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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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Drohung war. Was würde sie dann tun?
    Sie sah in das Zimmer zu ihrer Linken. Ein Sofa und ein Couchtisch. Und der gleiche Teppichboden wie in dem Zimmer im Obergeschoss. Die Tür zur Malerwerkstatt war angelehnt. Sie machte einen Schritt in das Zimmer.
    Das Gewicht des Leuchters zwang sie, ihn mit beiden Händen zu halten.
    «Kommen Sie heraus, sodass ich Sie sehe!», rief sie.
    Sie konnte nirgends ein Telefon entdecken. Sie ging weiter zur
    Malerwerkstatt. Aus der Küche war kein Ton zu hören. Als sie über die Schwelle war, schloss sie schnell die Tür hinter sich.
    Es stand auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers. Ein graues, mit allen Farben des Regenbogens verspritztes altes Telefon.
    Beidhändig zu bedienen.
    Den Blick auf die Küchentür gerichtet, stellte sie vorsichtig den Leuchter ab, hob den Hörer und tastete mit zittrigen Fingern über die Wählscheibe. Ihr tat alles weh vor Angst.
    So nahe nun, und doch so weit entfernt.
    Und dann war er über ihr.
    Mit Gebrüll wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen, und ehe sie reagieren konnte, schlug er sie mit einem Küchenstuhl nieder. Ihr wurde vor Schmerz schwarz vor Augen, und als er rittlings auf ihr saß, merkte sie, dass eine Rippe gebrochen war.
    «Tu das nie wieder!», zischte er.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte den Schmerzen standzuhalten.
    «Der Herr ist auf meiner Seite», fuhr er fort. «Du kannst nicht entkommen.»
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Alles, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Egal was, wenn er bloß nicht auf ihrer Rippe sitzen blieb.
    Er sah sich um.
    « Bleib liegen!»
    Sie nickte und er stand endlich auf. Neben dem Telefon lag ein weißer Baumwolllappen, den er sich fest um die verletzte Hand wickelte. Ob er wohl Rechtshänder war? In diesem Fall wäre er gehörig geschwächt.
    Aber das war sie ebenfalls.
    Diese verdammte Flamme brannte noch immer an ihrem Docht.
    Nicht einmal die zu löschen, war ihr gelungen.
    Verfluchte Scheiße!
    Dabei war sie so nah dran gewesen.
    Sie drehte sich ein klein wenig, um den Schmerz zu mildern. Ihre Jacke hatte sich genau an der Stelle verknäuelt, wo es am heftigsten wehtat. Er bemerkte ihre Bewegung und stellte ihr seinen Fuß auf den Bauch.
    «Du bleibst still liegen.»
    Der Schmerz wurde so intensiv, dass ihr die Luft wegblieb. Ihr Gesicht verzerrte sich und sie sah blitzende Sterne hinter den Lidern. Sie merkte, wie sein Fuß verschwand, und nach einer Weile öffnete sie wieder die Augen. Er stand immer noch neben ihr. Weiß im Gesicht und die umwickelte Hand ausgestreckt. In der anderen Hand hielt er ein Kruzifix. Das hatte sie schon einmal gesehen. Auf Patriks Zetteln.
    «Bitte sehr», sagte er und ließ es ihr auf den Bauch fallen.
    Es war nicht schwer, doch rein reflexartig spannte sie den Bauch an, woraufhin sie eine neue Schmerzwelle durchlief.
    «Das musst du selbst tragen», fuhr er fort. «Das ist dein Gang nach Golgatha.»
    Wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie ihn gefragt, was er damit meinte.
    «Hoch mit dir! Wir werden einen Spaziergang machen.»
    Es gelang ihr, sich vom Boden zu erheben. Mit seiner unversehrten Hand packte er sie grob am Nacken und zwang sie, gebückt zu gehen, den Blick auf den Boden gerichtet und das Kruzifix in der linken Hand.
    Draußen wurde es allmählich dunkel.
    Im Stehen spürte sie den Schmerz in der Seite nicht so sehr. Ohne ihren Nacken loszulassen, schubste er sie die Treppe hinunter.

«Wohin gehen wir?», fragte sie.
    Er antwortete nicht, sondern trieb sie vor sich her zur Straße hinunter. Wenn sie nun schon auserwählt sei, könnte doch in Gottes Namen ein Auto kommen, dachte sie.
    Aber es kam keines.
    Sie überquerten die Straße, und als sie schon fast angekommen waren, wurde ihr klar, wohin sie gingen.
    Zu dem gelben Deutschenhaus.
    «Was wollen wir denn dort?», versuchte sie es wieder.
    « Du wirst dir das Leben nehmen.»
    Sie wollte sich aufrichten, aber er drückte sie wieder nach unten.
    «Sie werden dich im Juni finden. Mit dem Kruzifix auf dem Bauch. Alles rückt sich zurecht und Sibylla hat endlich ihre Verbrechen sühnen dürfen. Kerstin wird dich identifizieren und ich werde dabeistehen und sie stützen.»
    Sie waren an der Treppe angelangt. Sibylla steckte ihre freie Hand in die Jackentasche. Dort war ihre Nagelfeile.
    «Ich habe die Schlüssel in der Tasche», sagte er. « Hol sie raus.»
    Ihre Finger umschlossen das Plastikheft der Feile. Der Griff um ihren Nacken löste sich.
    «Sie sind in der rechten

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