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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der Männer, die jene Sitze einnahmen, waren jedoch nicht die gleichen, die vor der Schlacht am Darcos-Sund dort gesessen hatten. Viele von jenen waren in zornigem Protest zurückgetreten, als ihre Kollegen sich offen dafür entschieden hatten, Cayleb und Staynair bei ihrer offiziellen Lossagung vom Rat der Vikare zu unterstützen. Man hatte sie durch Männer ersetzt, die Erzbischof Maikel persönlich ernannt und ordiniert hatte. Zwei von ihnen jedoch waren auf Königlichen Befehl hin ihres Amtes enthoben worden und erwarteten nun in angemessen komfortablen Zellen ihre Gerichtsverhandlung. So etwas geschah nun einmal, wenn dem König unwiderlegbare Beweise vorlagen, dass betreffende Männer aktiv an einem Attentatsversuch auf den König beteiligt waren.
    Unwiderlegbare Beweise, auf die ich Wave Thunder hingewiesen habe, ging es Merlin durch den Kopf, und grimmige Befriedigung erfasste ihn. Ich wünschte, es hätte sie nicht gegeben − es hätte keinerlei Versuche gegeben, Cayleb zu töten −, aber ich könnte mir genau so gut wünschen, die Sonne würde nicht aufgehen. Und wenigstens hat der Rest der Kirche die Festnahme zweier ranghoher Mitglieder, eine Festnahme durch weltliche Autoritäten aufgrund weltlicher Anschuldigungen, die im Falle eines Schuldspruchs mit höchster Wahrscheinlichkeit zur Todesstrafe führen würden, deutlich besser aufgenommen, als ich befürchtet hatte.
    Cayleb hatte das Pult des Vorsitzenden erreicht; in der Hand trug er das königliche Szepter (das im Falle von Charis die Form eines aufwendig vergoldeten, juwelenbesetzten, aber immer noch äußerst effektiven Streitkolbens hatte), und Merlin verkniff sich ein Lachen. Dieses ›Szepter‹ wäre zweifellos für jeden sehr hilfreich, dem die Tür vor der Nase zu schließen jemand die Verwegenheit besaß. Und das betonte nur die Tatsache, dass es hier in Charis keinerlei Zweifel daran gab, wer hier wem ebenbürtig war. Es bedurfte keinerlei offiziellen ›Gesuchs‹, dem König den Zutritt zum Unterhaus zu gewähren. Haarahld VII. und seine unmittelbaren Vorfahren mochten ja ihre Verpflichtung erkannt haben, Charis auf Tage vorzubereiten, an denen es anders sein würde, doch sie hatten sehr sorgfältig darauf geachtet, vorerst die wahre Macht weiterhin in den Händen der Monarchie zu bewahren. Und deswegen erhoben sich jetzt alle Männer, und auch die Hand voll Frauen, die sich in diesem Saal aufhielten, und verneigten sich, als Cayleb das Szepter in die bereitgestellte Halterung vor dem Pult einrasten ließ.
    »Nehmt Platz, meine Lords und Ladies«, forderte der König sie kurz darauf auf, und Füßetrappeln und Rascheln war zu hören, als das Parlament dieser Aufforderung ihres Königs nachkam. Cayleb wartete, bis alle wieder auf ihren Plätzen saßen, dann blickte er der Reihe nach alle Anwesenden an, und seine Miene verriet eine Ruhe, von der Merlin vermutete, Cayleb verspüre sie in Wahrheit nicht im Mindesten.
    »Wir haben Euch zusammengerufen, um Euch den Inhalt und die Konsequenzen eines Schreibens mitzuteilen, das wir kürzlich von unserem treuen Diener, dem Grafen Gray Harbor erhielten«, erklärte er dann. »Es betrifft eine Entscheidung seitens Ihrer Majestät Königin Sharleyan bezüglich eines Vorschlags, den wir ihr durch den Grafen Gray Harbor persönlich haben übermitteln lassen.«
    Er hielt inne, und alle Anwesenden im Saal saßen sehr, sehr still auf ihren Plätzen. Diese Stille ist der Beleg dafür, dass es gelungen ist, bislang alles geheim zu halten, dachte Merlin. Jeder wusste, das Gray Harbor als Caylebs persönlicher Repräsentant nach Chisholm gereist war, und es war selbst noch dem letzten Dummkopf, so wenig er sich um das politische Tagesgeschehen auch kümmern mochte, durchaus bewusst, dass der Erste Ratgeber niemals persönlich dorthin gesandt worden wäre, hätte Cayleb Sharleyan nicht irgendetwas wahrhaft Bedeutungsvolles mitzuteilen. Doch niemand außerhalb von Caylebs innerstem Beraterstab wusste, worum es dabei gegangen war, und die Begierde des Parlaments, genau das herauszufinden, war beinahe schon körperlich spürbar.
    »Wir verkünden Euch nun«, sagte Cayleb klar und deutlich, »dass Königin Sharleyan sich bereit erklärt hat, Uns die Hand zum Bund der Ehe zu reichen.«
    Einen oder zwei Herzschläge lang schien niemand diese Worte zu begreifen. Dann jedoch änderte sich das, und unverhohlenes Erstaunen brandete durch das gesamte Parlament wie ein Windstoß über eine Weide. Merlin konnte

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