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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Marines glitzerte, die vor dem Tor des Patentamtes Wache hielten. Ihre Anwesenheit − und natürlich das, was mit dem ursprünglichen Gebäude der Königlichen Hochschule geschehen war − mahnten ihn grimmig, nicht jeder stimme mit seiner eigenen Einschätzung der Ereignisse hier in Charis überein. Die Vorstellung, es sei erforderlich, ihn vor Menschen zu schützen, die sich für treue Söhne von Mutter Kirche hielten, war … verstörend. Doch das Gleiche galt auch für das Schicksal, das die Inquisition Erayk Dynnys hatte zukommen lassen.
    Es gibt keine einfachen Antworten, dachte er. Die Heilige Schrift sagt, Gott stellt jene auf die Probe, die Er liebt, und das habe ich immer für die Wahrheit gehalten. Doch üblicherweise ist das, was Er von mir verlangt, recht einfach zu erkennen. Vielleicht nicht einfach zu bewirken, aber doch wenigstens einfach zu erkennen.
    Er holte tief Luft. Es wurde Zeit, diese Zweifel beiseitezuschieben. Er war nicht hier, um Neuerungen voranzutreiben − es gab, weiß Gott, schon genug Charisianer, die genau das mit Feuereifer taten! −, sondern um sicherzustellen, dass nichts jener neu patentierten Prozesse oder Konzepte gegen die Ächtungen der Jwo-jeng verstießen. Und das konnte er ohne jegliche Bedenken tun.
    Und was machst du, wenn über deinen Schreibtisch schon genügend neue Prozesse und Konzepte gewandert sind, dass selbst für dich die Grenzen der Ächtungen zu verschwimmen beginnen, Paityr!, fragte er sich selbst. Wie sagst du ›Halt!‹, wenn du erst einmal Teil jener geworden bist, die dem Volk sagen, Veränderungen seien etwas Gutes? Seine Eminenz hat recht, in der Lehrschrift Über Gehorsam und Glauben wurde tatsächlich darauf hingewiesen, dass es Zeiten gibt, in denen Veränderungen gut sein können, sogar notwendig. Aber wenn dies hier nun eine jener Zeiten ist, wann wird es enden … und wo wird es enden?
    Das waren die Fragen, auf die er keine Antwort wusste … noch nicht. Doch es gab Zeiten, da musste jeder Mensch, erst recht ein Priester, einfach darauf vertrauen, dass Gott ihn an das richtige Ziel führte.
    Paityr Wylsynn straffte die Schultern, ging zur Tür seines neuen Büros hinüber, trat dann auf den Korridor hinaus und schaute zum Gangdiener hinüber.
    »Pater Bryahn hat mir gesagt, er habe mehrere Kandidaten zusammengerufen, die ich in einem Gespräch auf ihre Eignung als mögliche Amtsschreiber überprüfen möge«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Wären Sie wohl so freundlich, den ersten in mein Büro zu führen?«

.IV.
    Parlamentsgebäude, Königreich Charis
    Es war das erste Mal, dass Merlin das Innere des Parlamentsgebäudes von Charis mit eigenen Augen sah. Na ja, vielleicht wäre ›mit eigenen Video-Rezeptoren‹ besser umschrieben, ging es ihm durch den Kopf. Man will ja schließlich bei der Wahrheit bleiben.
    Die Putzwände waren übermannshoch mit den Tropenhölzern getäfelt, die es in den nördlicheren Wäldern von Charis überreichlich gab. Langsam und stetig drehten sich mehrere Ventilatoren, die man an den freiliegenden Deckenbalken befestigt hatte; sie milderten angenehm die Hitze. Die Jalousien an den riesigen Oberlichtern hatte man geöffnet, sodass das Licht der Morgensonne in den Raum fiel; diese Fenster trugen ebenfalls dazu bei, dass ein wenig kühlere Luft in den Versammlungssaal strömte. Auch durch die Fenster in den für charisianische Architektur typisch dicken, gut die Hitze abhaltenden Seitenwänden fiel Sonnenlicht. Obschon der Tag wieder heiß zu werden versprach und obwohl sich in diesem Raum zahlreiche Personen versammelt hatten, war es im Saal doch überraschend kühl − was viel über die Fertigkeiten jener Männer aussagte, die ihn geplant und gebaut hatten.
    In Charis waren das Oberhaus und das Unterhaus nicht in separaten Gebäuden untergebracht. Jedes der Häuser verfügte zwar über eigene Ratszimmer, in denen im Rahmen kleinerer Komitee-Besprechungen ein Großteil ihrer Arbeit erledigt wurde, doch das waren die Arbeitsräume des Parlaments, nicht dessen Heimstatt. Merlin fragte sich, wie lange diese Regelung wohl beibehalten bliebe oder ob es vielleicht auch später so gehalten würde, in dem neuen, deutlich größeren Parlament, das sich am Horizont bereits abzeichnete. Es erschien ihm unwahrscheinlich und sei es auch nur, weil dieses neue, größere Parlament entschieden zu viele Mitglieder zählen würde, um noch effizient arbeiten zu können, ohne sich intern in einzelne Bereiche aufzuteilen. Doch

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