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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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zu zwei Pfleger um einen Gast kümmern. Außerdem müssen wir eine Hauswirtschafterin, einen Psychologen und einen Koch bezahlen. Gleichzeitig sind die hohen Kosten aber auch vorteilhaft für unsere Gäste. Erstens wird das Leben unserer Gäste um bis zu drei Monate verlängert. Aufwändige medizinische Behandlungen im Krankenhaus schenken Krebskranken auch nicht mehr Lebenszeit. Zweitens können unsere Gäste wieder leben wie vorher, weil sie absolut schmerzfrei sind. Und drittens schaffen wir ein sorgenfreies Umfeld, in dem nur Hier und Heute zählt. Wir bieten eine Lebensqualität, die viel höher ist als die Lebensqualität in einer Klinik oder zuhause.“
    Fragend blickte Minnie den Psychologen an. „Was bedeutet das konkret, Herr Doktor?“
    „Bei uns ist fast alles erlaubt! Ein Beispiel dafür ist die Zimmer-Einrichtung. Jeder Gast darf mitbringen, was er möchte – vom heimischen Sofa bis zum Bücherregal. Nur das Hospizbett muss benutzt werden, weil es medizinische Vorteile bietet. Außerdem kochen wir täglich Wunschkost. Wenn ein Gast Königsberger Klopse essen möchte, bereitet unser Koch sie zu. Im Zweifelsfall sogar täglich. In Haus Holle gibt es weder feste Besuchszeiten noch sonstige Anwesenheitspflichten. Sogar Rauchen und Alkohol sind erlaubt. Aus unserer Sicht gehört beides zur Lebensqualität. Kleinere Haustiere können Sie auch mitbringen – zum Beispiel einen Wellensittich. Doch ich warne Sie vor: In Haus Holle leben eine Katze und ein Kater, die unsere Gäste manchmal besuchen. Sie könnten Ihren Vogel vernaschen.“
    „Und wenn ich keine Katzen mag?“
    „In diesem Fall schließen Sie einfach Ihre Zimmertür“, sagte Dr. Albers lächelnd. „Aber unserem Kater Nepomuk kann fast kein Gast widerstehen. Er ist ein kleiner Schmeichler mit einem großen Herzen. Wäre er ein Mensch, würde er jedem den Hof machen.“
    „Und wo ist der Haken?“
    „Es gibt keinen“, sagte Dr. Albers mit fester Stimme.
    Die alte Dame sah ihn an. „Wirklich nicht?“
    „Wirklich nicht. Bei uns trägt niemand weiße Kittel. In Haus Holle leben die Menschen wie in einer großen, glücklichen Familie. Ihre Angehörigen und Freunde können Sie jederzeit besuchen. Wenn einer Ihrer Angehörigen bei Ihnen bleiben will, stellen wir umgehend ein zweites Bett ins Zimmer!“
    „Meine Tochter Ute lebt in Paris“, antwortete Minnie. „Sie weiß nichts von meiner Krankheit. Das soll auch so bleiben. Sie würde sich nur unnötig sorgen. Vielleicht werde ich ja wieder gesund.“
    „Das ist nie auszuschließen“, stimmte Dr. Albers ihr zu. „Aber Sie haben noch eine zweite Tochter, nicht wahr?“
    „Ja. Aber die darf auch nichts wissen. Clara ist mit einem Engländer verheiratet. Sie lebt in Birmingham, und hat acht Kinder!“
    Dr. Albers lächelte. „Sie sind eine achtfache Großmutter?“
    „Eine zwölffache sogar. Clara hat vierfachen Nachwuchs. Und ich habe schon sieben Urenkel.“
    „Das freut mich für Sie.“ In Dr. Albers’ Augen spiegelte sich ehrliche Anteilnahme.
    Minnies Hausarzt sah auf die Uhr. „Und? Wie haben Sie sich entschieden?“
    „Habe ich denn eine Wahl?“
    „Natürlich“, beruhigte sie Dr. Albers. „Wir entlassen Sie jetzt aus der Klinik. Hier können die Ärzte nichts mehr für Sie tun. Möchten Sie gerne nach Hause fahren oder lieber zu uns kommen?“ „Aus ärztlicher Sicht empfehle ich Ihnen dringend, den Hospizplatz anzunehmen“, sagte Dr. Vier. Seine Stirn lag in tiefen Falten. „Wenn Sie alleine zuhause bleiben, und sich nachts ein Blutsturz ereignet, könnten Sie starke Schmerzen erleiden. Niemand würde Ihnen dann helfen.“
    „Heißt das, im Hospiz wird mir geholfen, wenn so etwas passiert?“
    Dr. Albers antwortete ehrlich. „Natürlich sind wir stets bei Ihnen! Aber wir leiten keine lebensrettenden Maßnahmen ein, wie es im Krankenhaus der Fall wäre. Bei uns würden Sie sorglos und schmerzfrei leben, bis Ihr Tod irgendwann eintritt. Jedoch bekommen Sie keine Bluttransfusionen mehr, die Ihr Leben verlängern. Sie werden nicht mehr geröntgt, es gibt keine Spritzen mehr und wir rufen keinen Notarzt. Ich möchte, dass Sie verstehen, dass Sie konstant Blut verlieren.“
    „Bin ich deshalb so unglaublich weiß? Heißt das, ich würde dann sterben?“
    „Ja und Jein“, sagte Dr. Albers. „Wenn Sie im Falle eines Blutsturzes unbedingt in eine Klinik gebracht werden wollen und noch eine Bluttransfusion erhalten möchten, erfüllen wir diesen Wunsch natürlich und

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