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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Von wegen Gerechtigkeit!
    »Ich dachte, du magst ihn, den Kuckuck.« Elke verkniff sich ein Lachen.
    »Sehr witzig!« Ich schob die Gardine beiseite und blickte dem staatlich legalisierten Geldeintreiber hinterher, der mit festen Schritten zu einem dunklen Audi lief.
    Quattro, was sonst, dachte ich und wendete mich Elke zu. Noch immer stand sie am Türrahmen gelehnt und verzerrte ihre Miene zu einem Grinsen.
    »Was ist?«, zischte ich sie an. »Ist dir das noch nie passiert?«
    »Doch. Aber ich hatte den Kuckuck noch nie auf einer Sonnenbrille sitzen«, kicherte sie losgelassen. »Upps, ich meinte doch kleben.«
    »Ach was.« Ich winkte ab, nahm meine Tasche und lief nach draußen. Irgendwie hatte sie ja recht. Meine Gucci-Brille hätte er wahrlich auslassen können, zumal der Vogel direkt vorm linken Auge saß und meine Sehkraft einschränkte. Da kann ja sonst was passieren!
    Die Nachricht vom Kuckuck ging schneller um als ein Kopflausbefall in einer Schulklasse. Und noch während ich am Latte Macchiato schlürfte, wusste es bereits Richard, mein bester Freund. Tief erschüttert trat er näher und setzte sich mir gegenüber. »Was höre ich da Schätzchen? Die haben deine Sachen gepfändet?«
    Ich nickte, ohne aufzublicken.
    »Und was brauchst du zur Auslöse?«
    »Dreitausenddreihundert.«
    Richard erblasste. »Meine Güte, ein stolzes Sümmchen.«
    Seine Augen wanderten zu seinem Fingerring. »Null-Fünfundzwanziger Karat. Was glaubst du, was der bringt?«
    »Dein Tolkowsky? Vergiss es!«
    »Aber …«
    »Nein, Richard!«
    Er griff sich in den Nacken. »Gott, bin ich verspannt. Und deine Laune macht es nicht besser.«
    »Sorry. Ich weiß ja, dass es lieb gemeint ist, aber …«
    »Was aber?«, drängelte Richard. Seine Augen blickten tief in die meinen, als fände er eine Antwort darin.
    Ich versuchte seinen Blicken auszuweichen und zog den Rest meines Milchespressos durch den lustig bunten Strohhalm, der aus meinem Glas ragte.
    »Ich warte«, mahnte er mich sichtlich ungeduldig, den Satz zu beenden. Dabei trommelte er mit seinen Fingern auf den Tisch. Ich ignorierte ihn und wendete mich zur Straße. »Sieh mal, Richard, Joe hat schon wieder eine neue Frisur.«
    »Netter Versuch Schätzchen, aber …« Richard konnte nicht anders und blickte sich um. »Um Gottes willen! Welchem Haarjunkie ist der denn aufgesessen? Der Style geht ja gar nicht.«
    Ich musste schmunzeln. Richard starrte auf seinen Ex, als sei der gerade zum Hetero mutiert. Angewidert spuckte er in Joes Richtung. »Ich weiß überhaupt nicht, was mir jemals an dem gefallen hat.« Dann schaute er wieder zu mir. »Sag schon, Rapunzel, was hat mich an diesem Typen fasziniert?«
    »Sein Sexappeal?«, mutmaßte ich vorsichtig. Ich wollte keinesfalls alte Wunden aufreißen. Und schon gar keine weitere Nacht auf dem Sofa mit einem heulenden Richard und einer Familienpackung Tempos riskieren.
    »Wohl eher eine vorübergehende Sinnestäuschung«, berichtigte er mit einem eleganten Kopfschwung.
    »Klar, was sonst, Richard.«
    Ein Tag später …
    Mein Konto war auf Notstand und mein Sparbuch geplündert. Die Bankangestellte zählte mir die letzten Scheine vor und schob sie herüber.
    »Hätten Sie vielleicht einen Umschlag dafür?«, fragte ich vor Angst, auch nur einen der grünen Scheinchen zu verlieren.
    Mürrisch griff sie unter ihren Schalter. »Der wird wohl ausreichend sein«, erwiderte sie mit einem unfreundlichen Ton, während sie mir das Kuvert übergab. Ich schrieb pflichtbewusst den Namen des Gerichtsvollziehers darauf, steckte das Geld hinein und verstaute das Staatseigentum in meiner Handtasche. Eintausendsechshundert – pfutsch und weg! Und damit auch erstmal mein Traum – der Abschluss zur Schauspielerin. Mit einem Goodbye my Money, das durch meinen Kopf dröhnte, schlurfte ich die belebte Einkaufsstraße entlang. Ich musste an die Stellenanzeige denken, die ich im Vorraum der Bankfiliale gesehen hatte. Servicekraft auf einem Seebestattungsboot , stand dort geschrieben. Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwarten würde, war mir aber sicher, dass ich diesen Job wollte. Nur eine Saison, bis ich das Geld für die restlichen Schulden und die letzten zwei Semester zusammen hätte. Dann würde ich zurückkommen – zurück nach Berlin – und meine Schauspielausbildung beenden.
    Die Schauspielschule lag nur wenige Minuten entfernt. Sarah, eine meiner Mitbewohnerinnen und ebenfalls angehende Schauspielerin, winkte mir aufgebracht zu. »Wobleibst

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