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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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Dienstag, 13. September

    I ch bin ganz allein im Universum. Niemand versteht mich – außer vielleicht meine beste Freundin Kat. Aber seit wir uns wegen einer blöden Kleinigkeit verkracht haben, reden wir nicht mehr miteinander.
    Natürlich gibt es noch meine Mutter (sie ist unten in der Küche und macht Spaghetti Bolognese und es riecht superlecker). Aber mit ihr kann man einfach nicht über alles reden, und manchmal geht sie mir ganz schön auf die Nerven. Wie gerade jetzt.
    Heute ist mir in der Schule im Matheunterricht ein frecher Spruch rausgerutscht. Eigentlich keine große Sache. Echt nicht! Aber meine Mathelehrerin hat sich bei unserem Direktor beschwert, und der hat sich bei meiner Mutter beschwert, und jetzt kriege ich Fernsehverbot. Ich persönlich finde ja, dass man mit vierzehn zu alt für so einen Quatsch ist. Es müsste ein Gesetz geben, dass Eltern ihre Kinder ab, sagen wir mal, elf Jahren nicht mehr mit solchen unnötigen Verboten belästigen dürfen. Denn so was ist doch Mist!
    Jetzt verpasse ich heute Abend die neue Folge meiner Lieblingsserie One Tree Hill . Und die Wiederholung, die diese Woche läuft, auch. Ich darf sie noch nicht mal aufnehmen! Meine Mutter meinte, zur Not könne ich siemir ja nächstes Jahr auf DVD anschauen. Nächstes Jahr ! ... das ist ja noch ewig hin! Gut, auf DVD hat man die Originalstimmen der Schauspieler. Was mir aber nichts bringt, denn mein Englisch ist nicht gerade berauschend. So etwa klingt es, wenn ich The Anthem von Good Charlotte singe: » You-hu! Nowa, nowa, just like you ... nananananana, this is the anthem. Wasa wasa wa You-hu ... Dewon nana you! « Völliger Blödsinn natürlich.
    Aber echt mal, das Fernsehverbot ist doch total übertrieben! Nur weil ich mir einen winzigen Scherz mit unserer Mathelehrerin erlaubt habe, die seit Beginn des Jahres wirklich zum Kotzen ist. Immer mies drauf! Die ganze Zeit! Kaum sind wir im Klassenzimmer, da schreit sie uns schon an, dass wir niemals irgendwas kapieren werden, wenn wir uns nicht an ihre Ar-beits-me-tho-de halten.
    Ihre Arbeitsmethode:
    Madame Gagnon, unsere Mathelehrerin, unterrichtet ihr Fach, indem sie uns vorschreibt, welches Wort wir mit welcher Farbe unterstreichen sollen. Zum Beispiel: »Das Volumen eines Körpers ist die Größe des Raums – ›Größe des Raums‹ doppelt grün unterstreichen – die dieser Körper einnimmt. Absatz, zwei Zentimeter frei lassen.«
    Heute hat sie geschrien: »IHR MÜSST EUCH AN DIE AR-BEITS-ME-THO-DE HALTEN, SONST IST DER DAMPFER FÜR DIE MITTLERE REIFE ABGEFAHREN!«
    Darauf ich: »Dann nehmen wir halt den Zug.«
    Ein paar Leute haben zaghaft gelacht. Sie hat drohend gefragt: »Findet ihr das etwa komisch?« Woraufhin sich großes, oder vielmehr RIESIGES Unbehagen ausbreitete (»RIESIGES« doppelt rot unterstreichen!). Und dann hat sie mich zum Direktor geschickt.
    Das war mir wirklich wahnsinnig peinlich. Denn immer, wenn ich zu Monsieur Beaulieu (dem Direktor) ins Büro muss, weil ich was angestellt habe, bringe ich keinen Satz zu Ende, ohne zu heulen.
    Ungefähr so:
    Monsieur Beaulieu: »Warum bist du hier?«
    Ich: »Weil ich was gesagt habe, das i-hi-hich ...« (Der Rest des Satzes ist unverständlich, aufgrund von Schluchzern, verschluckten Wörtern, Schniefen usw.)
    Wie gesagt, superpeinlich!
    Ich bin also zu Monsieur Beaulieu ins Büro gegangen. Trotz meines Schluchzens hat er es geschafft, meinen Witz zu verstehen. (Ich hatte sogar den Eindruck, dass er schmunzeln musste. Keine Ahnung, ob das an meinem Geheule lag oder an meinem Witz.) Er hat meine Mutter angerufen, und die hat daraufhin beschlossen, dass ich heute nicht One Tree Hill gucken darf. Total gemein!
    Wenn sie mir zur Strafe das Abendessen gestrichen hätte, wäre ich zwar halb verhungert, aber das wäre trotzdem weniger märtyrerhaft gewesen. Ja, genau das ist es: Ich bin eine Märtyrerin!!! Gut, das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber auf jeden Fall kann meine Mutter knallhart sein. Sie hat zum Beispiel einen Putzfimmel, und hat mich sogar schon mal gezwungen, Seife zu essen!Na ja, eigentlich war es ein Versehen: Sie hat die Schokosoßenflasche mit der Spülmittelflasche verwechselt (keine Ahnung, wie sie das geschafft hat). Hinterher haben wir uns kaputtgelacht. Aus Rache habe ich sie gezwungen, selbst einen Löffel zu probieren. Sie hat so getan, als wäre es total lecker.
    17:19
    Meine Mutter ruft mich zum Essen.
    Ich habe einen Bärenhunger. Eigentlich bin ich jetzt doch ganz froh,

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