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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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jetzt mit ihr zu den Gärten reisen.«
    »Aber das kannst du nicht!« Mirka kniete neben Arma nieder und legte der Kriegerin die kleine Brunhild in die Arme. »Denke daran, was du ihr versprochen hast. Mach aus diesem Kind eine große Kriegerin.«
    Brunhilde erwachte und blickte Arma freudig an. Die Kriegerin erschrak. »Mirka, sie hat Luovanas Augen!«
    Die andere nickte wieder. »Es wird Zeit, daß du deine Tochter kennenlernst.«
    Die Kriegerin wiegte das kleine Bündel in ihren Armen. Sie lächelte. »Eine große Kriegerin sollst du werden, Brunhild.«
    »Schön, daß du sie endlich annimmst«, sagte Mirka und stand auf. »Dann können wir aufbrechen. Es ist zu kalt, um hier zu bleiben.«
    »Aufbrechen?« Die Kriegerin erschrak.
    »Arma, wir müssen fort von hier. Wir müssen Inmee und Luovana zu den schwarzen Wasserfällen bringen. Und der kleinen Brunhild täte es wohl auch nicht gut, in einer toten Flammenburg zu bleiben. Das Feuer ist erloschen, und außer uns und den beiden Rittern ist niemand mehr hier.«
    »Niemand?«
    Mirka schüttelte den Kopf. »Alle Frauen, selbst der Tänzer, der sonst sein Bett nicht verläßt, sind fort.«
    »Sie fürchten sich«, sagte Arma und stand auf. »Die Leute sind wohl in die umliegenden Dörfer zurückgekehrt, aus denen sie stammen.«
    Mirka nickte.
    Arma schaute sich um. Viele hatten, als die Hüterin noch lebte, mit Ehrfurcht und Freude den Raum des Lichtes betreten. Die meisten von ihnen waren darum in der Burg geblieben. Sie verrichteten kleinere Arbeiten oder sorgten für die Tiere. Der Hüterin zu dienen war immer eine freiwillige Angelegenheit gewesen, niemand wurde gezwungen. Die Leute kamen und gingen, wann und wie sie wollten. Für die meisten war es eine Ehre, der Hüterin nahe zu sein, und nicht wenige blieben ihr ganzes Leben hier. Der Tänzer war sogar auf der Burg geboren. Daß selbst er geflohen war, gab Arma zu denken. Die Angst vor der dunklen Macht schien groß zu sein. So groß, daß sie nicht einmal der Hüterin einen letzten Gruß darbrachten. Der Raum des Lichtes hatte seine Macht verloren.
    »Sie sind nicht gekommen, weil sie gestern den Adler gesehen haben«, erklärte Mirka. »Sie wissen, daß er mächtiger wird, wenn das Gleichgewicht fällt. Luovana ist tot, und bis die Gwenyar eine neue Hüterin des Feuers bestimmt haben, ist diese Burg ein Ort der Finsternis.«
    »Wahrscheinlich haben sie auch den Tod in Luovanas Gemach gesehen. Oder das, was er dort zurückgelassen hat.«
    Mirka nickte. »Ja, auch das haben sie gesehen.«
    »Gut, dann ist es wirklich Zeit zu gehen. Was ist mit den Pferden?«
    »Ich habe für Inmee eine Bahre aus zwei hölzernen Balken und zwei Tüchern gebaut. Eines der Pferde wird die Bahre ziehen. Luovana können wir auf Aysar legen. Die Stute wird sie sicher tragen.«
    Arma legte der Gefährtin das Kind in die Arme. »Halte sie einen Augenblick.« Dann kniete sie nieder und strich Luovana über die kalten Lippen. »Leb wohl, meine Schöne«, flüsterte sie. Arma wickelte die Tote vollständig in den Umhang des Ritters, mit dem er sie gestern bedeckt hatte. »Wir werden jetzt auf Reisen gehen«, sagte sie, und ihre Hand fuhr ein letztes Mal über die zarte Gestalt der Hüterin. Auf ihrer Brust hielt sie inne. Mit flinken Fingern griff sie unter den Stoff und angelte den weißlich schimmernden Rubin unter dem Umhang hervor, den Luovana immer noch an dem Lederbändchen um den Hals trug. Sie zog ihn heraus und ließ ihn pendeln.
    »Der Rubin ist fast weiß, schau dir das an«, sagte sie.
    »Er hat ihr alle Kraft gegeben. Aber es hat nicht gereicht.«
    Arma kannte die alte Formel nicht, um ihn an der heiligen Quelle wieder mit neuer Kraft zu versehen. Sie bedauerte es, aber sie war nun einmal keine Hüterin.
    »Eigentlich ist er so, wie er jetzt ist, völlig nutzlos.« Sie machte Anstalten ihn zurückzulegen, als ihr Blick auf Mirka fiel. »Warum schaust du mich so an?«
    »Der Stein ist nicht nutzlos. Niemals. Er ist mächtig, er gehört meinem Volk. Wenn er dem Magier in die Hände fällt, wird dieser Ort nie wieder ein lebendiges Haus der Göttin sein.« Die junge Frau schaute Arma ernst an. »Wir müssen auf ihn achten.«
    Die Kriegerin betrachtete wieder den weißen Rubin. Dann reichte sie ihn Mirka. Magische Dinge waren ihr ohnehin nicht ganz geheuer. Sie hielt sich lieber an ihr Schwert.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du ihn trägst, du gehörst schließlich zum alten Volk. Ich wüßte nicht recht, was ich mit dem

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