Die Flammenfrau
loszuziehen«, sagte sie.
Arma nickte und hob Luovana auf. »Wir legen sie näher vor das Feuer, sie braucht Wärme und einen heißen Tee. Verflucht, wo ist die Heilerin?«
»Das Wasser hat sich gefärbt«, sagte Mirka. »Es muß etwas Schreckliches passiert sein. Ich habe diesen Raum so noch nie gesehen.«
»Wir müssen Antana suchen.« Arma stand langsam auf. Das Brennen in ihren Gliedern wurde stärker. Sie hätte sich gerne neben die Geliebte gelegt und sie in Decken gehüllt. Luovana mußte leben. Mirka hatte recht: Wenn der See in dieser Farbe schimmerte, lag das nicht nur daran, daß Luovana im Sterben lag. Mächtige Zauber von Blut und Tod waren am Werk, wenn der See sich verfärbte.
Sie fluchte leise. »Ich gehe, um Antana zu suchen. Sie muß Luovana helfen und…«
»Ihr Atem ist sehr schwach«, sagte Mirka, während sie in die Glut starrte. »Sie wird die Nacht nicht überleben.«
»Bleib bei ihr. Irgendwo muß Antana stecken.«
»Du mußt stillhalten«, sagte Antana, und legte Lursas blutiges Gewand beiseite. Der Zustand der Gebärenden hatte sich seit dem Morgen deutlich verschlechtert. Kraftlos lag sie auf dem Boden und wälzte sich unruhig hin und her. Pyros hatte das erloschene Feuer wieder entzündet und einen Kessel mit Wasser hineingestellt.
»Brauchst du sonst noch Hilfe?« fragte der Magier leise.
Die Heilerin schüttelte den Kopf. Selbst wenn er ein Magier war, so blieb doch das Kinderkriegen allein Frauensache.
»Warte draußen, damit ich dich rufen kann, für alle Fälle.«
Er nickte, strich mit einem Finger im Vorübergehen sanft über ihren Nacken und verließ die Höhle. Antana schaute ihm nach. Er trug nur einen wollenen Umhang, den sie ihm gegeben hatte, doch er schien nicht zu frieren. Sie lächelte. Nie zuvor hatte sie solch eine Ruhe in sich gespürt. Es gab nur noch die Sehnsucht in ihr, ihn für alle Ewigkeit zu lieben.
Als sie sich Lursa wieder zuwandte, sah die Frau ihr geradewegs in die Augen. Sie schien aus ihren Fieberträumen erwacht zu sein. Antana konnte deutlich lesen, daß Lursa alles wußte. Die Jägerin war Frau genug, auch in ihrem Zustand noch zu spüren, was zwischen Pyros und Antana vorgefallen war, welche magische Bindung sie eingegangen waren.
Antana senkte den Blick und griff nach den Tüchern. »Es wird eine schwere Geburt. Du wirst alle Kräfte dazu brauchen«, sagte sie.
»Das Kind liegt falsch, nicht wahr?« Lursas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Antana nickte. Es würde schwer werden, Mutter und Kind zu retten. Sie sah Lursa an. Diese Frau hatte alles, was ihr Leben war, wegen Pyros geopfert. Sie würde demnach nicht sehr freundlich mit ihr umgehen, wenn sie wieder bei Kräften war. Die Heilerin wandte ihr Gesicht ab. Was würde Pyros tun, wenn Lursa starb?
»Er wird dir nichts tun, wenn ich sterbe«, sagte Lursa, als hätte sie Antanas Gedanken erraten. »Er braucht dich, um seinen Vater zu befreien. Ich besitze nicht genug Kraft, um ihm zu helfen.«
»Beruhige dich. Du wirst nicht sterben.« Antana strich der anderen über die feuchte Stirn. Irgendwie konnte sie Lursa verstehen. Dieser Mann war es wert, für ihn zu sterben.
Antana holte aus ihrem Korb einen kleinen Tiegel mit Salbe und massierte die grüne, übelriechende Masse auf den Bauch der Frau, um die Schmerzen für sie erträglicher zu machen.
»Du wirst es schaffen«, flüsterte sie und wußte nicht recht, ob sie es mehr zu sich selber sagte als zu Lursa.
Die Jägerin griff nach ihrer Hand. »Er wird dir nichts tun«, wiederholte sie, »aber ich, wenn ich kann.« Ihre Augen waren voller Haß. »Du wirst ihn mir nicht nehmen. Er sollte dich nur hierherbringen, nichts weiter!« Erschöpft ließ sie die Hand wieder los und sank zurück. »Es ist sein Sohn, er wird mich nicht verlassen.«
Antana nickte nur. Wenn Lursa sich in diesem Zustand weiter aufregte, würde sie nicht einmal mehr das Kind retten können.
»Ich muß deinen Sohn drehen, sonst schafft ihr es beide nicht«, sagte sie.
»Tu, was du tun mußt!« zischte Lursa.
Antana rollte ein Stück Stoff zusammen und reichte ihn der anderen. »Hier, beiß darauf, damit du dich nicht verletzt, und dann schließe die Augen.«
Lursa tat, was die Heilerin ihr riet. Offensichtlich sah sie ein, daß sie derzeit wirklich machtlos war. Einer solch schweren Geburt entgegenzusehen war auch für sie nicht einfach. Antana griff nach ihrem Korb und schaute dabei auf ihren Arm. Er sah fast wieder normal aus. Nur noch eine
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