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Die Frau, für die ich den Computer erfand

Die Frau, für die ich den Computer erfand

Titel: Die Frau, für die ich den Computer erfand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Christian Delius
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Sie ein!   … Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen!, hat Jesus gesagt im Garten Gethsemane zu seinen Jüngern. So bibelfest bin ich noch, täuschen Sie sich nicht! Mit diesem Spruch hat mein Chefprogrammierer uns immer wachgerüttelt damals, wenn wir nachts um halb zwei eingenickt sind, der wurde auch nie müde   … Gar nicht schlecht, dass Sie hier vor mir schlummern, schlummern wie ein Patentamt. Wenn Sie das Band abhören morgen oder irgendwann, dann werden Sie sich schämen. Sie werden sich alle Mühe geben, IhreSchande wiedergutzumachen, und mich in Zukunft mit mehr Respekt behandeln. Mich und das, was wir hier auf den Bändern speichern. Meinen Nachlass gewissermaßen. Es hat alles sein Gutes, schlafen Sie ruhig weiter, ich freu mich schon auf Ihre gesenkten Augen, auf Ihr schlechtes Gewissen   … Sehr enttäuschend von Ihnen. Ich bin wirklich sehr enttäuscht   … Der schläft fest, der schläft erst mal eine halbe Stunde   …

(Endlich allein)
     
     
     
    Komm, Ada! Jetzt kannst du kommen   … Siehst du, ich bin endlich allein   … Endlich so weit   … Zeig dich, steig runter zu mir, Ada   … Du hast gesehen, wie ich mich den ganzen Abend angestrengt habe   … Dass wir uns treffen, noch einmal   … Seit Mitternacht hab ich gewartet, dass er endlich einschläft, der junge Mann hier   … Nur deinetwegen hab ich ihn auf unsern Berg bestellt   … Will dir nah sein, ganz nah   … Ich hab ihm alles erzählt   … Du hast es gehört, oder?   … Wie schön, du hast mitgehört   … Ich hab so gesprochen, als wenn du dabei wärst   … Unsere Geschichte erzählt, ich musste einmal im Leben jemandem unsere Geschichte erzählen   … Es war anstrengend, aber   … Sag, ob du einverstanden bist mit dem, was ich erzählt habe   … Komm, sag’s mir   … Und wenn nicht, ein Wink genügt, und ich nehm ihm die Kassetten weg   … Der merkt nichts, so fest schläft der   … Ist mir egal, waser dazu sagt, wenn alles nur ein Spuk wird für ihn und die Kassetten verschwinden   … Hauptsache, du bist einverstanden   … Wenn es irgendeinen Satz gibt, der dir nicht passt, irgendein Wort, dann zieh ich alles zurück, dann werfen wir die Kassetten auf den Müll   … Du sagst nichts? Du hast keine Einwände?   … Du warst schon immer großherzig   … Ist ja auch dein Ruhm   … Ich hab für deinen Ruhm gesorgt   … Bald werden es alle wissen, was du getan hast auch in diesem Jahrhundert   … Einfach die Wahrheit sagen, hab ich gedacht, und die Wahrheit kann nur gut sein   … Ist doch in Ordnung, dass ich ihn auf unsern Berg bestellt habe   … Es war nicht schwer, ihn herzulocken   … Es gibt die verrücktesten Leute unter den Journalisten   … In Mathematik ein kompletter Idiot, hast du ja gehört, der weiß weniger als ein Informatiker vor dem ersten Semester. So tollkühn, das gefällt mir schon wieder, dass er es überhaupt wagt, mit mir zu reden   … Über dich reden wollte ich, über dich   …

(Hörst du mich noch?)
     
     
     
    Komm, Ada   … Zeig dich   … Es ist vielleicht mein letzter Versuch, vielleicht reicht meine Phantasie bald nicht mehr, dich zu beschwören   … Meine Energie nicht mehr, dich auftreten zu lassen   … Zu umarmen   … Bei mir hast du’s doch immer gut gehabt   … Weißt du noch   … Weißt du noch, als wir zumersten Mal   … Man denkt ja gern im hohen Alter   … An die Liebe, an die ersten Lieben   … Du kennst es nicht, das Alter   … Du, immer noch in deinen schönsten Jahren   … Komm, Ada, einmal noch   … Ja, ich weiß, du warst oft viel nüchterner als ich   … Viel schüchterner als ich   … Meine Phantasie reicht vielleicht nicht mehr, dich hierher zu zaubern   … Vielleicht bist du ja schon ganz nah, unten bei Hohenwehrda auf dem Hexentanzplatz, wie früher   … Oder oben auf der Ruine, wie früher   … Früher   … Die Kräfte lassen nach   … Wir können nicht so tun, als wär ich dreißig   … Als wären wir die ersten Menschen und könnten noch einmal anfangen   … Du bist ganz nah, ich weiß es, und immer, wenn du mir nah bist, denk ich an ein neues Leben   … Noch einmal alles neu entwerfen   … Die Maschinen vergessen   … Und alle fiependen Geräte   … Weg mit der Peitsche Zahl   … Und wandern mit dem Mond   … Ada, sprich mit mir   … Tag soll es werden   … Die Sonne soll die Zahlen fressen   … Zahlen schmelzen weg wie Plastik   … Ada,

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