Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flusswelt Der Zeit

Die Flusswelt Der Zeit

Titel: Die Flusswelt Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
noch alles enden wird, aber ich möchte keinesfalls in Ihrer Haut stecken. Was nicht heißt, daß Sie es nicht verdient hätten.«
    Mit ruhiger, gefestigt klingender Stimme sagte Göring: »Ich werde es überwinden.«
    »Sie meinen, Sie werden sich selbst überwinden«, erwiderte Burton. Er machte Anstalten zu gehen, wandte sich aber noch ein letztes Mal um. »Was haben Sie jetzt vor?«
    Göring deutete auf den Fluß. »Ich werde mich ertränken und einen neuen Anfang versuchen. Vielleicht erweisen sich die Umstände am nächsten Ort als besser. Ich habe ganz sicher nicht die Absicht, hier an einem Galgen zu enden.«
    »Dann gute Reise«, sagte Burton. »Und viel Glück.«
    »Danke. Wissen Sie, an sich sind Sie gar kein so übler Kerl. Ich möchte Ihnen noch einen Rat geben.«
    »Nur zu.«
    »Sie sollten besser auch die Finger von den Drogen lassen. Bis heute haben Sie einfach Glück gehabt, aber eines Tages wird das Zeug sich Ihrer in der gleichen Weise bemächtigen, wie es das bei mir getan hat. Die Plagegeister, die Ihnen zusetzen werden, sind natürlich nicht die meinigen, aber ich zweifle nicht daran, daß sie auch ihre Auswirkungen auf Sie haben.«
    »Unsinn! Ich habe vor mir nichts zu verbergen«, sagte Burton und lachte.
    »Ich habe genug von dem Zeug genommen, um das zu wissen.«
    Als er ging, dachte er allerdings noch einmal über Görings Warnung nach.
    Bisher hatte er zweiundzwanzig Kaugummitrips eingeworfen. Und nach jeder Reise war das Resultat das gleiche: Er schwor sich stets, von der Droge abzulassen.
    Während er den Hügel hinaufstieg, wandte Burton sich noch einmal um und sah die sich von der Dunkelheit abhebende Gestalt Hermann Görings in den Fluten versinken. Er blieb stehen und salutierte, obwohl er im allgemeinen nichts von dramatischen Gesten hielt. Schließlich strich er Göring aus seinem Bewußtsein.
    Die Schmerzen im Hinterkopf kehrten zurück; sie waren schärfer als je zuvor.
    Burtons Knie drohten mit jedem weiteren Schritt nachzugeben. Als er nur noch wenige Schritte von seiner Hütte entfernt war, mußte er sich hinsetzen.
    Da er sich später nicht mehr daran erinnern konnte, aufgestanden zu sein, mußte er das Bewußtsein verloren haben. Als Burton wieder zu sich kam, lag er auf einem Bambusbett im Inneren irgendeiner Hütte.
    Es war finster, und das Sternenlicht, das durch ein Fensterviereck zu ihm hereindrang, wurde von den Ästen eines großen Baumes gefiltert. Burton wandte den Kopf zur Seite und sah neben sich die schattenhafte, blaßweiße Gestalt eines Mannes, der auf dem Boden kniete. Er hielt ein dünnes Metallobjekt vor den Augen, dessen leuchtendes Ende genau auf Burtons Stirn zielte.
     

25
     
    Im gleichen Moment, in dem Burton den Kopf bewegte, legte der Mann das Gerät weg. In englischer Sprache sagte er: »Es hat mich eine Menge Zeit gekostet, Sie zu finden, Richard Burton.«
    Burton tastete mit der linken Hand, die der Fremde nicht sehen konnte, auf dem Fußboden nach einer Waffe. Aber er berührte nichts als Erde und sagte: »Jetzt, wo du mich gefunden hast, du verdammter Ethiker, kann ich dich ja wohl fragen, was du mit mir zu tun gedenkst, wie?«
    Der Mann erhob sich langsam und lachte. »Nichts.« Er schwieg eine Weile und sagte dann: »Ich bin keiner von denen.« Als er Burton nach Luft schnappen sah, lachte er erneut. »Obwohl das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Ich gehöre zwar zu ihnen, aber ich teile nicht ihre Ziele.«
    Er nahm das Gerät, durch das er Burton beobachtet hatte, in die Hand.
    »Ich habe gerade herausgefunden, daß Sie an einem Schädelbruch leiden und außerdem eine Gehirnerschütterung haben. Sie scheinen ziemlich zäh zu sein, weil Sie, nach der Schwere Ihrer Verletzung zu urteilen, eigentlich schon gestorben sein müßten. Wenn Sie vorsichtig sind, werden Sie es wahrscheinlich überleben. Aber leider haben Sie nicht genügend Zeit, die Sache auszukurieren. Die anderen wissen, daß Sie sich in diesem Gebiet aufhalten. In etwa einem Tag wird man Sie spätestens ausgemacht haben.«
    Burton versuchte sich hinzusetzen, mußte aber zu seiner Bestürzung feststellen, daß seine Knochen so weich geworden waren wie Butter in der Sonne. Sein Schädel schmerzte so sehr, als hätte ein Bajonett ihn geöffnet und sein Gehirn freigelegt. Stöhnend fiel er zurück.
    »Wer sind Sie – und was haben Sie vor?«
    »Ich kann Ihnen meinen Namen nicht sagen. Falls – oder besser gesagt wenn – man Sie fängt, wird man Ihre gesamten Erinnerungen bis zu

Weitere Kostenlose Bücher