träge aufzusteigen. »Es wurde gebaut, um auf dem Wasser zu treiben«, erklärte ich. »Die Turbinen unter dem Schiff sind nur für den Antrieb da.«
    Wir sahen dabei zu, wie sich das Township langsam einen Weg durch den Sperrmüll bahnte. Ich stellte zufrieden fest, dass nichts den Aufstieg des Kolosses völlig aufhalten würde, und steuerte den Kreuzer am Township vorbei Richtung Wasseroberfläche, wo wir wenig später durch die Wellen brachen.
    Die untergehende Sonne warf einen rosaroten Schimmer über das offene Meer. Es waren weit und breit weder Land noch Schiffe in Sicht. Während Gemma die Luke am Verdeck des U-Boots öffnete, machte ich mich auf die heiße Luft gefasst, die uns draußen erwartete. Gemma sprang einfach raus, glitt am Bootsrumpf hinab und landete auf einer der schmalen Sprossen, die am Cockpit angebracht waren.
    Ich brauchte etwas länger, um mich an die Temperaturen zu gewöhnen, und blieb zunächst, wo ich war. Sogar zu dieser späten Tageszeit verbrannte mir das Sonnenlicht die Haut und die Hitze brachte meinen ganzen Körper zum Kochen. Jedes Mal, wenn ich an die Oberfläche kam, konnte ich nur daran denken, möglichst schnell wieder ins Meer zu tauchen. Doch nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet hatte, zwang ich mich aufzustehen und spähte aus der Luke nach draußen.
    Gemma lehnte, ein Bein angewinkelt, mit dem Rücken am Verdeck des U-Boots. Sie hatte einen Taucheranzug übergestreift, obwohl sie nicht die Absicht hatte, ins Wasser zu gehen. Nach all der Zeit, die sie in der Handelsstation verbracht hatte, hatte ihr Gesicht eine gleichmäßige Röte angenommen, während ihr langes braunes Haar von noch mehr hellen Strähnen durchzogen war. Die Auswirkungen der UV -Strahlung sahen hübsch an ihr aus, doch ich wandte den Blick ab und starrte auf das aufgewühlte Wasser, aus dem jeden Moment das Township auftauchen würde.
    Ich wusste, dass es manchen Menschen unnatürlich vorkam, unter Wasser zu leben. Sie konnten die Angst vor dem Ertrinken, vor bestimmten Meerestieren oder der Finsternis nicht überwinden. Ich war nicht sicher, welche dieser Ängste letztendlich von Gemma Besitz ergriffen hatte, nachdem sie gerade mal drei Monate bei uns gelebt hatte. Sie hatte nur davon gesprochen, dass der Ozean ihr Angst einjagte und dass sie das Sonnenlicht und die Luft vermisste. Trotzdem gab ich die Hoffnung nicht auf, dass sie dem Leben unter Wasser doch noch eine Chance geben würde.
    Über unseren Köpfen kreischten Möwen und Wellen klatschten gegen den Schiffsrumpf, nur wir gaben keinen Laut von uns, als das Township aus dem Meer auftauchte und sich immer höher vor uns aufbaute.
    »Es sieht aus wie eine Spirale«, stellte Gemma schließlich fest.
    »Wie eine Nautilus«, stimmte ich ihr zu, denn inzwischen war die Form des Schiffes unter den Seepocken gut zu erkennen. »Die Fenster bilden die Streifen der Muschel. Die Kuppel aus Plexiglas an der Vorderseite«, ich zeigte auf den abschüssigen, spitz zulaufenden Bereich, »formt die Tentakel nach.«
    »Wo siehst du da Tentakel?«
    »Sie sind zusammengebündelt.« Ich ließ mich zurück in den Steuersitz fallen. »Bereit?«
    Sie nickte zwar nur zögernd, aber ich fuhr trotzdem weiter und steuerte den Kreuzer längsseits des Townships direkt neben den Puffer. Ich schaltete den Autopiloten ein und kletterte aus dem U-Boot. Der

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